Hertha-Kolumne
Marko Pantelic zurück bei Hertha BSC – und kaum einer hat ihn erkannt!
Bei Hertha BSC gab es Spieler, die neben ihren großen Fähigkeiten auf dem Platz vor allem Charisma besaßen. Eine Hertha-Legende: Der Serbe Marko Pantelic, der mittlerweile ganz anders aussieht ...

Früher war sowieso alles besser! Diesen Spruch höre ich im Moment überall. Das betrifft den Fußball genauso wie beinahe alle Bereiche unseres oft stressigen Lebens, dass von vielen ernsthaften Krisen geprägt ist. Was einst alles besser war, will ich hier nicht aufzählen. Das würde diese Kolumne sprengen und passt besser ins Politik-Ressort. Also, Konzentration auf den Fußball. Fakt ist: Hertha BSC passt wie die Faust aufs Auge in unsere Gegenwart, denn der Klub lebt seit vier Jahren mehr oder weniger im Krisenmodus.
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Dabei gab es weitaus bessere Zeiten. Einst war der Fußball, den Hertha-Mannschaften zeigten, attraktiver und erfolgreicher als im Moment. Und es gab Spieler, die neben ihren großen Fähigkeiten auf dem Platz vor allem Charisma besaßen. Einer von ihnen, der die manchmal zu schnell benutzte Bezeichnung „Hertha-Legende“ verdient hat, war am zurückliegenden Sonnabend im Olympiastadion beim Spiel gegen Mainz 05 zu Gast: Der Serbe Marko Pantelic.
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Bei Hertha BSC kamen die Zuschauer wegen Marko Pantelic
Als der bei Stadionsprecher Fabian von Wachsmann ans Mikrofon trat, kamen bei mir nostalgische Gefühle auf. Bei Pantelic flossen sogar einige Tränen. Immer wieder sagten mir Fans, dass sie einst nur wegen Pantelic ins Stadion gekommen waren. Sie liebten diesen extrovertierten Typen, der sein langes Haar mit einem Stirnband zusammenhielt, seine außergewöhnlichen Tore, seine Eskapaden samt theatralischem Auftreten und sein geschicktes Zusammenspiel mit der Ostkurve. Zwischen 2005 und 2009 schoss der Mittelstürmer in 114 Erstligaduellen stattliche 45 Tore.

An zwei Begegnungen mit „Pante“ erinnere ich mich genau. Als ihn Manager Dieter Hoeneß zuerst für 250.000 Euro von Roter Stern Belgrad auslieh und danach für 1,25 Millionen Euro (heute ein Schnäppchen) kaufte, hatte Pantelic zuvor bereits in neun Klubs ins sechs Ländern gespielt! Als ich ihn während seines ersten Medientermins fragte, ob er sich als „Legionär“ fühle, erntete ich einen bösen Blick.
Mit Marko Pantelic spielte Hertha BSC um die Meisterschaft
Viele Monate später waren wir zu einem Interview verabredet, aber Pantelic hatte den Termin vergessen. Als ich ihn nach dem Training vor der Kabine abfing, setzte er mich kurzerhand in sein großes dickes Auto, das auf dem Parkplatz vor der Kabine stand, kam hinzu, drehte die Musik an und war bereit für meine Fragen. Rund ums geschlossene Auto drängelten sich Autogrammjäger und einige meiner Kollegen. Irgendwie fühlte ich mich wie in einem Glaskasten und war dennoch sehr zufrieden.

Als Hertha mit solchen Größen wie Pantelic, Josip Simunic, Arne Friedrich, Andrej Woronin oder Pal Dardai 2008/09 lange unter Trainer Lucien Favre um die Meisterschaft mitspielte und am Ende scheiterte (Rang 4), war das dennoch seitdem die beste Platzierung in der Liga und danach eine Zäsur. Manager Hoeneß musste nach Auseinandersetzungen mit Präsident Werner Gegenbauer gehen, Pantelic, Simunic und Woronin verließen die Hertha. Seitdem blieben Angriffe auf die Ligaspitze nur noch Utopie.
Marcelinho, Neuendorf, Kiraly: Bei Hertha BSC ist die Sehnsucht nach echten Typen groß
Pantelic ging nur widerwillig weg aus Berlin. Er hatte zuvor einen Vertrag mit Millionengehalt gefordert und einen Anschlusskontrakt als Sportdirektor. Solch einen Posten traute man dem Exzentriker damals nicht zu. Jahre später hat er alle eines Besseren belehrt. Seit vier Jahren ist er Vizepräsident des Serbischen Fußball-Verbandes und seit 2019 Mitglied im Uefa-Football-Committee.

Viele Fans sehnen sich nach besonderen Typen wie Pantelic, Marcelinho, Zecke Neuendorf oder Gabor Kiraly, die eine erfolgreiche Ära prägten, die aber in der aktuellen Situation äußerst rar gesät sind. Vielleicht taugt der Franzose Lucas Tousart, den ich für seinen bärenstarken Einsatz sehr schätze, einmal zu einem Liebling? Und: Ich gehe davon aus, dass sich Hertha nun aus dem großen Portfolio des neuen Partners „777“ bedienen kann, in dem immerhin der sechsmalige Europa-League-Sieger FC Sevilla vertreten ist und der traditionsreiche CFC Genua 1893. Doch dafür muss zuerst der Klassenerhalt her.
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