Zwölf Bezirke, zwölf gute Nachrichten
Ganz Berlin redet über die Pandemie-Krise. Da übersieht man leicht, wie viel Schönes überall in den Kiezen unserer Stadt passiert. Menschen helfen einander, retten bedrohte Tierarten, pflanzen Bäume und spenden Geld für gute Zwecke. Der KURIER zeigt, worauf Berlin besonders stolz sein kann

Die schönste Stadt der Welt lässt sich von der Corona-Krise nicht unterkriegen. Das sieht man schon daran, dass überall in den Berliner Bezirken viel Gutes getan wird. Da sind die Initiativen und Einzelpersonen, die jetzt Solidarität beweisen – und sich für ihre Nachbarschaften stark machen.
Aber es gibt auch viele gute Nachrichten völlig abseits der Corona-Krise. In Lichtenberg werden Stadtbäume gepflanzt. In Kreuzberg eröffnet ein Markt für gerettete Lebensmittel, die sonst verkommen würden. In Reinickendorf können Autofahrer aufatmen, die sich bisher über dauerhaft zugeparkte Stellflächen ärgerten.
Das Leben geht weiter
An solchen Nachrichten zeigt sich, dass das normale Leben doch irgendwie weitergeht. Und wer dazu beiträgt, der wird von Politik und Behörden sogar belohnt. Der Bezirk Treptow-Köpenick etwa sucht Unternehmen, die sich durch besonders familienfreundliche Arbeitsbedingungen auszeichnen – in den schwierigen Zeiten von Homeoffice und Homeschooling, aber auch ganz grundsätzlich.
Eine schöne Belohnung erhalten haben bereits die Kassiererinnen eines Supermarkts in Wilmersdorf. Dort ging jetzt ein anonymer Umschlag ein, dessen Inhalt die vielbeschäftigten Mitarbeiterinnen sprachlos machte.
Berliner retten bedrohte Arten
Schwer gearbeitet wird in Berlin auch an einem wichtigen Thema, das vor Corona die Schlagzeilen beherrschte: Klima- und Umweltschutz. In Mitte läuft ein preisgekröntes Projekt zur Rettung der gefährdeten Wildbienen. Auf vier Pilotflächen entstehen Blumenwiesen, auf denen sich die bedrohten Brummer wohl fühlen sollen.
Auch das ist eine der Meldungen, die in diesen Zeiten manchmal unterzugehen drohen. Aber der KURIER hat sie natürlich für Sie im Blick: die guten Nachrichten aus allen zwölf Bezirken.
Marzahn-Hellersdorf: Der Bezirk kann in Zukunft viel Geld in wichtige Projekte stecken. Denn er hat in der Vergangenheit gut gewirtschaftet. Marzahn-Hellersdorf schließt die Haushaltsbilanz 2019 mit einem dicken Plus von knapp acht Millionen Euro ab. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) freut sich, dass der Großteil des Guthabens in den Haushalt 2021 einfließen kann. Das Geld soll etwa für die Tagesreinigung in den Schulen und für eine Personal-Aufstockung in der Verwaltung genutzt werden.
Neukölln: Das Citymanagement der „Aktion! Karl-Marx-Straße“ hat in der Corona- Krise eine Soli-Plattform für kleine Neuköllner Läden ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Wenn Online-Shopping – dann nur lokal!“ sollen Handel und Gastronomie im Kiez unterstützt werden. Auf der Internetseite www.deine-laeden-brauchen-dich.de können die Geschäfte neue Angebote vorstellen. Etwa, wenn sie einen „Drive-in“-oder Lieferservice einrichten. Kunden, die nicht immer nur bei Online-Riesen bestellen wollen, erhalten so nützliche Einkaufstipps.
Friedrichshain-Kreuzberg: In der Bergmannstraße gibt es jetzt einen Supermarkt für gerettete Lebensmittel. Das Start-up Sirplus ist der Betreiber. Die Firma hat es sich zur Aufgabe gemacht, überschüssige Lebensmittel von Herstellern und Großmärkten aufzukaufen – und sie vor dem direkten Weg in den Abfall zu bewahren. Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse werden dann „bis zu 80 Prozent günstiger“ an die Kunden weitergegeben. So verspricht es ein Schild im Schaufenster des neuen Kreuzberger Rettermarkts.
Treptow-Köpenick: Viele Unternehmen zeigen in der Corona-Krise, dass sie nicht nur Geld verdienen wollen. Die Chefs haben das Herz am rechten Fleck – und unterstützen Mitarbeiter, die in Zeiten von Homeoffice und Kinder-Notbetreuung doppelt belastet sind. Der Bezirk Treptow-Köpenick will dieses Engagement honorieren und „Familienfreundliche Unternehmen 2020“ auszeichnen. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 31. August. Die Preisträger erhalten eine Anerkennung in Höhe von 500 Euro.
