Hertha-Trainer Pal Dardai ärgerte sich über das Chaos in der ersten Halbzeit gegen Mönchengladbach und fordert, dass alle an einem Strang ziehen.
Hertha-Trainer Pal Dardai ärgerte sich über das Chaos in der ersten Halbzeit gegen Mönchengladbach und fordert, dass alle an einem Strang ziehen. Foto: O. Behrendt

Die wilden 90 Minuten beim 2:2 (1:2) gegen Borussia Mönchengladbach waren für jeden Blau-Weißen eine emotionale Achterbahnfahrt. Dass seine Elf mal wieder einen Auftritt zwischen Genie und Wahnsinn hinlegte, ließ Hertha-Trainer Pal Dardai (45) auch 16 Stunden später nicht kalt. Der Ungar warnt: „Mit Ego-Trips kann das ein böses Ende geben.“

Zunächst stellte sich Dardai am Morgen danach vor seine Mannschaft, die trotz 80-minütiger Überzahl und einer 1:0-Führung nur einen Punkt im Abstiegskampf sammelte. „Wir müssen nicht alles schlechtreden. Anders als im Derby war die Laufleistung okay“, sagte Dardai.

Lob fand der Ungar vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit, in der Hertha zumindest noch der Ausgleich gelang: „Das war eine gute Antwort. Wir hatten so viele Torchancen wie noch nie. Der Wille war da, die Mentalität. Leider hat es nicht für drei Tore gereicht.“

Auch Khedira ärgert sich

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So weit, so gut. Doch so eng, wie die Kiste im Tabellenkeller ist, so dicht liegen auch Dardais Emotionen beieinander. Der Ungar, zu seiner Zeit ein unermüdlicher Mannschaftsspieler, redete sich, angesprochen auf die Reaktion von 1:0-Torschütze Santiago Ascacibar (24) bei dessen Auswechslung in Rage. Der giftige Gaucho musste für Sami Khedira in der 57. Minute weichen, stapfte wütend vom Feld. Dabei würdigte er Dardai keines Blickes, klatschte ihn auch nicht ab.

„Das finde ich nicht okay. Wenn einer runterkommt und so ein Gesicht zieht, das ist respektlos. Nicht gegenüber dem Trainer, sondern gegenüber der Mannschaft“, ärgerte sich der Trainer. „Wunderbar, dass er ein Tor gemacht hat – aber soll ich mich bedanken bei ihm, oder was soll ich machen?“, sagte Dardai, der mit dem Argentinier die Sache in einem Vier-Augen-Gespräch aus der Welt schaffen will.

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Doch nicht nur Ascacibars Verhalten war dem Ungarn ein Dorn im Auge. Seit zwei Monaten predigt er gewisse Grundtugenden, die im Abstiegskampf überlebenswichtig sind, stellt sich immer wieder vor seine Spieler – und wird dennoch fast Woche für Woche von drei, vier Profis enttäuscht.

Enttäuscht: Herthas Spieler wussten, dass sie beim 2:2 gegen Mönchengladbach zwei Punkte verschenkt hatten.
Foto: O. Behrendt
Enttäuscht: Herthas Spieler wussten, dass sie beim 2:2 gegen Mönchengladbach zwei Punkte verschenkt hatten.

„Es funktioniert nur im Kollektiv. Das müssen manche noch begreifen“, warnte Khedira bereits direkt nach Abpfiff zu Recht.

Auch Dardai kritisierte das Spiel seiner Elf in der ersten Halbzeit nach der Roten Karte für Gäste-Keeper Jan Sommer. Denn die Blau-Weißen spielten frei nach dem Motto: Mit einem Mann mehr muss man weniger machen. „Wir hatten keinen Spieler, der das in die Hand genommen hat. Jeder ist ein bisschen geschwommen, obwohl wir einer mehr waren. Egal, was man da reingerufen hat, das haben sie nicht kapiert.“

Mentalität statt Panik 

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Im Mittelfeld verloren Ascacibar und Matteo Guendouzi sich aus den Augen und Hertha verlor damit den Zugriff. Im Angriff suchten Dodi Lukebakio und Matheus Cunha zu oft gleichzeitig den Weg durch die Mitte, statt die Überzahl zu nutzen und das Spiel breit zu machen. „Da wurden sie nervös. Das war 20 Minuten Chaos“, ärgerte sich Dardai und warnte: „Mit Ego-Trips kann das ein böses Ende geben.“

Das Einzige, was in den Wochen der Wahrheit und den Spielen gegen die direkten Kellernachbarn hilft, sei „pure Arbeit, Mentalität und vor allem keine Panik“. 

Hoffnung macht ihm vor dem anstehenden Duell gegen Mainz die gezeigte Moral. „Die hat gestimmt. Das sah in der zweiten Halbzeit nach Fußball aus. Das nehmen wir mit.“