2018 schlug Vedad Ibisevic gegen den FC Bayern zu, erzielte für Hertha BSC beim 2:0 das wichtige erste Tor per Elfmeter gegen Manuel Neuer. 
2018 schlug Vedad Ibisevic gegen den FC Bayern zu, erzielte für Hertha BSC beim 2:0 das wichtige erste Tor per Elfmeter gegen Manuel Neuer.  Imago Images/Bernd König 

Am Sonnabend ist es wieder soweit: Der große FC Bayern kommt ins Olympiastadion. Dieses Mal nicht wie üblich als Tabellenführer der Bundesliga, aber als Zweiter und entschlossener Jäger des überragenden Spitzenreiters 1. FC Union. Die Kluft zwischen Bayern und Gastgeber Hertha BSC ist im Moment so groß wie die zwischen der Ampel-Regierung und der Opposition. Das war nicht immer so. Ein Blick in die Vergangenheit könnte der Mannschaft von Cheftrainer Sandro Schwarz etwas Mut machen. Dazu später.

Hertha BSC bietet wenig Attraktionen

Andrij Woronin erzielte 2009 beim 2:1-Sieg gegen den FC Bayern beide Tore für Hertha BSC.
Imago/Thorge Huter
Andrij Woronin erzielte 2009 beim 2:1-Sieg gegen den FC Bayern beide Tore für Hertha BSC.

Szenenwechsel. Vor einigen Tagen sah ich einen Bericht über die französische Fußball-Legende Zinedine Zidane. Mit einer spektakulären Lichtshow wurde im Pariser „Musee Grevin“ der einstige Weltstar als Wachsfigur präsentiert. Mir kam – so abwegig das klingen mag – dabei die Hertha, aber auch der Stadtrivale Union in den Sinn. Beim Klub aus Köpenick könnte man im Moment die gesamte Mannschaft samt Trainer als Wachsfiguren präsentieren, als neue Attraktion für Berlin-Touristen. Und die Hertha?

Die besaß keinen Weltstar, aber allemal gute Fußballer, die Berlin einst begeisterten. Rekordspieler Pal Dardai, Rekordschütze Michael Preetz oder der verrückte Marcelinho in Wachs? Warum nicht. Aber Hertha hat ja noch immer kein eigenes Vereins-Museum wie etwa der kommende Gegner FC Bayern – und das als im Moment ältester Klub der Ersten Bundesliga.

Hertha BSC prägten Trainer wie Dardai, Favre oder Röber

Deshalb bleibt mir nur übrig, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Hätte Hertha ein Museum samt Wachsfiguren-Kabinett ähnlich dem von Publikumsmagnet Madame Tussauds Unter den Linden, gäbe es Persönlichkeiten, die man in Wachs bewundern könnte – alle aber aus sportlich erfolgreicheren Zeiten. Mindestens sechs Trainer müssten dann auch zu sehen sein. Das sind diejenigen Spezies, die Hertha in unterschiedlichen Jahrzehnten in der Bundesliga gegen die übermächtigen Bayern zu zehn Siegen führten – bei insgesamt 74 Duellen seit 1968. Jürgen Röber gelang das sogar dreimal, gefolgt von Kuno Klötzer (2), Georg Kessler (2), Helmut Kronsbein, Lucien Favre und Pal Dardai (je 1).

Den erste Sieg datiert vom 30. Oktober 1969. Hertha, trainiert von Helmut „Fiffi“ Kronsbein, gewann in München mit 2:1. Ja, es gab sogar Momente, in denen Hertha die Bayern demütigten und ihnen tatsächlich die berühmten Lederhosen auszogen. Unter Trainer Georg Kessler, genannt der „Sir“, gelang im Februar 1975 der höchste Triumph. Obwohl die Bayern mit vier ihrer fünf Weltmeister von 1974 angereist waren (Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Sepp Maier, Gerd Müller/nur Ulli Hoeneß fehlte) gingen sie mit  1:4 unter. Sie verloren bei dichtem Nebel im Olympiastadion den Durchblick, den behielten aber die Herthaner. Erich Beer (2) und Wolfgang Sidka schossen die Tore, hinzu kam ein Selbsttor von „Kaiser Franz“.

Hertha BSC: Zuletzt ärgerten Duda und Ibisevic den FC Bayern 

Die Saison 1977/78 brachte ein Novum und ließ Berlins Anhang jubeln. Zuerst siegte Hertha im Oktober 1977 in München mit 2:0 durch Tore von Gerhard Grau und Bernd Gersdorff. Damals ahnte niemand, dass dieser Erfolg mittlerweile als „historisch“ gilt, weil er bis heute der letzte Sieg einer Hertha-Mannschaft in München geblieben ist! Auch das Rückspiel gewann Hertha unter Trainer Kuno Klötzer im März 1978 mit 3:1! Zwei Berliner Siege in einer Saison gegen Bayern gab es seitdem nie wieder.

In den drei letzten Erfolgen gegen den Liga-Krösus, die zeitlich weit auseinander liegen, stiegen die Torschützen Zecke Neuendorf und Pal Dardai zu Helden auf (2:1 im Dezember 2001), später schoss Andrej Woronin mit zwei Treffern den FC Bayern aus dem Stadion (2:1 im Februar 2009) und beim vorerst letzten Triumph (2:0 im September 2018) trafen Ondrej Duda und Vedad Ibisevic.

Es ist also an der Zeit für eine neue Großtat. Aber Fakt ist auch: Madame Tussauds muss noch auf Herthaner verzichten. Ein Zinedine Zidane im Berliner Trikot ist nicht in Sicht.

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