Berlin wird ausgebremst

Friedrichstraße: Die Einkaufsmeile ohne Abgase

Ein Abschnitt der Einkaufsmeile in Mitte wird in diesem Jahr sechs Monate testweise autofrei – und später vielleicht für immer.

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Viel Verkehr auf der Friedrichstraße in Mitte. Künftig sollen hier nur Fahrräder fahren.
Viel Verkehr auf der Friedrichstraße in Mitte. Künftig sollen hier nur Fahrräder fahren.

Heute bestimmen Autos auf der Friedrichstraße das Bild. Aber das soll sich ändern. Ein Abschnitt der Einkaufsmeile in Mitte wird in diesem Jahr sechs Monate testweise autofrei – und später vielleicht für immer.

„Abgase, Lärm, sommerlicher Hitzestress bei zu wenig Grün, anstrengendes Gedränge eingepfercht auf schmalen Gehwegen“: So beschreiben Verkehrsaktivisten die Einkaufstraße. Sie fordern, sie menschenfreundlicher zu machen – und erhalten Unterstützung aus dem Bezirksamt Mitte und der ebenfalls von den Grünen geleiteten Verkehrsverwaltung.

Um Mitbürger auf den Geschmack zu bringen, setzte das Bündnis „Stadt für Menschen“ im Dezember 2018 die stundenweise Sperrung eines kurzen Abschnitts durch. Im Oktober 2019 gab es eine umfangreichere Verkehrsunterbrechung, die sich auf ein Wochenende erstreckte. Der nun geplante Verkehrsversuch, der für den Senat „Voraussetzung für eine autofrei gestaltete Friedrichstraße“ ist, wird von Anfang Juni bis Ende November 2020 dauern.    

„Klares Votum für eine lebenswerte Stadt“

Das Teilstück zwischen der Französischen und der Leipziger Straße wird sechs Monate lang für Kraftfahrzeuge tabu sein. Für Radfahrer wird in der Mitte eine Zweirichtungs-Fahrspur markiert. Der Großteil der Fahrbahn soll aber den Fußgängern gehören. Für den Lieferverkehr gibt es an den Einmündungen der Seitenstraßen Haltebereiche. Erwogen wird zudem, die Querung der Kronenstraße von 5 bis 11 und 17 bis 21 Uhr für Lieferfahrzeuge freizugeben. Die Straße ist zu schmal, um sie zur Sackgasse zu machen. Geplant ist zudem ein verkehrsberuhigter Bereich am Checkpoint Charlie. So soll dieser „hoch bedeutsame Berliner Ort besser begehbar und erlebbar werden“, so der Senat.

„Der Autohass in unserer Stadt scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein“, sagte Frank Scholtysek von der AfD. „Statt sich von Fahrrad-Lobbyisten lenken zu lassen, muss die grüne Senatsverkehrsverwaltung zuerst Anwohner und Gewerbetreibende beteiligen“, forderte Oliver Friederici (CDU). „Senat und Bezirk scheinen das Ziel einer autofreien Innenstadt Ost zu verfolgen. Dabei gibt es dort zahlreiche Probleme, die gegen eine Fußgängerzone sprechen“, so Henner Schmidt (FDP). Für Stefan Lehmkühler von Changing Cities ist der Test dagegen ein „klares Votum für eine lebenswerte Stadt“.