An einem Parlamentsgebäude in Brüssel hing dieses Riesenplakat mit dem Porträt Olivier Vandecasteeles und der Forderung nach seiner Freilassung.
An einem Parlamentsgebäude in Brüssel hing dieses Riesenplakat mit dem Porträt Olivier Vandecasteeles und der Forderung nach seiner Freilassung. Laura Dieffembacq/BELGA/AFP

Nach 455 Tagen Haft im Iran ist der belgische Entwicklungshelfer Olivier Vandecasteele (42) auf dem Weg in seine Heimat. Er kam offenbar im Austausch mit dem iranischen Diplomaten Assadollah Assadi frei, wie Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian verkündete. Vandecasteele war offenbar eine Geisel des Mullah-Regimes, denn Assadi saß wegen der Planung eines Sprengstoffanschlags in Haft.

Er half im Iran, das half ihm nicht

Vandecasteele, der aus der Stadt Tournai stammt, war nach Angaben der iranischen Justiz zu insgesamt 40 Jahren Haft und 74 Peitschenhieben verurteilt worden, wegen angeblicher Spionage, Kooperation mit den USA und Geldschmuggels.

Er war am 24. Februar 2022 in Teheran festgenommen worden, wo er von 2015 bis 2021 in führender Position für Hilfsorganisationen tätig gewesen war. Die belgischen Behörden hatten ihn gewarnt, dennoch war Vandecasteele noch einmal in den Iran gereist, um seine Wohnung aufzulösen.

Belgiens Außenminister Alexander De Croo twitterte auf Flämisch „Endlich frei“ und auf Französisch „Endlich bei uns“, dazu ein Foto, das Vandecasteele im Flugzeug vom Oman nach Brüssel zeigt. Im Oman, der den Austausch vermittelt hatte, war der sichtlich abgemagerte Mann medizinisch untersucht und für reisetauglich erklärt worden.

Der 2018 in Deutschland festgenommene Assadi (51)  wurde 2021 in Antwerpen zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil er nach Feststellung des Gerichts einen Sprengstoffanschlag auf eine Großkundgebung von iranischen Exil-Oppositionellen in Frankreich geplant hatte. Bis zuletzt beteuerte der Iran, dass Assadi unschuldig sei.

Der Prozess gegen Assadi und drei weitere Männer fand in Belgien statt, weil dort 2018 zwei Komplizen Assadis mit Zünder und Sprengstoff gefasst worden waren.

Iraner war in Deutschland gefasst worden

Assadi ist den Ermittlungen zufolge Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes, zu dessen Aufgaben die Beobachtung und Bekämpfung oppositioneller Gruppierungen innerhalb und außerhalb des Irans gehört. Es gilt deswegen als möglich, dass den Anschlagsplänen in Frankreich ein direkter staatlicher Auftrag zugrunde lag.

So wie 1992, als ein Killerkommando des Mullah-Iran im Berliner Lokal Mykonos vier kurdisch-iranische Oppositionelle erschoss

Die  These eines staatlichen Anschlagsplans vertritt auch die im Iran verbotene Oppositionsgruppe NWRI. Der Nationale Widerstandsrat Iran (NWRI) hatte die Großkundgebung am 30. Juni 2018 in Villepinte bei Paris organisiert. An ihr hatten auch zahlreiche westliche Unterstützer teilgenommen.  

Die iranische Regierung hatte bereits gegen die Festnahme von Assadi in Deutschland heftig protestiert, weil der Mann zum Tatzeitpunkt an der iranischen Botschaft in Wien als Diplomat akkreditiert war. Am 1. Juli 2018 war er an einer Autobahnraststätte bei Aschaffenburg in Bayern verhaftet und dann von Deutschland an Belgien übergeben worden.

Iranischer Geheimdienstmann war Diplomat in Wien

Die deutsche Justiz argumentierte, dass der Mann bei seiner Festnahme nicht unter diplomatischem Schutz gestanden habe, weil er sich außerhalb Österreichs auf einer Urlaubsreise befand. Die Bundesanwaltschaft hatte gegen Assadi einen Haftbefehl unter anderem wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Verabredung zum Mord erwirkt.

Derzeit liegen nach Worten der iranischen Regierung auch wieder Gespräche über einen Gefangenentausch mit den USA auf dem Tisch. 2016 kam der Washington Post-Journalist Jason Rezaian neben drei weiteren US-Bürgern frei. Im Gegenzug begnadigten die USA sieben Iraner, denen Verstöße gegen US-Sanktionen vorgeworfen wurden.