Trainer Pal Dardai ahnt nach dem Debakel in Köln, dass er Hertha BSC diesmal nicht vor dem Abstieg retten kann.
Trainer Pal Dardai ahnt nach dem Debakel in Köln, dass er Hertha BSC diesmal nicht vor dem Abstieg retten kann. Team2/imago

Noch ist es nicht vorbei! Aber die Hertha-Hoffnung, im dritten Jahr nacheinander dem Abstieg in die Zweite Liga auf den letzten Drücker von der Schippe zu springen, geht nach dem desaströsen 2:5-Debakel beim 1. FC Köln gegen null. Trainer Pal Dardai bewahrt die Ruhe, rechnet aber mit dem Kader von Ex-Manager Fredi Bobic ab. Verdienter Hertha-Abstieg ? Zahlen lügen nicht!

Dardai ist und bleibt ein Ehrenmann. Der Ungar ahnt zwar, dass seine dritte Rettungsmission bei Hertha BSC diesmal nicht von Erfolg gekrönt ist. Dennoch stellte er sich nach dem Abpfiff demonstrativ vor seine Spieler: „Vielleicht war es mein Fehler, dass wir uns letzte Woche mit offensiven Sachen beschäftigt haben.“

2:5 – Hertha BSC kommt in Köln sogar glimpflich davon

Nach dem 2:1-Sieg gegen Stuttgart schöpfte Dardai Hoffnung, dass der Kader vielleicht doch die nötige Qualität besitzt, um den Klassenerhalt zu schaffen. Nach der trotz fünf kassierten Treffern noch glimpflichen Pleite gegen Köln sieht er das anders: „Das war einfach nicht gut genug.“

Sehen so Absteiger aus? Die Spieler von Hertha BSC am Sonnabend nach dem 2:5 beim 1. FC Köln.
Sehen so Absteiger aus? Die Spieler von Hertha BSC am Sonnabend nach dem 2:5 beim 1. FC Köln. Matthias Koch/imago

Keine halbe Stunde später fiel Dardais Urteil in den Kölner Katakomben noch deutlicher aus: „Es sind die einfachen Dinge: Mit welchem Tempo und mit welchem Willen laufe ich an? Wenn ich nicht bereit bin, mit vollem Tempo anzulaufen, dann haben wir ein Mentalitäts-Problem.“

Pal Dardai kritisiert den Kader von Ex-Manager Fredi Bobic

Dabei geht Dardai, ohne den Namen Fredi Bobic zu nennen, mit dem Ex-Manager hart ins Gericht: „Wir sind keine athletische Mannschaft. Der Gegner war schon vor dem Spiel überlegen. In jedem Konter sind wir viel zu langsam. So ist die Mannschaft eingekauft. Wenn Köln ins Tempo gegangen ist, hatten wir ein Riesendefizit.“

In der Tat ist die Transferbilanz von Bobic, der Dardai vergangene Saison nach nur 14 Spieltagen vor die Tür setzte und mit Herthas Rekordspieler noch nie grün war, eine Statistik des Grauens. Kaum ein Einkauf schlug ein, die meisten sind bereits wieder weg. Besonders die Defensive ist schlichtweg nicht bundesligatauglich, auch weil sie einfach zu klein ist.

Hertha BSC ist auf Schützenhilfe angewiesen

Das sah man einmal mehr in Köln. Hertha verlor im Schnitt zwei von drei Kopfballduellen. Ex-Stürmer Davie Selke setzte sich beim 1:0 sogar gleich gegen zwei Hertha-Profis durch. Dardai: „Mit diesen Werten kommst du in der Bundesliga nicht weit.“

Deswegen hat Hertha jetzt den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand, ist vielmehr auf die Schützenhilfe anderer Teams angewiesen. „Wir warten ab, was die Konkurrenz am Wochenende macht. Dann können wir reden, trainieren und uns hoffentlich auf ein Spiel vorbereiten, bei dem es noch um etwas geht“, fasst Dardai die Lage zusammen.

Abstieg von Hertha BSC scheint unvermeidbar

Bedeutet: Hertha bangt und zittert bis Sonntag, circa 17.20 Uhr, wenn der VfB Stuttgart gegen Leverkusen gespielt hat. Selbst wenn die Konkurrenten alle patzen, müsste Hertha die letzten beiden Spiele gegen Bochum sowie in Wolfsburg gewinnen und auf weitere Fehler der anderen hoffen.

Nur: Die Zahlen lügen nicht. Zwei Siege hat Hertha in dieser Saison noch nie in Folge geholt, auswärts sogar nur einmal gewonnen. Und überhaupt: In den vergangenen drei Krisenjahren gewann man nur neun von 50 Auswärtsspielen (0,74 Punkte im Schnitt), kassierte dabei 105 Gegentore. Herthas erster Abstieg seit zehn Jahren scheint diesmal wirklich unvermeidbar.

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