Sandro Schwarz, Trainer von Hertha BSC, diskutierte nach dem 0:1 gegen RB Leipzig mit Schiedsrichter Deniz Aytekin. 
Sandro Schwarz, Trainer von Hertha BSC, diskutierte nach dem 0:1 gegen RB Leipzig mit Schiedsrichter Deniz Aytekin.  Nordphoto/imago

Foul oder kein Foul, darum ging es gar nicht mehr. Dennoch hatte Hertha-Trainer Sandro Schwarz nach dem 0:1 gegen RB Leipzig mächtig Gesprächsbedarf mit Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der konterte in den Katakomben des Olympiastadions cool und brachte damit Schwarz noch mehr auf die Palme.

„Das war einfach leider schlecht verteidigt“ erklärte Aytekin und sagte über Schwarz: „Er war unzufrieden. Mit allem. Aber jeder darf seine Meinung äußern, kein Problem. Ich finde es aber schwierig, wenn man etwas pauschal raushaut.“

Worum es geht? Um das entscheidende Tor beim 0:1 (0:1) gegen RB Leipzig. Was war passiert? Nach einer Ecke war Mohamed Simakan zum Kopfball hoch gestiegen, Hertha-Keeper Oliver Christensen stand schlecht, zögerte zudem und zog gegen RB-Verteidiger den Kürzeren. Amadou Haidara stocherte den Ball im Getümmel über die Linie (39.). Aytekin zögerte, gab den Treffer zunächst und wartete danach minutenlang auf die Überprüfung durch den VAR Harm Osmers, was Schwarz an der Seitenlinie ausflippen ließ.

Die Szene brachte Sandro Schwarz gegen Schiedsrichter Deniz Aytekin auf die Palme: Hertha-Torhüter Oliver Christensen und das Duell gegen Mohamed Simakan. 
Die Szene brachte Sandro Schwarz gegen Schiedsrichter Deniz Aytekin auf die Palme: Hertha-Torhüter Oliver Christensen und das Duell gegen Mohamed Simakan.  Picture Point LE/imago

Schwarz Wutanfall in Richtung des vierten Offiziellen fingen Fernsehbilder ein: „Der ist völlig überfordert - auf beiden Seiten. Körpersprache katastrophal!“

Deniz Aytein bringt Hertha-Trainer Sandro Schwarz auf die Palme

Aytekin konterte nach Abpfiff: „Ich habe kein Foulspiel erkannt. Der Video-Assistent musste drei Sachen checken. Foulspiel: ja oder nein. Handspiel: ja oder nein, Abseits: ja oder nein. Deswegen hat es so ewig gedauert.“

Aytekin war mit seiner Ausführungen aber noch nicht fertig. Auf die Frage, ob der Torhüter im Fünfmeterraum nicht besonders geschützt sei, erklärte der Unparteiische: „Ja, vor zehn Jahren hat man vielleicht so etwas noch gepfiffen. Aber wir sind zehn Jahre weiter.“ Aytekin weiter: „Wenn ich Stürmer bin und vor dem Torhüter stehe, dann kann ich ihn schlecht foulen.“

Deniz Aytekin kritisiert die Abwehr von Hertha BSC 

Ob Letzteres stimmt, sei mal dahingestellt. Grundsätzlich hatte Aytekin die Situation aber richtig bewertet. Es war mehr ein Fehler von Christensen als ein Foul von Simakan. Und: Aytekin, der sonst eher kleinlich pfiff und in einem umkämpften und emotionalen Spiel mit fünf Verwarnungen allerhand zu tun hatte, stellte sich nicht nur den Fragen der Medien, sondern erklärte seine Bewertung auch den Spielern auf dem Platz. Allen voran Christensen. Nicht üblich und durchaus löblich. 

Dass man nicht Foul pfeifen muss, sieht auch Schwarz mit etwas Abstand so. „Ich finde das Tor kann man geben. Das habe ich ihm auch gesagt“, gestand Herthas Trainer aufgekratzt. Dennoch kritisierte er Aytekins Entscheidung:  „Ich bleibe dabei: Wenn er diese Spielsituation zu 100 Prozent richtig sieht, dann bin ich der festen Überzeugung, dass er, wie in der Vergangenheit oftmals der Fall, Foul pfeift, wenn ein Torhüter angegangen wird.“

Sandro Schwarz hadert mit Entscheidung von Deniz Aytekin

Für Schwarz ging es vor allem aber darum, wie die Entscheidung zustande kam: „Der Ball liegt im Netz, Leipzigs Spieler jubeln und gefühlt 15 Sekunden weiß keiner Bescheid, was los ist. Darüber habe ich mich aufgeregt. Der Schiri kann die Situation hinterher erklären, aber er hat die Szene niemals in dieser Situation so (kein Foulspiel, d. Red.) interpretiert, sondern gar nicht gesehen. Sonst hätte er direkt auf Tor entschieden. Ich finde, er war in dieser Situation nicht überzeugend. Dabei bleibe ich. Das ist ärgerlich.“

Schwarz gestand zwar: „Aytekin schätze ich mit Sven Jablonski als den besten Schiedsrichter in Deutschland ein“. Auf dessen Meinung, dass „es einfach schlecht verteidigt war“, wollte Herthas Trainer aber lieber nicht weiter eingehen. Schwarz biss sich gefühlt auf die Zunge und erklärte nur vielsagend: „Dass ein Schiedsrichter dann sagt, dass wir uns hätten besser anstellen sollen, das muss er beantworten, warum er solche Aussagen trifft.“

Aytekin ließ sich vom ganzen Zoff nicht beeindrucken. Besonders die Kritik an seiner Körpersprache nahm der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter mit Humor: „Das Problem ist: Ich bin schon 44. Vielleicht schaue ich zu alt aus. Ich werde jetzt an meiner Körpersprache arbeiten.“

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