Späte Reaktion
Nun also doch! Hertha suspendiert Marius Gersbeck nach Kneipenschlägerei
Der Keeper musste zurück nach Berlin und darf nicht mehr mit dem Team trainieren. Zur Vernehmung müsste er aber wieder nach Österreich reisen.

Nun also doch. Hertha BSC greift im Skandal um Marius Gersbeck durch. Spät, aber vielleicht nicht zu spät. Noch am Vormittag hatten die Blau-Weißen ein eher wachsweiches Statement zu dem Torhüter abgeliefert, der in Zell am See in einen Kneipenschlägerei geraten war und dabei einen Einheimischen ins Krankenhaus geprügelt hatte.
„Marius Gersbeck ist gestern aus dem Trainingslager abgereist. Sportliche Leitung und Geschäftsführung werden die Situation nun unter Berücksichtigung der laufenden Ermittlungen gemeinsam intern auswerten. Aufgrund der derzeit laufenden Ermittlungen werden wir uns in diesem Sachverhalt nicht weiter äußern und bitten um Verständnis“, hatte eine Verlautbarung zunächst verkündet. Ein paar Stunden und reiflich Überlegungen später dann die Kehrtwende.
Der Zweitligist suspendierte seinen Torwart „bis auf Weiteres“. Das teilte der Krisenclub am Montagabend mit. Der Klubs aus dem Westend reagierte damit auf die Vorfälle am Wochenende im Trainingslager in Zell am See in Österreich. „Aufgrund der polizeilichen Ermittlungen gegen unseren Spieler Marius Gersbeck haben wir uns entschieden, Marius bis auf Weiteres vom Mannschaftstraining zu suspendieren. Darüber hinaus hat er sich unerlaubt vom Team-Hotel entfernt“, wurde Geschäftsführer Thomas Herrich in einer Club-Mitteilung zitiert. Allein das hätte schon Sanktionen nach sich ziehen müssen. Da musste nicht mal Alkohol im Spiel sein. Offenbar mussten die blau-weißen Verantwortungsträger erst zum Jagen getragen werden.
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Gersbeck hatte sich unerlaubt vom Teamhotel entfernt
Die Entscheidung hätten Herrich und Sportdirektor Benjamin Weber getroffen, hieß es. „Grund für die Suspendierung ist der vorgeworfene Sachverhalt im Rahmen des Trainingslagers in Zell am See“, teilte die Hertha weiter mit. Gersbeck müsse sich vorerst individuell fit halten. Der Torwart selbst oder sein Management haben sich bislang zu den Ereignissen nicht geäußert.
Die Landespolizeidirektion Salzburg hatte am Sonntag von einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Zell am See in den frühen Morgenstunden berichtet. Irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr sei die Lage in der Nähe einer Gaststätte eskaliert. Dabei soll ein 28-Jähriger einem 22-Jährigen Verletzungen zugefügt haben, die im Krankenhaus behandelt werden mussten und der Österreicher bis auf weiteres nicht vernehmungsfähig gewesen war. Von einem ausgeschlagenen Zahn war die Rede und einem Nasenbeinbruch.
Der 28-Jährige, der sich wenig später als Gersbeck herausstellte, sei daraufhin von der Polizei am Sonntag im Teamhotel abgeholt und anschließend auf dem Revier vernommen worden. Er habe aber keine Aussagen zum Sachverhalt gemacht, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Salzburg der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Gesbeck hatte sich vor der Prügelei am linken Daumen verletzt
Ein bisschen faszinierend ist schon, wie schnell Gersbeck seine Hände wieder gebrauchen konnte. Der Rückkehrer vom Karlsruher SC verletzte sich im Test gegen den BFC Dynamo (2:0) an einer Kapsel im linken Daumen und konnte in Österreich zunächst kein torwart-spezifisches Training absolvieren.
Nun ist er also wieder in der Hauptstadt, muss aber bei Aufforderung der Behörden wieder nach Österreich zurück, wenn die Staatsanwaltschaft weitere Vernehmungen ansetzt. Die Ermittlungen wegen Körperverletzung laufen gerade erst an. Auch für ein Gerichtsverfahren müsste er wieder in die Alpenrepublik reisen. Ein Beamter sagte der BILD-Zeitung: „Da er der mutmaßliche Täter ist, wird das Verfahren natürlich nicht nach Berlin verlegt, sondern hier in Salzburg stattfinden.“
Der gebürtige Berliner Gersbeck war in diesem Sommer für 300 000 Euro vom KSC zu seinem Jugendverein zurückgeholt worden. Er galt wegen seiner engen Kontakte in die Fan-Szene als mögliche Identifikationsfigur für den sogenannten Hertha-Weg, mit dem der Bundesliga-Absteiger aus der sportlichen und wirtschaftlichen Krise kommen will.
Verfahren gegen Gersbeck findet in Salzburg statt
In Testspielen war Gersbeck, der als Jugendlicher regelmäßig als Fan in der Ostkurve des Olympiastadions stand, zuletzt teilweise sogar Kapitän gewesen. Er galt auch als potenzielle Nummer eins für die anstehende Saison in der 2. Liga. Im Trainingslager musste er zuletzt wegen einer Fingerverletzung pausieren.
Die Suspendierung hat für Trainer Pal Dardai auch sportliche Folgen. Knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart mit dem schweren Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am 29. Juli (20.30 Uhr/Sky/Sport1) wird die sich gerade herausbildende Torwart-Hierarchie wieder neu sortiert. Tjark Ernst könnte ein Nutznießer sein, denn das Gersbeck schnell zurückkehrt, erscheint derzeit undenkbar. Möglicherweise nimmt die Hertha auch Abstand von einem Transfer der bisherigen Nummer eins Oliver Christensen, der eigentlich aus wirtschaftlichen Gründen angestrebt wurde.
Am Montag hatte Dardai zunächst noch Gelassenheit demonstriert. Zumindest nach außen. Zu ihrer Regenerationseinheit kamen die Profis mit dem Fahrrad ins Alois Latini Stadion in Zell am See. Die Idylle der österreichischen Berge ließ keinen Rückschluss auf Ärger zu. Unter dem Kommando des entspannt wirkenden Trainers wurde die Einheit gut eine Stunde lang routiniert abgespult, dann folgte ein freier Nachmittag im Trainingslager. Das erneute Rumoren hinter den Kulissen war nicht zu spüren, letztlich aber nicht zu kaschieren. Das machte die Suspendierung Gersbecks am Abend deutlich. Hertha bleibt offenbar krisengeschüttelt.
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