Hertha-Kolumne
Von Michael Preetz bis Suat Serdar: Hertha-Schicksal zwischen Traumtor und Fehlschuss
Der geniale Hackentreffer beim 1:0-Sieg in Augsburg hat das Zeug, um Geschichte zu schreiben. Tragische Fehlschüsse oder spektakuläre Tore hat es bei Hertha BSC schon oft gegeben.

An jedem Spieltag der Bundesliga sind meist viele Tore zu bewundern. Das Gros der Treffer vergisst man als Zuschauer oft recht schnell. Aber es gibt auch Tore - und auf der anderen Seite dramatische Fehlschüsse – die für viele Jahre sogar im kollektiven Gedächtnis haften bleiben, die über das Wohl und Wehe einer kompletten Saison entscheiden.
Vielleicht auch das jüngste Kunststück des Hertha-Profis Suat Serdar. Beim 1:0-Sieg in Augsburg verwandelte der Edeltechniker mit der Hacke die Vorlage von Marco Richter um Siegtreffer und tunnelte dabei auch noch Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz.
Michael Preetz bewahrte Hertha mit Fehlschuss vor dem Abstieg
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Ein genialer Einfall des 25-Jährigen. Sofort erinnerte ich mich an ein ähnlich spektakuläres Tor eines Hertha-Spielers, dass ich einst im Wildpark-Stadion zu Karlsruhe erlebte. Michael Preetz gelang im April 1998 bei einem 2:0-Erfolg beim KSC auch ein Hackentrick-Tor, ein „Vorläufer“ des Serdar-Treffers. Berlins Boulevardzeitungen adelten den Mittelstürmer danach in Anlehnung an brasilianische Ballkünstler als „Preetzinho“.
Einige für den Verein entscheidende Momente habe ich für immer sehr plastisch vor meinen Augen. So beeinflusste etwa ein Fehlschuss von Preetz einst Herthas Zukunft und seine eigene dazu.
Bryan Roy rettete Hertha-Trainer Jürgen Röber den Job
Am 8. Juni 1996, dem letzten Spieltag der Saison in der Zweiten Bundesliga, stürmte Preetz noch für den feststehenden Absteiger Wattenscheid 09. Hertha, auch akut abstiegsgefährdet, brauchte im Duell im Lohrheidestadion ein Remis, um nicht in der Drittklassigkeit zu versinken. Ich weilte gerade als Reporter bei der Europameisterschaft in England und rief alle zehn Minuten nervös bei einem Kollegen an, der Augenzeuge der Partie war. Zwei Minuten vor Abpfiff beim Stand von 0:0 bekam Preetz eine Riesenchance, vergab aber überhastet allein vor dem Berliner Tor. Später sagte er gern: „So dick war die Chance doch gar nicht!“ Ich habe mir die Szene später oft auf YouTube angesehen. Sein berühmter Fehlschuss bewahrte Hertha vor dem Absturz und Preetz, den Trainer Jürgen Röber nach Berlin holte, avancierte später zum Torjäger.

Kein Fehlschuss, sondern ein wunderbares Tor, rettete einst dem beliebten Röber den Job. Im Oktober 1997 zierte Aufsteiger Hertha das Tabellenende der Ersten Liga. Am 12. Spieltag musste die Mannschaft gegen den Karlsruher SC gewinnen, ansonsten würde Röber entlassen. Schon nach zwei Minuten ging der KSC im Olympiastadion in Führung. Es war dann der Holländer Bryan Roy, der mit einem wunderbaren Treffer, einem Traumtor aus spitzem Winkel, das ganz wichtige 1:1 schaffte. Am Ende siegte Hertha 3:1 und Röber blieb bis 2002 der Trainer. Roy aber ging als Trainer-Retter in die Geschichte ein.
Fehlschuss von 1860 München half Hertha
Noch spektakulärer geriet ein Fehlschuss zugunsten von Hertha. Wieder einmal schwebte der Verein im Mai 2004 in Abstiegsgefahr, hatte Hans Meyer in der Not verpflichtet. Am 14. Mai, dem vorletzten Spieltag, musste das Team bei 1860 München antreten. Ein Remis hätte zum Klassenerhalt gereicht. Im Abstiegsdrama gelang Herthas Alexander Madlung erst nach 82 Minuten der Treffer zum 1:1. Ich saß auf der Pressetribüne des Münchner Olympiastadions und wollte am liebsten die Uhr nach vorne drehen. Doch dann passierte das Unfassbare: Elfmeter für 1860 – in der 89. Minute. Stürmer Francis Kioyo trat an. Ich stand auf meinem Sitz, überlegte, ob ich hinschauen sollte oder nicht. Ich blickte dann doch dem Drama tapfer entgegen. Anlauf Kioyo, Schuss, der Ball zischte links neben den Pfosten. Hertha-Keeper Christian Fiedler trommelte mit den Fäusten auf den Rasen. Hertha blieb erstklassig, 1860 stieg ab.

Man sieht, tragische Fehlschüsse oder spektakuläre Tore, haben ganze Entwicklungen und Karrieren beeinflusst. Ich hoffe nun, dass Suat Serdars Treffer per Hacke eine enorme Bedeutung bekommt – als Auslöser für einen fulminanten Endspurt der Hertha mit Happyend.
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