Teil 1 des Wunders: Hertha BSC besiegt Stuttgart und lebt!
Das Team von Trainer Pal Dardai gewinnt den Abstiegsgipfel und kann weiter auf den Klassenerhalt hoffen.

Teil eins des Hertha-Wunders ist geschafft! Die Blau-Weißen stoppen den freien Fall in Richtung Zweite Liga, gewinnen durch einen Kraftakt den ultimativen Abstiegsgipfel gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 (2:1) und wahren die Chance auf den Klassenerhalt. Mit nur noch drei, wegen der Tordifferenz eher vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ist klar: Hertha BSC lebt!
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und den Glauben an ihren Verein, das schier Unmögliche zu schaffen, verlieren echte Fans sowieso nie. Auch für Ex-Hertha-Profi Eyjolfur „Jolly“ Sverrisson (54), vor dem Spiel als Fahnenträger von Präsident Kay Bernstein geehrt, war unmittelbar vor dem Anpfiff klar, wie das Spiel gegen den VfB ausgeht: „Sieg“.
Hertha BSC hält dem Druck im Abstiegskampf stand
Herthas isländisches Orakel sollte Recht behalten: Nach dem Schlusspfiff und dem geschafften ersten Etappenziel auf dem Weg zum Klassenerhalt lagen sich die Spieler und das Trainerteam von Pal Dardai in den Armen. Ganz klar: Allen Herthanern fiel nach diesen 90 Minuten gleich eine ganze Tonne an Steinen vom Herzen.
Siegtorschütze Florian Niederlechner: „Pure Erleichterung. Ich bin einfach nur stolz auf die Jungs. So muss man im Abstiegskampf auftreten.“ Und auch Dardai war natürlich zufrieden: „Wir haben leidenschaftlich verteidigt und hatten eine gute Ordnung.“
Wie viel Druck da auf dem Bundesliga-Kessel namens Abstiegskampf war, merkte man beiden Teams zu Beginn an. Dardai hatte zwar für das erste von vier möglichen Endspielen mehr blau-weißen Offensivgeist versprochen. Mit offenem Visier ging Hertha das Alles-oder-Nichts-Spiel aber nicht an. Bis auf eine feine Direktabnahme aus rund 18 Meter von Lucas Tousart, der den Ball in der 12. Minute nur knapp neben den linken Pfosten setzte, waren Großchancen hier wie dort Mangelware.
Marc Kempf trifft für Hertha gegen Ex-Klub Stuttgart
Blieb der Torschrei den Hertha-Fans nach Tousarts Schuss noch im Hals stecken, brachte Marc Kempf das Olympiastadion mit einem wuchtigen Kopfball nach butterweicher Flanke von Marco Richter zum Beben – 1:0 (29.).

Die Führung gab Hertha allerdings nicht den erhofften Rückenwind. Im Gegenteil. Der VfB, unter Trainer Sebastian Hoeneß in der Liga noch ungeschlagen, brauchte keine zehn Minuten, um durch Serhou Guirassy zum 1:1 auszugleichen (38.).
Hertha jubelt gegen den VfB über ein Standardtor
Die Ostkurve quittierte das Gegentor mit Sprechhören. „Wir wollen euch kämpfen sehen“, hallte es durch das Stadion. Und die Spieler lieferten sofort und in ungewohnter Manier: Mit einem Standardtor! Niederlechner beendete seine blau-weiße Torlosigkeit seit seinem Winter-Wechsel aus Augsburg, touchierte einen von Dodi Lukebakio scharf vor das Tor getretenen Freistoß mit der Sohle und tunnelte so VfB-Keeper Fabian Bredlow zum 2:1 (45.+2).

Statt sich erneut hinten reindrängen zu lassen, kam Dardais Elf mit Schwung aus der Halbzeit. Dodi Lukebakio (50.) scheiterte nur knapp aus der Distanz. Gleichzeitig stand Hertha in der Defensive wie schon beim 0:2 beim FC Bayern sicher, ließ die Stuttgarter kaum in den Strafraum.
Lucas Tousart rettet Hertha mit Monster-Grätsche
Als es VfB-Verteidiger Hiroki Ito doch mal schaffte und plötzlich einschussbereit vor Hertha-Keeper Oliver Christensen auftauchte, spitzelte Tousart mit einer Monster-Grätsche den Ball im letzten Moment noch vom Fuß des Stuttgarters (71.).
Der VfB steckte nicht auf, kam durch Wataru Endo nochmals dem 2:2 gefährlich nah. Doch Hertha hielt sowohl dem physischen als auch dem psychologischen Druck stand und erfüllte die erste Pflichtaufgabe auf dem brutalen Weg zum Klassenerhalt mit Bravour.
Niederlechner verspricht: „Wir werden am Boden bleiben und in Köln (Freitag, 20.30 Uhr) alles reinwerfen. Wenn wir dort gewinnen, ist alles möglich.“
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