„In der Trainerkabine geweint“
Russland-Exit von Sandro Schwarz: Mein Moskau, meine Hertha, meine Leute
Der neue Cheftrainer von Hertha BSC spricht über seine Zeit bei Dynamo Moskau während des Angriffskriegs in der Ukraine, seine Spielidee, sein Team und seinen Plan mit Prince Boateng.

Sandro Schwarz (43) hat es sich nicht leicht gemacht. Herthas neuer Cheftrainer blieb auch nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Trainer bei Dynamo Moskau. Nach seinem Russland-Exit sprach er erstmals über das Erlebte und verrät, auf was sich Fans freuen und Spieler bei Hertha BSC gefasst machen können. Sandro Schwarz: Mein Moskau, meine Hertha, meine Leute.
Schwarz ergriff gleich zu Beginn seiner ersten Medienrunde das Wort. Und hatte eine emotionale Botschaft: „Ich verurteile Russlands Angriffskrieg. Nach dem 24. Februar (Beginn des Krieges, Anm. d. Red.) hat sich alles verändert. Ich habe mich täglich hinterfragt und jeden Tag eine innere Zerrissenheit gespürt.“
Dennoch hat Schwarz Verständnis für kritische Fragen: „Die Erwartungshaltung, nach Deutschland zurückzukehren, habe ich gespürt.“ Sportliche oder gar finanzielle Gründe hätten dabei keine Rolle gespielt, sondern allein sein Verantwortungsgefühl für seine Spieler und die Klub-Angestellten, wofür er bereits von seinem ukrainischen Co-Trainer und Ex-Hertha-Profi Andriy Voronin (42) gelobt wurde. Schwarz: „Wichtig war bei den vielen schrecklichen Bildern aus der Ukraine zu erfahren, welche Haltung der Klub hat. Und da kann ich nur sagen: Die Menschen aus dem Dynamo-Umfeld sind gute Menschen, die eine klare Haltung haben, wie wir alle zu dem Thema.“
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Sandro Schwarz weinte in Russland in der Trainerkabine

Mutig: Russlands Nationalspieler und Dynamo-Stürmer Fedor Smolov (32) sprach sich als einer der ersten Profis öffentlich gegen den Krieg aus. Schwarz offen: „Ich habe mit ukrainischen und russischen Spielern in meiner Trainerkabine geweint. Zukunftsängste, das Gefühl der Abspaltung von der restlichen Welt – das haben alle in meinem Umfeld gespürt.“
Der Krieg habe auch das Leben in Moskau verändert. Der zweifache Familienvater: „In der Schule war auch nichts mehr wie es war. Die Ängste. Das haben alle gespürt im Umfeld. Jeder hatte seine eigenen Schicksalsschläge mit Verwandten, mit Freunden in der Ukraine.“
Ende März und vor dem Hertha-Angebot habe er entschieden, im Sommer nach Deutschland zurückzukehren. Schwarz: „Ich habe noch viele Freunde in Russland. Aber ich bin extrem erleichtert, dass diese Drucksituation in meinen Leben beendet ist.“
Schwarz will mit Hertha Tempo-Fußball spielen

In Berlin will er nach eineinhalb Jahren in Russland mit Hertha BSC sportlich für Schlagzeilen sorgen. Schwarz unterschrieb bis 2024 und hofft, mit seiner Spielidee eine Aufbruchsstimmung zu schaffen. Mit Leidenschaft und Emotionalität, die er bei seiner ersten und einzigen Bundesliga-Station beim 1. FSV Mainz 05 bereits vorgelebt hat. Schwarz: „Wir werden vom ersten Tag an viel Energie auf dem Platz spüren. Ich bin für sehr aktiven, vorwärtsgewandten Fußball. Dafür stehe ich.“
Für die Umsetzung entscheidend: Das vorhandene Personal. Schwarz verrät, dass er seit der Rettung in der Relegation mit Bobic in Kontakt steht. Dabei ist klar: Bis zum offiziellen Trainingsstart am 20. Juni kommt mit Herthas aufgeblähtem Kader noch viel Arbeit auf ihn zu.
Hertha BSC: Schwarz kündigt Gespräch mit Boateng an
Eine Baustelle: Die Zukunft von Prince Boateng. Der 35 Jahre alte Routinier will noch eine Saison dranhängen. Ob er darf? Schwarz hält sich bedeckt: „Wir werden ein persönliches Gespräch führen und auch kein Gespräch am Telefon. Sondern einfach ein offenes, ehrliches, persönliches Gespräch führen. Und dann werden wir die Entscheidung treffen.“
Klar ist dagegen, mit welchen Trainerteam er die Mission Wiederaufbau bei Hertha BSC angeht. Es wird eine Moskau-Mainz-Hertha-Connection. Von Dynamo kommen Co-Trainer Volkan Bulut (40) und Video-Analyst Daniel Fischer (28), mit Co-Trainer Tamás Bódog (51) arbeitete Schwarz bei den 05ern zusammen, Vedad Ibisevic (37, Stürmer), Andreas Menger (49, Torhüter) und Henrik Kuchno (48, Athletik) bleiben an Bord.
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