Piatek stürmt von der Bank zum Derby-Held
Herthas Trainer ist der Scharfmacher: Er ließ den polnischen Stürmer auf der Bank schmoren, damit er richtig heiß wurde.

Der KURIER hatte vor dem Derby getitelt „Bruno Labbadia ist Herthas Trumpf im Derby!“ Und so kam es auch! Der blau-weiße Trainer wechselte beim 3:1 gegen den 1. FC Union mit Doppeltorschützen Kris Piatek (25) den Sieg ein. Labbadia ist der Scharfmacher: Er ließ den polnischen Stürmer auf der Bank schmoren, damit er als Joker richtig heiß wurde.
Labbadia entschied sich zunächst gegen Piatek, seine Begründung ist nachvollziehbar. „Ich wollte beim kampfbetonten Derby elf Mann auf dem Platz, die alles geben und den Kampf annehmen“, so der Coach. Der Satz ist nicht gerade nett für Piatek und deutet an, dass Labbadia noch immer nicht ganz zufrieden mit dem Engagement des Stürmers ist.
„Kris war vor dem Spiel enttäuscht von der Entscheidung. Doch er ist da sehr gut mit umgegangen und hat die richtige Reaktion gezeigt. Er war nicht beleidigt, weil er nicht spielt. Danach ist er auf den Platz gegangen und hat seine Chance genutzt“, freute sich Labbadia. In der 46. Minute eingewechselt und dann dieser Doppelpack (71./74). Saisontreffer Nummer 2 und 3, seinen ersten machte beim 3:0 in Augsburg auch als Joker, als er für den verletzten Jhon Cordoba eingewechselt wurde.
Piatek war nach dem Startelf-Frust um so glücklicher: „Ich bin sehr froh, es ist ein überragendes Gefühl. Für einen Stürmer ist es immer wichtig, Tore zu schießen, deshalb bin sehr, sehr glücklich, dass ich mit meinen Treffern dem Team helfen konnte.“
Der Derbysieg, der erste Heimsieg der Saison, kann ein Befreiungsschlag für Hertha und für Piatek sein. Labbadia: „Das erste Tor hat ihm Auftrieb gegeben, danach wurde er immer besser. Das Wichtige ist für ihn das Erfolgserlebnis. Ich war selbst Stürmer, kann das nachvollziehen. Er muss jetzt genauso weitermachen.“
Das klingt wieder nach Ermahnung. Labbadia wird da philosophisch: „Der Umgang mit Spielern ist immer ein Fordern und Fördern. Aber in Situationen, in denen es nicht so läuft, sehen die Spieler oft nur das Fordern des Trainers und nicht mehr das Fördern.“ Labbadia hat aus Piatek etwas herausgekitzelt. Vielleicht folgen jetzt die nächsten Tore des Polen.