Vorbereitung auf Dortmund statt freie Tage: Hertha-Trainer Felix Magath ließ seine Spieler am Sonntag nach der Mainz-Pleite trainieren.
Vorbereitung auf Dortmund statt freie Tage: Hertha-Trainer Felix Magath ließ seine Spieler am Sonntag nach der Mainz-Pleite trainieren. Imago

Es ist nicht zu fassen, obwohl diese Hängepartie um den Klassenerhalt wie die Faust aufs Auge zu dieser völlig verkorksten Hertha-Saison passt. Zweimal war alles angerichtet, zweimal versemmelte das Team von Trainer Felix Magath die besten Matchbälle im Kampf gegen den Abstieg. Die Konsequenz: Trotz drei Punkten Vorsprung auf den VfB Stuttgart und Relegationsplatz 15 steht Hertha BSC vor dem letzten Bundesligaspieltag vor einer Zitter-bibber-Bammel-Woche!

Diesen letzten Beleg hätte es wahrlich nicht mehr gebraucht. Permanent und vehement hatte Felix Magath mit all seiner Erfahrung von mehr als 500 Bundesligaspielen an der Seitenlinie vor einer möglichen Relegation gewarnt. Davor, dass Herthas Kampf um den Klassenerhalt nach den beiden Siegen in Augsburg und gegen den VfB noch nicht vorbei sei.

Davor, dass der direkte Konkurrent aus Stuttgart beim bereits gekürten Meister FC Bayern noch punkten könnte. Davor, dass Hertha doch noch in die Relegation muss. Und auch davor, dass die Aufgabe bei Hertha BSC tatsächlich die schwerste in seiner schillernden Trainerkarriere ist. Magath: „Ich hätte diesen Beweis nicht gebraucht und wäre glücklich gewesen, den Klassenerhalt gegen Mainz zu feiern.“

Hertha BSC hat sich das Zittern selbst eingebrockt

Hertha-Trainer Felix Magath (68) ärgerte sich am Sonnabend gegen Mainz (1:2) über die Leistung seiner Spieler und den vergebenen Matchball im Abstiegskampf.
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Hertha-Trainer Felix Magath (68) ärgerte sich am Sonnabend gegen Mainz (1:2) über die Leistung seiner Spieler und den vergebenen Matchball im Abstiegskampf.

Pustekuchen! Seit Sonntagabend sollte jedem klar sein, dass Magath (68) auch nach fast einem Jahrzehnt Bundesliga-Pause weiterhin ein feines Gespür dafür hat, wie die Dinge im Fußball eben so laufen können. Durch das 2:2 der Stuttgarter beim FC Bayern haben sich die Vorzeichen einmal mehr massiv verändert. Galt Hertha vor zwei Wochen als so gut wie gerettet, ist das nervenaufreibende Nachsitzen in der Relegation wieder ein überaus realistisches Szenario.

Bei allem verständlichen Naserümpfen über den Ibiza-Trip einiger Bayern-Stars in der Vorwoche: Dass Herthas Nervenkrieg weitergeht, hat sich Magaths Mannschaft selbst eingebrockt. Noch heute erleidet jeder Hertha-Fan ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln, wenn er an die vergebene Mega-Chance in Bielefeld denkt, als Maxi Mittelstädt und Luca Wollschläger allein auf das Tor zuliefen und den 99,9-prozentigen Matchball verdaddelten. Ganz zu schweigen von den 70.000 Fans, die am Sonnabend ins Olympiastadion strömten und bereit waren, trotz allen Qualen einen positiven Schlussstrich unter eine erneut miese Saison zu ziehen.

Hertha droht in Dortmund Nachsitzen im Abstiegskampf

Felix Magath lag mit seinen Prognosen über Hertha BSC bisher immer richtig. Ändert sich das nicht, muss Hertha im Abstiegskampf zum Nachsitzen in die Relegation.
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Felix Magath lag mit seinen Prognosen über Hertha BSC bisher immer richtig. Ändert sich das nicht, muss Hertha im Abstiegskampf zum Nachsitzen in die Relegation.

Doch aller Magath-Warnungen zum Trotz: Seine Spieler schienen sich ihrer Sache zu sicher. Magath über das 1:2 gegen Mainz: „Wir haben es aufgrund der Situation wieder mehr spielerisch probiert und den Kampf und den Einsatz vermissen lassen.“ Mittelfeldmann Prince Boateng stimmte zu, probierte aber, den Schalter im Nervenkrimi wieder umzulegen: „Wir haben immer noch die große Chance – da müssen wir probieren, positiv zu sehen.“

Die Ausgangslage ist klar: Boateng und Co. haben den Klassenerhalt weiter in der Hand, müssen aber nun bei Borussia Dortmund (Sonnabend, 15.30 Uhr) punkten. Sonst droht Hertha bei einem Heimsieg des VfB Stuttgart im Parallelspiel gegen den 1. FC Köln doch noch die Relegation – womöglich gegen den Hamburger SV, was, na klar, Magath bereits seit Wochen und trotz des Vorsprungs prophezeit.

Hertha-Spieler müssen Felix Magath widerlegen

Um das Worst-Case-Szenario zu vermeiden, greift Magath ein letztes Mal in die Psycho-Trickkiste. Der Trainer-Guru stachelt seine Spieler an, indem er ihnen die freien Tage strich – und ihnen in Dortmund nicht viel zutraut: „Wir spielen gegen den Tabellenzweiten, wir sind Tabellen-15. Als Profi, für den ich mich halte, bereite ich mich auf den schlechtesten Fall vor.“

Bisher behielt Magath mit seinen Prophezeiungen immer recht. Höchste Zeit für alle Hertha-Profis, ihren Trainer und Relegations-Orakel endlich mal zu widerlegen. Sonst geht die Zitter-bibber-Bammel-Woche sogar noch in die Verlängerung ...

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