Hertha BSC: Nach Michael Preetz und Pal Dardai ist im Geschichtsbuch noch Platz für neue Helden
Viele Herthaner sind im Buch „125 Jahre Berliner Fußball – Geschichte und Geschichten“ verewigt. Platz in der Portraitserie wäre für die aktuellen Spieler und Bosse aber noch.

Am zurückliegenden Sonntag war das Rote Rathaus der Mittelpunkt der Berliner Fußballwelt. Viele illustre Gäste pilgerten die imposante, steile Treppe zum Festsaal hinauf. Bei der Feier „125 Jahre Berliner Fußball“ traf ich auch auf drei Präsidenten. Neben Gastgeber Bernd Schultz, dem langjährigen Chef des Berliner Verbandes (BFV), waren DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Hermann Winkler, der Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) vor Ort. Dazu kamen Persönlichkeiten, die sich Verdienste im Amateur-und im Profifußball unserer Stadt erworben hatten.
Viele von ihnen sind im neuen Buch „125 Jahre Berliner Fußball – Geschichte und Geschichten“ verewigt, an dem auch ich mitwirken durfte. 125 Porträts – Spieler und Spielerinnen, Trainer und Trainerinnen, Frauen und Männer, die als Funktionäre wirkten, werden vorgestellt und gewürdigt. Hertha BSC spielt dabei eine wichtige Rolle, was nicht verwundert.
Hertha BSC ist wie die Stadt Berlin

Als der Berliner Fußballverband am 11. September 1897 gegründet wurde, war Hertha BSC bereits fünf Jahre alt. Kaum ein anderer Verein ist so eng verwurzelt mit der Stadt Berlin wie eben die Hertha. Beide mussten zwei Kriege überstehen, beide litten schwer unter der Teilung und feierten später den Fall der Mauer. Es gab große Erfolge und bittere Niederlagen, zahlreiche Risse in der Entwicklung. Man kann sagen: Hertha ist wie die Stadt Berlin – oft laut und schrill, mal schwer zu ertragen, mal sehr liebenswürdig, vor allem unfertig und mit vielen Baustellen beschäftigt.
Wie wichtig dieser Verein für den Fußball der Stadt war und ist, zeigt schon die Tatsache, dass 28 Herthaner unter den Porträtierten sind. Vom ersten Star Hanne Sobek über die ehemaligen Präsidenten Wolfgang Holst, Heinz Warneke und Bernd Schiphorst bis zu Michael Preetz und Pal Dardai reicht der Reigen der Blau-Weißen.
Neue Hertha-Helden werden gesucht
Ob in fünf Jahren bei einer möglichen Neuauflage des Buches Herthaner aus der aktuellen Mannschaft und der Vereinsführung einen Platz in der Porträtserie finden? Ich weiß es nicht. Aber Träumen ist ja erlaubt.
Vielleicht schafft es der bodenständige Sandro Schwarz, der nach unglaublichen Turbulenzen auf dem Posten des Cheftrainers eine Daueranstellung findet und das Team Schritt für Schritt in der Liga-Spitze etabliert? Oder Sportchef Fredi Bobic, der den krassen Umbruch im Verein zu einem glücklichen Ende führt und mit einem Pokalsieg krönt? Oder auch der junge Präsident Kay Bernstein, der eine neue Atmosphäre schaffte und vor allem Leidenschaft entfachte? Er ist dabei, den einst so zerrissenen Verein mit seinem Optimismus, seiner Energie und auch mit unkonventionellen Mitteln zu einen.
Hertha-Fans honorieren Fortschritte
Das ist nun auch zu spüren. Veränderung war beim jüngsten Auftritt der Mannschaft gegen Bayer Leverkusen überall zu erleben. Dieser Hertha zuzusehen macht nach den oft frustrierenden Auftritten in der zurückliegenden Saison endlich wieder Spaß, obwohl noch nicht alles klappt auf dem Rasen. Sie tritt mutig auf, zeigt keine Angst vor großen Namen und kann endlich auch Rückstände wegstecken.
Die Mannschaft scheint sich zu finden, sie strahlt wie der Klub eine neue Einigkeit aus. Und vor allem das Verhältnis der Spieler zum Anhang ist wieder völlig intakt. Nach dem Abpfiff und dem spektakulären Remis gegen Leverkusen feierten die Fans das Team wie nach einem Sieg. 154 Tage zuvor, nach der 1:4-Pleite im Derby gegen den 1. FC Union, zwangen einige Fans noch junge Spieler, ihre Trikots auszuziehen und auf den Boden zu werfen. Das Bild hat sich gewaltig geändert. Die Ostkurve honoriert Leidenschaft und Kampfgeist.
Fakt ist, der Trend geht nach oben. Auch wenn das in der Tabelle noch nicht sichtbar ist. Neue Hauptdarsteller, die Erfolg versprechen, spielen sich in die Herzen der Fans. Ob sie es einmal ins Geschichtsbuch des Berliner Fußballs schaffen? Möglich ist es schon.
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