Gemeinsam sind wir stark: Bei Hertha BSC hat sich die Stimmung nach vielen Krisen um 180 Grad gedreht, aus Frust wird Lust. 
Gemeinsam sind wir stark: Bei Hertha BSC hat sich die Stimmung nach vielen Krisen um 180 Grad gedreht, aus Frust wird Lust.  imago/Contrast

Wie schnell sich die Dinge ändern! Vor ein paar Monaten stand Hertha BSC vor dem Abstieg, drohte den Hamburger SV als größten Witzverein Deutschlands abzulösen, nachdem sich Ex-Präsident Werner Gegenbauer und Investor Lars Windhorst eine Schlammschlacht lieferten und Fans beim Training sogar Spieler bedrohten. Und jetzt? Herrscht überall Lust statt Frust: Windhorst, Bernstein, Spieler und Fans: Das ist die neue Hertha-Welt.

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Wer das wilde wie spektakuläre 2:2 gegen Bayer Leverkusen am Sonnabend im Olympiastadion erlebte, wird sich gleich mehrfach verwundert die Augen gerieben haben: Statt einem biederen Kick, einer Mannschaft ohne Mut, einer aufgebrachten Fanszene und grimmigen Hertha-Bossen, die, wenn der Geldgeber überhaupt zugegen war, meilenweit entfernt von Lars Windhorst saßen, herrschte, so weit das Auge reichte, eine positive Stimmung. 

Die Fans ließen die Ostkurve bereits vor dem Anpfiff beben, trieben das Team von Trainer Sandro Schwarz an. Kay Bernstein, der neue Präsident, lächelte in die Kamera und hob den Daumen, als er von der Stadionregie eingefangen wurde. Und nach dem knapp verpassten Sieg gratulierte Windhorst („Great game. Great fight“) den Spielern, die nach Abpfiff in den Katakomben endlich mal wieder mit breiter Brust Rede und Antwort standen.

Hertha BSC wirkt wie ausgewechselt

Lebt das neue positive Gefühl vor: Hertha-Präsident Kay Bernstein (42). 
imago/Nordphoto
Lebt das neue positive Gefühl vor: Hertha-Präsident Kay Bernstein (42). 

Kurzum: Nach fast drei Jahren blau-weißer Tristesse wirkt Hertha auf allen Ebenen wie ausgewechselt. Für Schwarz, erst seit Juli im Amt, der Grundstein für sportlichen Erfolg: „Die Jungs spüren natürlich auch, dass die Stimmungslage drumherum im Klub anders ist. Das gibt jedem ein besseres Gefühl, wenn du morgens hier in die Kabine kommst. Wenn du weißt, dass hier etwas zusammenwächst, tut das der Gruppe, der Gemeinschaft einfach gut.“

So gut, dass Hertha zum ersten Mal nach 14 Versuchen im Jahr 2022 nach einem Rückstand noch punktete. Die neue positive Hertha-Welt hat für Schwarz daran großen Anteil. „Wir können viel über Gemeinschaft, über Widerstandsfähigkeit reden. Dennoch ist es wichtig, dass du, wenn du Widerstände hast im Spiel, dass du die dann so drehst, wie wir das gemacht haben. Die Erfahrung, dass du immer die Möglichkeit hast, zurückzukommen, ist enorm viel wert.“

Hertha ärgert sich über den Video-Beweis 

Wie es aussieht, wenn der Funke aus dem Umfeld auf den Rasen überspringt, sah man gegen Leverkusen. Ab der ersten Minute war der neue Mut zu spüren, immer wieder rannte Hertha mit Tempo und gutem Kombinationsspiel an, ließ sich auch durch das späte 2:2 nicht vom neuen Weg abringen.

Lediglich ein Handspiel verhinderte Herthas 3:2-Sieg. Das Nicht-Eingreifen des Video-Schiedsrichters brachte Schwarz auch einen Tag später noch mächtig auf die Palme. Herthas Cheftrainer erinnerte an das 0:1 in Mönchengladbach vor drei Wochen, als Hertha-Verteidiger Filip Uremovic nach Video-Beweis Gelb-Rot und Hertha einen Elfmeter kassierte. Damals leitete Dr. Matthias Jöllenbeck die Partie, der nun gegen Leverkusen im Kölner Keller saß und die gleiche Situation plötzlich ganz anders bewertete. Schwarz: „Es ist sehr frustrierend und fühlt sich ungerecht an, wenn die Interpretationen von Woche zu Woche unterschiedlich sind.“

Hertha-Trainer Sandro Schwarz fordert mehr

Doch selbst der VAR-Ärger lässt Schwarz das große Ganze nicht aus den Augen verlieren. Der Coach weiß aber auch, dass angesichts von fünf Punkten aus sechs Spielen noch längst nicht alles im Lot ist. Schwarz fordert deswegen: „Es bleibt dabei: Inhaltlich die Basics, die man gut macht, an denen gilt es weiter dran zu schrauben, nicht nachlässig zu sein.“

Die Dinge anzugehen, fällt in der neuen Hertha-Welt ganz gewiss wesentlich leichter ...

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