Corona-Irrsinn in Norwegen

Politiker bringt Jarstein um seine WM-Chance

Teilen
Torwart Rune Jarstein durfte bis Donnerstag noch mit Norwegens Nationalteam trainieren, danach musste die gesamte Mannschaft wegen eines Corona-Falls in Quarantäne.
Torwart Rune Jarstein durfte bis Donnerstag noch mit Norwegens Nationalteam trainieren, danach musste die gesamte Mannschaft wegen eines Corona-Falls in Quarantäne.imago images/Bildbyran

Bitterer geht es kaum noch! Herthas Torwart Rune Jarstein (36) wurde mit seinen Norwegern in der Nations League ausgebremst. Nicht vom Gegner, sondern vom Gesundheitsminister seines Landes. Der Politiker verbot die Ausreise zum Länderspiel in Rumänien. Damit schrumpfen Runes WM-Hoffnungen.

Jarstein stand Sonnabend um kurz vor 21 Uhr mit Rucksack mit seinem Wikinger-Team am Osloer Flughafen Gardermoen. Doch zum Einstieg in den Flieger kam es nicht. Norwegens Gesundheitsminister Bent Hoie erteilte kurz vor dem Take-off höchstpersönlich ein Ausreiseverbot wegen eines Corona-Falls in der Mannschaft. Jarstein und Dortmunds Stürmer Erling Haaland, der Sonnabend gegen Hertha spielen will, waren plötzlich im totalen Corona-Chaos.

Norwegen ist das einzige Land der Welt, dass sich nicht an die Hygieneregeln der Fifa und der Uefa hält, und muss dafür eine Niederlage am Grünen Tisch hinnehmen. Das ausgefallene Spiel wird wohl als Sieg für Rumänien gewertet, damit ist die Chance auf den Aufstieg in die Nations League Gruppe A und somit ein guter Lostopf bei der WM-Qualifikation oder eine Play-Off-Qualifikation über die Nations League verpasst.

Freitagabend wurde Norwegens Außenverteidiger Omar Elabdellaoui positiv auf Corona getestet. Der Fußballverband NFF ahnte da, dass es Probleme geben wird. Schließlich untersagte das Gesundheitsamt in Oslo vergangenen Dienstag einen Test gegen Israel, weil dort ein Spieler positiv getestet worden war. Norwegen hielt sich schon da nicht an die internationalen Hygiene-Regeln der Fußballverbände.

Es herrschte Alarmstimmung beim NFF. Es folgten Corona-Tests bei allen Spielern und Trainern. Zweimal, alle Ergebnisse waren negativ. Die Spieler setzten einen offenen Brief an den Gesundheitsminister auf. Darin schrieben sie: „Wenn wir nicht spielen, verlieren wir die Chance, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.“

Das Nationalteam erhielt zunächst auch eine Ausreisegenehmigung von den Behörden in Oslo. Doch dann schaltete sich der Gesundheitsminister mit seinem Veto ein. Verbandspräsident Terje Svendsen trotzig: „Der NFF glaubt, dass wir reisen können. Die norwegische Regierung sagt nein dazu. Wir sind damit nicht einverstanden, aber natürlich können wir der Regierung nicht trotzen.“ Auch die Nationalspieler waren angefressen: „Wir haben wenig Willen, unsere Situation zu verstehen.“

Wie widersprüchlich das Ausreiseverbot und die zunächst verordnete Zehn-Tages-Quarantäne für das Team ist, wurde im Laufe des Sonntags deutlich. Die Nationalspieler durften wieder zurück zu ihren Klubs durch Europa fliegen. Rune Jarstein landete Sonntag am  späten Nachmittag wieder in Berlin. Er muss er sich jetzt nicht mehr an die Vorgaben des norwegischen Ministers halten, sondern an die Regelung des Gesundheitsamtes Charlottenburg. Er muss erst einen negativen Corona-Test vorweisen, danach darf er mit der Mannschaft trainieren.