Herthas Aufsichtsratsmitglied Jens Lehmann schießt sich mit einem Rassismus-Kommentar gegen Dennis Aogo (r.) ins Abseits.
Herthas Aufsichtsratsmitglied Jens Lehmann schießt sich mit einem Rassismus-Kommentar gegen Dennis Aogo (r.) ins Abseits. dpa

Jens Lehmann eckt immer wieder an. Nun aber hat der ehemalige Nationaltorhüter und Berater von Hertha-Investor Lars Windhorst den Bogen überspannt und schießt sich mit einem Rassismus-Ausfall völlig ins Abseits. Windhorst und Hertha BSC reagierten sofort: Lehmann ist seinen Job als blau-weißes Aufsichtsratsmitglied los.

Was war passiert? Ex-Profi Dennis Aogo ist seit geraumer Zeit als TV-Experte für den Sender Sky aktiv. So auch am Dienstagabend bei der Berichterstattung zum Champions-League-Halbfinale zwischen Manchester City und Paris St. Germain (2:0).

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Zum Eklat kommt es nach der Sendung: Kurz vor Mitternacht veröffentliche Aogo einen Screenshot seines Handy-Displays bei Instagram. Darauf zu sehen: Ein Nachrichtenverlauf zwischen ihm und Lehmann. Darin fragt Lehmann samt Smiley und Rechtschreibfehler: „Ist Dennis eigentlich euer qotenschwarzer?“

Jens Lehmanns Nachricht sollte wohl nicht an Dennis Aogo gehen

Aogo schreibt daraufhin: „WOW, dein Ernst? Die Nachricht war wohl nicht an mich“.

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Diese Nachricht von Herthas Jens Lehmann teilte Dennis Aogo auf Instagram.
Diese Nachricht von Herthas Jens Lehmann teilte Dennis Aogo auf Instagram. Instagram

Der Bild-Zeitung sagte Lehmann: „Ich habe bereits mit Dennis telefoniert und ihn um Verzeihung gebeten, wenn meine Äußerung despektierlich rübergekommen ist. Sie war überhaupt nicht so gemeint, sondern positiv.“

Lars Windhorst feuert Jens Lehmann 

Aha. Lehmann weiter: „Da er als Sky-Experte fachkundig ist und in seinem Auftreten sehr stark. Und deshalb auch die Quote erhöht. Das wollte ich damit sagen, aber war von mir unglücklich ausgedrückt.“

Danach schiebt Lehmann noch hinterher, was danach klingt, als hätte er vielleicht die Nachricht gar nicht selbst verfasst: „Da die WhatsApp von meinem Handy rausging, übernehme ich die Verantwortung dafür. Es war eine private Nachricht.“

An wen Lehmann die Nachricht tatsächlich schicken wollte, beantwortete er nicht.

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Hertha-Präsident Werner Gegenbauer begrüßt Entlassung

Doch die Entschuldigung half nichts mehr. Lehmanns Entgleisung kostete ihn seinen Berater-Vertrag bei Windhorsts Firma Tennor. Damit sitzt Lehmann ab sofort nicht mehr in Herthas Aufsichtsrat.

Präsident Werner Gegenbauer begrüßte die Entlassung: „Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt. Hertha BSC distanziert sich von jeglicher Form von Rassismus.“

Dabei war es nicht das erste Mal, dass der mittlerweile 51 Jahre alte Ex-Keeper aus der Rolle fällt. Zu Beginn der Corona-Pandemie irritierte er mit verharmlosenden Aussagen über die gefährliche Lungenkrankheit: „Solange die Symptome nicht so schlimm sind, denke ich, müssen die Spieler damit zurechtkommen“, forderte er im britischen Fernsehen. Lehmann damals weiter: „Wir haben viele Spieler, die tatsächlich infiziert waren, und die meisten von ihnen zeigten nicht einmal Symptome. Ich denke also, für junge, gesunde Menschen mit einem starken Immunsystem ist das keine so große Sorge.“

Hertha distanzierte sich damals von den Aussagen. Lehmann spreche nicht repräsentativ für die Blau-Weißen: „Denn er spricht ja von ‚einigen Spielern‘, bei Hertha BSC hatten wir bisher lediglich einen Fall.“ Mittlerweile hat es Hertha BSC bekanntlich schlimmer erwischt. Nach vier positiven Corona-Fällen musste das gesamte Team in Quarantäne. Für den schwer an Covid-19 erkrankten Torhüter Rune Jarstein ist die Saison sogar gelaufen. 

Jens Lehmann erntet Häme und Kritik

Bereits einen Monat zuvor sorgte Lehmann für Aufsehen, als er in der Sport1-Sendung „Doppelpass“ mehr Fans in den Stadien forderte: „Diese Frage hat mir auch noch keiner beantworten können, warum in einem Stadion wie der Allianz Arena, wo 70.000 Leute reinkommen, warum man da nicht 20.000 reinstecken kann." Bei einem „Abstand von zehn Metern“ würden sich Fans im Stadion „wahrscheinlich nie in die Quere kommen“.

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Während Sportmediziner und Pandemie-Experten Lehmann für seine verharmlosenden Aussagen kritisierten, erntete der frühere Bundesliga-Profi in den sozialen Medien Häme und Kritik.

Als er sich kurze Zeit später selbst mit Covid-19 infizierte, zeigte sich Lehmann immerhin ein bisschen geläutert: Er habe „anderthalb Tage an Husten und leichtem Fieber gelitten. Gefährdete Menschen müssen natürlich aufpassen. Es hilft wahrscheinlich auch, einigermaßen gesund zu leben“.