Serie: Die Väter des Hertha-Absturzes
Transferbilanz von Hertha BSC unter Kaderplaner Dirk Dufner war mehr als dürftig
Der KURIER hat eine Rangliste des Versagens bei den Blau-Weißen erstellt. Auf Platz 15: Ex-Kaderplaner Dirk Dufner.

Der Niedergang von Hertha BSC bahnte sich über vier Jahre an und endete mit dem Abstieg in die Zweite Bundesliga. Er ist die Folge eines kollektiven Versagens. Dennoch gibt es Protagonisten des Absturzes und Ereignisse, die den tiefen Fall beschleunigten. Platz 15: Kaderplaner Dirk Dufner.
Wenn ein Fußballklub extra eine neue Arbeitsstelle im Management schafft, sind die Erwartungen an die Person, die diesen Platz ausfüllen soll, groß. Im Schlepptau von Herthas Sportchef Fredi Bobic, der am 1. Juni 2021 als Geschäftsführer Sport einstieg, kam sofort Dirk Dufner nach Berlin. Der studierte Jurist mit Erfahrung als Sportdirektor bei 1860 München, beim SC Freiburg und bei Hannover 96 wurde als sogenannter Kaderplaner installiert – eine Stelle, die es zuvor bei Hertha noch nicht gab, bei einigen anderen Profiklubs aber schon.
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Der 55-Jährige war Ende der 1990er-Jahre Assistent der Geschäftsführung beim VfB Stuttgart. Zum gleichen Zeitpunkt stürmte Fredi Bobic noch für die Schwaben und gehörte zusammen mit Giovane Elber und Krassimir Balakow zum berühmten „magischen Dreieck“. Mehr als 20 Jahre später wurde Dufner so etwas wie der Schattenmann von Bobic in Berlin. In der Öffentlichkeit trat er nicht in Erscheinung, was in diesem Job auch nicht unbedingt notwendig ist. Bobic und Hertha hofften, vom Netzwerk Dufners profitieren zu können, der auch einige Jahre als Spielerberater tätig war. Zudem sollte er die Scouting-Abteilung im Blick behalten und eine enge Zusammenarbeit pflegen.
Dufner holte 20 neue Spieler zu Hertha BSC
In seine Zeit als Kaderplaner fielen die Transfers von zwanzig Profis. Die teuersten Spieler waren Suat Serdar (für acht Millionen Euro von Schalke 04), Marco Richter (für sieben Millionen Euro vom FC Augsburg) und Wilfried Kanga (für 4,5 Millionen Euro von Young Boys Bern). Von den zwanzig Zugängen entpuppten sich allerdings nur zwei als echte Verstärkungen: der junge dänische Torhüter Oliver Christensen und Außenstürmer Marco Richter. Beide stemmten sich vehement gegen den schon lange drohenden Abstieg.
Ein halbes Dutzend der von Dufner im Verbund mit Bobic geholten Profis zeigte durchschnittliche Leistungen. Dazu gehörten etwa Serdar, der sein großes Potenzial selten ausschöpfte, auch Ishak Belfodil, der 2022 schon wieder den Verein wechselte, Marc-Oliver Kempf (mit Höhen und Tiefen), Dribbelkönig Chidera Ejuke, Stürmer Wilfried Kanga oder der letzte Zugang Florian Niederlechner, der als erfahrener Profi auch in der Zweiten Liga bleiben will.
Hertha feuerte Dufner zwei Monate nach Bobic
Stevan Jovetic war unbestritten der beste Fußballer im Team, fiel aber wegen zahlreicher Verletzungen immer wieder aus. Schon seine Verletzungshistorie zuvor bei seinen prominenten Klubs (wie Manchester City, Inter Mailand, FC Sevilla) war sehr lang und auffällig. Von Dufner wurde das offenbar ignoriert.
Als Flops erwiesen sich viele Neu-Berliner, von denen die meisten den Verein längst verlassen haben oder nun verlassen werden. Die Transfers etwa des Südkoreaners Dong-jun Lee, des Franzosen Myziane Maolida, des Dauerverletzten Kelian Nsona (ohne Einsatzminute!) oder des Norwegers Fredrik Björkan erschlossen sich überhaupt nicht.
Auch das Talent Jurgen Ekkelenkamp, der Uruguayer Agustin Rogel oder die Leihgabe Ivan Sunjic erwiesen sich als zu schwach für die Bundesliga. Die Kritik am unausgegoren zusammengestellten Kader und am Kaderplaner wurde im Verlauf der Saison 2022/23 immer größer. Es mangelte an Führungsspielern und einer stabilen Achse. Leidtragende waren die Trainer Sandro Schwarz und zuletzt auch Pal Dardai.

Bei der Präsentation all dieser Profis hieß es stets von Sportchef Bobic, diese Spieler würden für Hertha BSC „brennen“. Dies stellte sich bei vielen Zugängen als Fehleinschätzung heraus. „Zecke“ Neuendorf, seit Februar Direktor Akademie und Lizenzspielerabteilung, sprach ihnen die Bundesligatauglichkeit ab, und Pal Dardai kritisierte heftig die fehlende Siegermentalität.
Kaderplaner Dirk Dufner, der sich eher als Kader-Verplaner herausstellte, wurde zwei Monate nach dem Aus für Fredi Bobic Ende März entlassen – zusammen mit Chefscout Babacar Wane und Kadermanager Johannes Waigand. Die Stelle des Kaderplaners wird bei Hertha nicht neu besetzt.
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