Serie: Die Väter des Hertha-Absturzes

Pokalpleiten bei Eintracht Braunschweig machten Hertha BSC fertig

Der KURIER hat die Rangliste des Versagens bei den Blau-Weißen erstellt. Auf Platz 16: Eintracht Braunschweig

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Herthas Maximilian Mittelstädt ist bedient, die Braunschweiger jubeln.
Herthas Maximilian Mittelstädt ist bedient, die Braunschweiger jubeln.Imago/Jan Huebner

Der Niedergang von Hertha BSC deutete sich über vier Jahre an und endete mit dem Abstieg in die Zweite Bundesliga. Er ist die Folge eines kollektiven Versagens. Dennoch gibt es Protagonisten des Absturzes und Ereignisse, die den tiefen Fall beschleunigten. Auf Rang 16: Eintracht Braunschweig

Es ist schon kurios: Immer wenn während der Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal für Hertha BSC der Gegner Eintracht Braunschweig aus der Lostrommel gezogen wurde, kam beim Favoriten aus Berlin stets ein unangenehmes Gefühl auf. In den Duellen mit den meist unterklassigen Braunschweigern, die zwischen Zweiter Bundesliga und Dritter Liga pendelten, hatte man schlechte Erfahrungen gemacht. Die Gefahr einer Blamage war permanent vorhanden.

Und jeweils zum Saisonauftakt 2020/21 und zuletzt 2022/23 versetzte der Braunschweiger Löwe der Hertha einen Schock – am Ende der beiden Spielzeiten waren die Trainer, die die Pokal-Blamagen zu verantworten hatten, nicht mehr im Amt: Bruno Labbadia und Sandro Schwarz. Braunschweig kann als der heimliche Trainer-Killer für Hertha gelten, der durch die Cupsiege den Saisonverlauf der Berliner ohne Zweifel negativ beeinflusste.

Viermal verlor Hertha das Pokal-Duell in Braunschweig

Allein im nationalen Pokalwettbewerb ging Hertha viermal in Braunschweig als Verlierer vom Platz. Zum ersten Mal im September 1974 als die Eintracht noch erstklassig war. 4:1 nach Verlängerung hieß es am Ende in Runde eins für die Niedersachsen. Dafür hielt sich Hertha im gleichen Jahr in der Liga schadlos und wurde am Ende Vizemeister hinter Borussia Mönchengladbach. Die nächste Pleite folgte im September 2004. Hertha mit Trainer Falko Götz unterlag in Runde zwei des DFB-Pokals bei der Eintracht mit 2:3 – mit einer namhaften Truppe, in der etwa Marcelinho, Pal Dardai, Josip Simunic, Fredi Bobic und Andreas Neuendorf standen.

Zurück zur tristen Gegenwart, zu der eben auch die beiden Pokal-Pleiten unter den Trainern Labbadia und Schwarz gehören und die ein kleiner, aber passender Mosaikstein im Absturz der Hertha sind.

Hertha BSC startete mit mieser Vorbereitung in die Saison

Zu Beginn der Saison 2020/21 musste Hertha BSC in Runde eins des Pokals nach Braunschweig reisen. Schon vor dem Spiel deutete sich eine Misere an. Alle drei Testspiele zuvor gingen verloren – ohne ein eigenes Tor geschossen zu haben: Hamburger SV (0:2), PSV Eindhoven (0:4) und Ajax Amsterdam (0:1). Als es dann im Pokal ernst wurde, schossen die Berliner gleich vier Tore, unterlagen aber in einem Spektakel mit 4:5 beim damaligen Zweitliga-Aufsteiger! In Worten: vier zu fünf!

Bryan Henning verwandelt für Braunschweig gegen Hertha-Keeper Oliver Christensen.
Bryan Henning verwandelt für Braunschweig gegen Hertha-Keeper Oliver Christensen.Imago/Eibner

Hertha-Coach Labbadia ließ im 4-3-3-System agieren und setzte mit Torhüter Alexander Schwolow und dem Franzosen Lucas Tousart zwei Zugänge ein. Für die Gastgeber traf der ehemalige Union-Leihspieler Martin Kobylanski gleich dreimal und überzeugte mit einer gnadenlosen Effektivität vor dem Berliner Tor.

Preetz und Labbadia mussten bei Hertha gleichzeitig gehen

Erstaunlich, dass Labbadia erst beim Stand von 5:3 für die Eintracht nach 73 Minuten drei späte Wechsel vollzog. Zu spät, wie sich zeigte. Nach den folgenden 18 Spielen in der Bundesliga wurde der Trainer entlassen – zusammen mit Manager Michael Preetz. Hertha belegte zu diesem Zeitpunkt Platz 14 und war nur zwei Punkte vom Relegationsplatz entfernt.

Duplizität der Ereignisse – nur mit einem schlimmen Ende für Hertha. Auch die Spielzeit 2022/23 begann mit einem Pokal-Krimi bei Eintracht Braunschweig. Am 31. Juli 2022 war in Runde eins unter dem neuen Cheftrainer Sandro Schwarz Schluss. Der Bundesligist unterlag beim Zweitligisten mit 5:6 nach Elfmeterschießen. Hertha führte bereits mit 2:0, später in der Verlängerung noch einmal mit 4:3, kassierte in der 118. Minute den Ausgleich. Im dramatischen Duell vom Elfmeterpunkt jagte Herthas Abwehrspieler Marc-Oliver Kempf beim Stand von 5:5 den Ball über die Latte. Eintrachts Bryan Henning, auch so einer mit Union-Vergangenheit, schaffte das 6:5.

Schwarz warb nach der Niederlage um Geduld und sagte, man solle sich nicht vom Ergebnis blenden lassen. Doch das Aus im ersten Pflichtspiel unter dem neuen Coach entpuppte sich als schwerer psychologischer Rucksack. Erst im fünften Spiel in der Liga kam Hertha zum ersten Sieg. Für Sandro Schwarz war nach dem 28. Spieltag Schluss und Hertha fünf Duelle später abgestiegen.

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