Herthas Alex Alves traf im Jahr 2000 im Spiel gegen den 1. FC Köln aus 52 Metern und trug sich in die Geschichtsbücher ein. 
Herthas Alex Alves traf im Jahr 2000 im Spiel gegen den 1. FC Köln aus 52 Metern und trug sich in die Geschichtsbücher ein.  Imago/BK

Oft geriet Hertha BSC, so wie diesmal im Kampf um den Klassenerhalt durch die Quarantäne, in Not. Fast immer, und das soll Mut machen, ziehen die Blau-Weißen den Kopf aus der Schlinge. Hertha kann Wunder – Nr. 6.

Nicht schon wieder! Gerade sechs Tage ist es an diesem 30. September 2000 her, dass die Blau-Weißen eine historische Schlappe eingesteckt haben. Das 2:5 in Unterhaching ist nicht zu erklären, zumal es im sechsten Spiel gerade der erste Sieg für die Bayern ist. Alles ist im Heimspiel gegen Köln, den Aufsteiger, auf Wiedergutmachung aus. Doch dann das: Nach 28 Minuten führen die Geißböcke, mit fünf Pünktchen auf Abstiegsplatz 16 liegend, mit 2:0.

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Einer, den das so gut wie gar nichts angeht, steht mit am Anstoß: Alex Alves, mit einer Ablöse von 15,2 Millionen D-Mark (das sind 7,6 Millionen Euro) von Cruzeiro Belo Horizonte gekommen und der bis dahin teuerste Transfer der Vereinsgeschichte, überlegt erst gar nicht lange, sondern knallt die Kugel mit ganz viel Drall aus dem Mittelkreis Richtung Kölner Kasten. FC-Keeper Markus Pröll steht zu weit vor seinem Gehäuse und – drin ist der Ball durch den Zauberschuss eines Magiers. Keine 60 Sekunden nach dem 0:2 ist Hertha mit dem 1:2 wieder mitten dabei.

Als ob es dieses Tor-Turbos bedurft hätte, drehen die Blau-Weißen auf. Alves bereitet das 2:2 vor, das Michael Preetz nur eine Minute später erzielt. Dariusz Wosz, der Spielmacher, tütet mit einem Doppelpack den 4:2-Sieg ein. Hertha, gerade noch auf der Verliererstraße und auf dem Weg in eine mögliche Krise, klettert auf Tabellenrang 4 nur drei Punkte hinter Spitzenreiter Bayern München.

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Die genaue Messung ergibt, dass Alves seinen Zauberschuss aus einer Entfernung von 52 Metern abgefeuert hat. Dieser Treffer hinterlässt nicht nur bei den Kölnern Wirkung, sondern auch bei den TV-Zuschauern. Sie wählen es zum Tor des Jahres.

Niemandem haben die Fans ein solches Tor zugetraut, Alves aber schon, diesem ziemlich verrückten Kerl, der kaum ein Fettnäpfchen auslässt und für manche kuriose Begebenheit sorgt. Ins Herz haben sie ihn trotzdem geschlossen. Erst recht, als er an Leukämie erkrankt und alle ihm die Daumen für ein Happy End drücken. Diesen Kampf aber verliert Alves am 14. November 2012 sieben Wochen vor seinem 38. Geburtstag. Vergessen werden die Fans ihn nie, er ist einer für die Ewigkeit. Sein Tor des Jahres aber auch.