Robo (45) betreibt das "Panenka" in Friedrichshain. Er versteht nicht so ganz, warum Gastronomen noch nicht öffnen dürfen.
Robo (45) betreibt das "Panenka" in Friedrichshain. Er versteht nicht so ganz, warum Gastronomen noch nicht öffnen dürfen. Foto: Markus Wächter

Betreiber von Restaurants, Kneipen und Hotels können über die beschlossenen Lockerung der Corona-Regeln überhaupt nicht lachen. Die ersten Geschäfte dürfen nächste Woche wieder öffnen, Friseure am 4. Mai, Gastronomen  nicht! Für sie  geht es nun um die Frage, ob sie überhaupt wieder aufmachen. In Berlin sind schätzungsweise 100 000 Beschäftigte  betroffen.

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Thomas Lengfelder, Chef vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Berlin, wirkt ziemlich angefressen. „Unsere Branche steht mit dem Rücken zu Wand. Jeder Tag, an dem wir öffnen können, ist ein guter Tag“, sagt er.

Ungerecht. Biergärten und große Restaurants können Abstands- und Hygiene einhalten und öffnen“

Thomas Lengfelder, Chef vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Berlin 

Lengfelder versteht nicht, warum bei der Entscheidung am Mittwoch niemand die  Gastronomie    im Blick hatte. „Ungerecht. Biergärten und große Restaurants können Abstands- und Hygiene einhalten und öffnen“, sagt er.

Dabei geht es nicht um die Frage, wann  wieder geschlemmt wird. In der Stadt gibt es etwa 20 000 Gastro-Betriebe (neben Restaurants auch Imbissbuden, Cafés und  Clubs) und 8000 Hotels.  Es geht um Tausende Jobs. Viele Wirte können derzeit auf Nachfrage genau vorrechnen, wie lange sie ohne Öffnung durchhalten. Norbert Raeder (51), Wirt vom „Kastanienwäldchen“ in Reinickendorf, sagt: „Wenn ich alles mit den Soforthilfen auf den Tisch  packe, noch bis Ende Juli, maximal August.“

Wenn Gäste  einen Tag im Voraus reservieren, sei eine Bewirtung mit Corona-Vorschriften überhaupt kein Problem,  ärgert sich Norbert Raeder. Er würde dann nur eine bestimmte Anzahl an Gästen reinlassen. „Warum traut man uns das in der Krise nicht zu? Viele Wirte sind verantwortungsvolle Menschen“, sagt er.

Fußballkneipe "Panenka" stellt auf Wochenende auf "Bier to go" um

In der „letzten Instanz“, Berlins ältester Kneipe (von 1621), rechnet man, noch maximal vier Monate durchzuhalten. Das Team will nun Speisen außerhalb des Restaurants verkaufen. Wirtin Anja Sperling bleibt   optimistisch. Die Gesundheit stehe für sie erstmal im Vordergrund.

Viele Kneipen können derzeit nur mit Spenden der Kundschaft optimistisch planen.  Robo (45), Wirt der Kneipe „Panenka“, musste  auch zu Spenden aufrufen. Er kalkuliert: „Ich  halte nur noch einen Monat durch.“ Der Wirt fühlt sich von der Regierung übergangen: „Auf meiner Terrasse haben die Gäste genug Abstand.“ Am Wochenende  will Robo Getränke und Speisen am Fenster verkaufen. To go also. Anders geht es nicht.