Charlottenburg-Wilmersdorf: Eine anonyme Spende sorgt im Supermarkt „nah und gut“ an der Düsseldorfer Straße in Wilmersdorf für riesige Freude. Dort wurde jetzt ein Umschlag mit 250 Euro Trinkgeld für die Mitarbeiter abgegeben. Das Team um die fleißigen Kassiererinnen würde in der Corona-Krise „besondere Arbeit für die Gemeinschaft“ leisten. So stand es auf einem beigefügten Zettel. Diese Aussage kann man nur unterstreichen. Kassiererinnen und Regal-Auffüller sind auch in der Krise jeden Tag für uns da.
Reinickendorf: Einen Parkplatz zu finden, kann in Berlin eine Herausforderung sein. Vor allem, wenn sich ständig Dauer-Parker auf Stellplätzen breitmachen, die allen zur Verfügung stehen sollten. Der Bezirk Reinickendorf hat das Problem verstanden – und entschärft jetzt die Park-Situation am S-Bahnhof Hermsdorf. Die dortige Kurzparkzone wird zum 1. Mai erweitert, damit Kunden der umliegenden Geschäfte und Patienten der Arztpraxen besser parken können. Anwohner, die in der Kurzparkzone wohnen, können eine Ausnahmegenehmigung beantragen.
Lichtenberg: Die Bewohner des Bezirks Lichtenberg können sich über 150 neue Stadtbäume an Straßen und Plätzen freuen. Die Pflanz-Aktion soll bis Ende April dauern. Ermöglicht wird der Baum-Zuwachs von der Senatsverwaltung für Umwelt. Im Rahmen der „Stadtbaum-Kampagne“ konnten seit 2012 schon knapp 10 000 Bäume in ganz Berlin gepflanzt werden. Damit ein Stadtbaum neu eingesetzt und in den ersten Jahren besonders gepflegt werden kann, sind pro Baum 2000 Euro fällig. Bezirksbürgermeister Michael Grunst ist happy über das neue Grün.
Steglitz-Zehlendorf: Die Volkshochschule von Steglitz-Zehlendorf denkt nicht daran, in der Corona-Krise den Unterricht zu streichen. Die VHS-Kurse werden nun kurzerhand auf eine Internet-Plattform verlagert – die „vhs.cloud“. Lehrer und Kursteilnehmer treffen sich im Video-Chat, Vorträge werden als „Webinare“ im Online-Konferenzraum abgehalten. Und zwar zu den gewohnt günstigen VHS-Preisen. Angeboten werden etwa Sprachkurse, „kreatives Schreiben“ und Kurse zu klugen Geldanlagen.
Mitte: Gefährdete Wildbienen haben es in Mitte gut: Mit jetzt vier Pilotflächen nimmt der Bezirk an dem Projekt „Mehr Bienen für Berlin – Berlin blüht auf!“ teil. Gerade erst wurde eine frische Wildblumenansaat im Volkspark Rehberge ausgebracht. Von dieser Randfläche im Nordosten der sogenannten „Catcherwiese“ sollen sich weitere bienenfreundliche Pflanzenarten ausbreiten. So entsteht neuer Lebensraum für die Brummer. Das Gesamtprojekt in Berlin wurde jetzt mit dem Preis der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet.
Spandau: Der Bezirk Spandau und der ADFC stellen in der Corona-Krise eine Flotte von Lastenrädern für gemeinnützige Projekte bereit. In erster Linie sollen damit Angebote für Corona-Risikogruppen und Bedürftige unterstützt werden – und zwar kostenfrei. Die großzügige Leihgabe ist möglich, weil in der Krise alle kommunalen Verleihstationen für Lastenfahrräder geschlossen bleiben müssen. Ein erstes Berliner Projekt, das Lastenräder nutzen kann, ist die Berliner Tafel. Sie liefert jetzt gespendete Lebensmittel per Drahtesel an Bedürftige aus.
Tempelhof-Schöneberg: Die Museen Tempelhof-Schöneberg haben 15 Foto-Serien mit Fundstücken aus ihren Archiven geborgen. Sie werden anlässlich des diesjährigen Jubiläums von Groß-Berlin dem neuen Online-Portal „1000 x Berlin“ zur Verfügung gestellt. Auf der Website werden seit gestern insgesamt 1000 historische Berlin-Fotos gezeigt. Zu sehen ist, wie sich die Stadt von 1920 bis heute verändert hat. Ein Highlight des Portals ist die Foto-Serie zu queeren Lebensweisen in Schöneberg. www.1000x.berlin
Pankow: Die Berliner Stadtmission und der Sozialträger Horizonte helfen Obdachlosen durch die Corona-Krise. Sie verteilen in Pankow frische Lebensmittel, Hygieneartikel und Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Das Vorbild-Projekt braucht aber noch Unterstützung aus der Bevölkerung. Wer einen Wohnungslosen in Pankow bemerkt, der ein Hilfspaket dringend benötigt, kann sich bei Horizonte melden (E-Mail-Adresse: saky@horizonte.biz). Ein Team von Straßensozialarbeitern kümmert sich dann. Die Hilfspakete sollen die Bedürftigen schnell erreichen.