Hertha-Stürmer Marco Richter (24) feierte nur wenige Wochen nach seiner Hodenkrebsdiagnose sein Comeback gegen den BVB.
Hertha-Stürmer Marco Richter (24) feierte nur wenige Wochen nach seiner Hodenkrebsdiagnose sein Comeback gegen den BVB. IMAGO/Jan Huebner

Es war ein absoluter Gänsehaut-Moment und stellte das gesamte Spiel gegen den BVB kurzzeitig in den Schatten. Ganz klar: Es knisterte im Olympiastadion am Sonnabend gewaltig, als Marco Richter in der 75. Minute eingewechselt wurde. Der 24 Jahre alte Flügelflitzer kehrte nur wenige Wochen nach seiner Schockdiagnose Hodenkrebs auf den Rasen zurück und hätte beinahe sein persönliches Hertha-Märchen mit einem fulminanten Fernschuss gekrönt.

„Schade, dass er nur an die Latte gegangen ist und nicht rein. Das wäre ein noch besseres Comeback gewesen“, erklärte Richter nach dem Spiel in den Katakomben gelöst. Denn nur vier Minuten nach seiner Einwechselung nahm sich Richter ein Herz und nagelte den Ball aus rund 20 Metern an den Querbalken. Aber auch ohne den Treffer, der Hertha womöglich sogar einen glücklichen Punkt gegen Dortmund beschert hätte, war Richter verständlicherweise einfach nur happy: „Ich freue mich sehr, wieder dabei zu sein. Das war heute etwas ganz Besonderes.“

Auch Cheftrainer Sandro Schwarz ließ Richters Rückkehr nicht kalt: „Das ist eine außergewöhnliche Geschichte. Da geht es in erster Linie nicht um den Spieler Marco Richter, sondern um den Menschen. Wir wissen alle, dass so eine Diagnose natürlich erst mal ein Schock ist.“ Über Richters Lattenkracher sagte Schwarz: „Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen.“

Marco Richter wird von Hertha-Fans gefeiert

Nur vier Minuten nach seiner Einwechselung erzielte Marco Richter fast das 1:1 für Hertha BSC gegen Borussia Dortmund.
Nur vier Minuten nach seiner Einwechselung erzielte Marco Richter fast das 1:1 für Hertha BSC gegen Borussia Dortmund. IMAGO/Jan Huebner

Zur Erinnerung: Vor nicht einmal zwei Monaten stockte nicht nur allen Herthanern der Atem. Bei einer Routineuntersuchung wurde bei Richter ein Hodentumor festgestellt, der per OP entfernt werden musste. Doch Richter hatte Glück im Unglück, der Krebs wurde so frühzeitig erkannt, dass er sich anders als sein Kumpel und Union-Profi Timo Baumgartl sowie BVB-Angreifer Sébastien Haller, die beide das gleiche schwere Schicksal ereilte, nicht einer anstrengenden Chemotherapie unterziehen musste.

„Ich hätte zwar lieber gewonnen. Aber für mich persönlich war es ein unglaublich gutes Gefühl, endlich wieder auf dem Platz zu stehen und danach zu den Fans in die Kurve zu gehen“, erklärte Richter nach dem 0:1 mit feuchten Augen nach seiner emotionalen Rückkehr und dem Zuspruch der Fans. Richter: „Ich bin dank meiner Mama nah am Wasser gebaut.“

Richter stimmt nicht nur seine eigene Zukunft wieder positiv. Trotz des Fehlstarts mit nur einem Punkt aus vier Spielen sieht der bayerische Schwabe das Team von Trainer Sandro Schwarz auf einem guten Weg: „Wenn wir weiter so agieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir die ersten drei Punkte holen.“

Marco Richter will mit Hertha in Augsburg gewinnen

Viel sei bei Hertha BSC seit der Last-Minute-Rettung in der Relegation in diesem Sommer passiert: „Man merkt schon, dass sich einiges ändert. Auch mit dem Trainer, mit allem drumherum. Es ist professioneller, auch mit der Kabine.“

Manager Fredi Bobic erklärte bereits durchaus kurios, dass er sich auf keine Trainerdiskussion einlassen werde, und erhöhte den Druck auf die Mannschaft, am kommenden Wochenende in Augsburg zu punkten. Richter ist bereits heiß auf das Duell mit seinem Ex-Klub: „Ein Punkt nach vier Spielen ist natürlich scheiße, ganz klar“, sagte er mit seiner offenen Art und mit Blick auf das Spiel in Augsburg: „Ich will da hinfahren und gewinnen.“

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