Mit Hofkonzerten hatte die Bürgerinitiative „Grüner Kiez Pankow“ sich gegen Verdichtung gewehrt. Sie ist Teil des mittlerweile  viel größeren Bündnisses für Nachhaltige Stadtentwicklung, dem Mieterinitiativen und Naturschutzverbände, aber auch Architekten  angehören. 
Mit Hofkonzerten hatte die Bürgerinitiative „Grüner Kiez Pankow“ sich gegen Verdichtung gewehrt. Sie ist Teil des mittlerweile  viel größeren Bündnisses für Nachhaltige Stadtentwicklung, dem Mieterinitiativen und Naturschutzverbände, aber auch Architekten  angehören.  Bürgerinitiative Grüner Kiez Pankow

Kurz vor Beginn möglicher Baumfällungen ab dem 1. Oktober hat sich ein Bündnis von Umweltverbänden und Mieterinitiativen für den Erhalt grüner Innenhöfe und eine geänderte Neubauplanung in Berlin ausgesprochen.

„Viele Bäume und Grünflächen sind akut gefährdet“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. „Und das, obwohl im Land Berlin seit 2019 die vom Senat ausgerufene Klimanotlage besteht.“ Senat und Bezirke sollten keine Rodung und Bebauung von Grünflächen, sozial genutzten Freiflächen und grünen Innenhöfen mehr zulassen. Der Senat solle ein entsprechendes Moratorium erlassen.

„Die Innenhöfe haben nicht nur erhebliche Bedeutung für Klimasicherheit und Artenvielfalt, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt und aktive Nachbarschaften in der Hauptstadt“, sagte die Sprecherin des Berliner Bündnisses Nachhaltige Stadtentwicklung, Britta Krehl. In dem Bündnis haben sich 30 Bürgerinitiativen aus Berlin zusammengeschlossen, die sich gegen Projekte der Nachverdichtung und Versiegelung zur Wehr setzen.

Berlin muss seine vorhandenen Grünflächen schützen 

„Solange nicht alle anderen Potenziale auf bereits versiegelten Flächen ausgeschöpft sind, dürfen begrünte Innenhöfe nicht bebaut werden“, fordert Carola Krauss vom Naturschutzbund (Nabu). 

„Die meisten Städte stehen vor dem Problem, dass sie mehr Grünflächen schaffen und mehr Bäume pflanzen müssen“, sagte Christian Hönig, Fachreferent für Baumschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND). Berlin ruhe sich auf seinem Ruf aus, die grüne Metropole Europas zu sein. „Mit diesem Pfund wird schnell gewuchert, noch schneller ist es verspielt“, warnt Hönig.

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„Wer mehr Wohnungen bauen will, muss auch dafür sorgen, dass es für die Menschen ausreichend Freiflächen gibt.“ Die Stadt müsse entsiegelt werden, um Regen speichern zu können, die noch bestehenden Lebensräume von Tieren und Pflanzen müssten aufgewertet und miteinander vernetzt werden, so Hönig.

Ost-Berliner Höfe  besonders von Nachverdichtung betroffen 

Von Nachverdichtungsprojekten sind nach Angaben der Initiativen insbesondere grüne Höfe im Osten Berlins betroffen. Da die DDR-Bauplanung vom Senat nicht anerkannt werde und neue Bebauungspläne bislang fehlen, würden die ursprünglich als Frei- und Grünflächen vorgesehenen Innenbereiche von Wohnanlagen seit einigen Jahren sukzessive bebaut.

„Wir brauchen qualifizierte Bebauungspläne, um begrünte Höfe in verdichteten Gebieten als grüne Lungen für die Stadt und das soziale Klima zu schützen“, sagte die Präsidentin der Berliner Architektenkammer Theresa Keilhacker. „Dachaufstockungen, durch gezielte Förderprogramme bezahlbar gemacht, können auch ein Weg aus diesem Dilemma sein“, argumentiert sie.

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Das Bündnis Nachhaltige Stadtentwicklung fordert Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und die Chefs der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen in einem Brief dazu auf, „eine konsequente Wende hin zu einer sozial und ökologisch nachhaltigen Wohnungsneubaupolitik in Berlin zu gestalten“.

Senat aufgeschlossen für höhere Bauten 

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zeigt sich aufgeschlossen für eine höhere Bebauung, verweist aber zugleich darauf, dass Flächen optimal genutzt werden sollten. „Wenn wir bezahlbaren Wohnraum schaffen und ökologisch verantwortungsbewusst mit den wenigen vorhandenen Flächen umgehen wollen, dann werden wir das nicht mit einer dreigeschossigen Bebauung schaffen“, so Behördensprecher Martin Pallgen. „Denn das hat eine Zersiedelung wertvoller Flächen zur Folge.“

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„Höher und dichter bauen heißt, dass weniger Fläche versiegelt werden muss“, so Pallgen. „Gerade der letzte Sommer in Berlin hat uns gezeigt, dass wir für mehr Klimaresilienz in der Stadt deutlich weniger Flächen verbrauchen dürfen als bisher. Jede Unterausnutzung von Grundstücken führt an anderen Stellen zu mehr Flächenverbrauch und zu größerem Druck auf bestehende Wohngebiete.“

Das Berliner Bündnis Nachhal0ge Stadtentwicklung vereint derzeit 30 Bürgerinitiativen, die sich in ganz Berlin mit Nachverdichtung und Versiegelung konfrontiert sehen und für eine nachhaltige Stadtentwicklung eintreten. Besonders der kreative Protest der Gruppe Grüner Kiez Pankow hatte Wirkung gezeigt, die Bebauung eines großen Areals im Schloßpark-Kiez konnte bisher verhindert werden.