Coronavirus breitet sich weiter aus
Berlin rüstet sich zum Kampf gegen das Virus
Krisenstäbe arbeiten, Kliniken sind vorbereitet, nur in den Gesundheitsämtern fehlt Personal.

Die Coronafälle in Teilen Deutschlands zeigen: Es ist nur eine Frage der Zeit, dass das Virus auch nach Berlin kommt. In den Behörden der Hauptstadt arbeiten Krisenstäbe auf Hochtouren, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) schätzt die Lage als „hochdynamisch“ ein. Ihre Behörde empfiehlt älteren und chronisch kranken Berlinern, sich vorsorglich gegen Keuchhusten und Pneumokokken impfen zu lassen. Dies soll als zusätzliche Schutzmaßnahme dienen.
„Die bisherigen Erkenntnisse über das Coronavirus zeigen, dass besonders über 60-jährige Menschen und chronisch Kranke gefährdet sind“, teilt die Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mit. Keuchhusten und Pneumokokken zählten zu den häufigsten Erregern, die eine Infektion der Lunge auslösen können, heißt es. Käme dazu noch das Coronavirus, könnte es zu Komplikationen kommen, die Betroffenen besonders gefährden.

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„Da die Pandemie nach der Entwicklung in Italien auch in Deutschland wahrscheinlicher geworden ist, müssen wir neue Maßnahmen ergreifen, um besonders gefährdete Teile der Bevölkerung zu schützen“, sagt Gesundheitssenatorin Kalayci. „Die Situation ist hochdynamisch. Wir entwickeln unsere Maßnahmen und Empfehlungen stetig weiter, passen sie aktuellen Entwicklungen an.“ Aus diesem Grund tagte am Mittwochvormittag auch der Notfallstab „Corona“ der Gesundheitsverwaltung.
Wenn Coronavorus ausbricht, drohen Berliner Gesundheitsämtern Probleme
In einer Telefonkonferenz wurden neue Maßnahmen mit Experten der Kassenärztlichenvereinigung (KV) und den Gesundheitsämtern der Bezirke abgesprochen. Dazu gehört die Regelung, dass Berliner, die in den vergangenen zwei Wochen Kontakt zu Corona-Erkrankten hatten oder erste Symptome der Krankheit aufweisen, zuhause bleiben und das zuständige Gesundheitsamt telefonisch kontaktieren sollen. Der direkte Kontakt zu anderen Personen sollte vermieden werden.
Der Amtsarzt entscheide je nach Situation des Patienten über das weitere Vorgehen wie beispielsweise die Verhängung von Quarantäne im Verdachtsfall. Doch den Gesundheitsämtern der Bezirke drohen Probleme, sollte es zu einem Ausbruch des Coronavirus in Berlin kommen. „Fachlich sind sie alle gegen den Virus gut gewappnet. Die entsprechenden Notfallpläne werden ständig aktualisiert“, sagt Gudrun Widders, Vize-Chefin des Verbandes der Ärzte des öffentlichen Dienstes Berlin-Brandenburg.

Doch die Expertin, die auch Amtsärztin von Spandau ist, warnt: „Trotz der guten Vorbereitungen sind die Berliner Gesundheitsämter für den Ernstfall nicht personell gut aufgestellt“, sagt sie dem KURIER. „Es wird sehr schwierig, wenn wir eine ähnliche Situation wie in Norditalien bekommen.“ In den Gesundheitsämtern der Stadt sind etwa 500 der insgesamt 2000 Vollzeitstellen nicht besetzt, davon 55 Arztstellen.
Neben Kinderärzten oder Psychologen würden auch Hygienemediziner fehlen. Wie etwa im Gesundheitsamt Marzahn-Hellersdorf, wo die Hygieneabteilung unterbesetzt sei. Die zuständige Amtsärztin Marina Hänel erklärt, man wisse nicht, wie man mit zehn Mitarbeitern die Situation bewältigen solle, wenn sich in Berlin Infektionskrankheiten wie das Coronavirus ausbreiten.
Wenn Coronavirus nach Berlin kommt: Alle Kliniken seien für den Ernstfall gewappnet
Auch ihre Spandauer Amtskollegin sieht Probleme. Mit ihren acht Mitarbeitern könne die Behörde sich im Ernstfall um maximal zehn Coronafälle im Bezirk kümmern, so Widders. Steigt die Zahl, müssten andere Fachbereiche des Bezirksamtes oder Experten aus anderen Teilen der Stadt zur Hilfe mit herangezogen werden.
Laut Widder tagen seit Wochen bereits die Katastrophenschutz-Leitungen aller Bezirke zu Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Darin sind neben Vertretern der Gesundheits-, Sozial- und Ordnungsämtern auch Feuerwehr und Polizei dabei. In den Treffen wird unter anderem geprüft, wie viel Betten in Krankenhäusern im Ernstfall zur Verfügung stehen, oder wie Polizei und Feuerwehr zum Einsatz kommen, um die Berliner vor einer Ausbreitung des Virus zu schützen.

Von einer Abriegelung von Stadtteilen, so wie es am Dienstag der Innensenator Andreas Geisel (SPD) angekündigt hatte, sei man aber derzeit „noch meilenweit entfernt“, so ein Behördensprecher. „Die Auslösung des Katastrophenfalls steht momentan überhaupt nicht zur Debatte.“
Dies trete erst in Kraft, wenn laut Berliner Katastrophenschutzgesetz die Behörden der Hauptstadt nicht mehr in der Lage sein sollten, allein die Situation zu bewältigen und Hilfe aus anderen Bundesländern anfordern müsste. Laut Gesundheitsverwaltung seien alle Kliniken für den Ernstfall gewappnet, könnten Menschen mit Verdacht auf Coronavirus oder bestätigte Fälle isoliert unterbringen und behandeln, heißt es. „Im Falle einer Pandemie wäre jedoch die regelhafte Versorgung anderer Patienten eingeschränkt“, warnt der Klinik-Konzern Helios.