Labbadia ist der Hoffnungsträger
Ein Infizierter, dreimal Quarantäne, ein neuer Trainer, ein Video-Skandal und viele helfende Herzen

Wie alles begann: Die Blau-Weißen erreichte die Nachricht der Corona-Zwangspause auf den letzten Drücker. Das Team war am Freitag, dem 13. März, auf dem Weg zum Flughafen Tegel zum Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim.
Corona-Infektion: Was zunächst von vielen als abstrakte Gefahr wahrgenommen wurde, traf Hertha drei Tage nach der Liga-Unterbrechung unmittelbar. Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt (23) klagte über grippeähnliche Symptome, wurde als damals zweiter Erstligaspieler nach Paderborns Lucas Kilian positiv auf Corona getestet. „Ich hatte keinen Geruchssinn. Gut, dass ich niemanden angesteckt habe“, ist Mittelstädt froh.
Team-Quarantäne: Folgen hatte seine Erkrankung für alle. Spieler, Trainer und Betreuer galten nach den Corona-Regeln als Kontaktpersonen, mussten ab 17. März zwei Wochen in häusliche Isolation. Mit individuellen Trainingsplänen hielten sich die Profis in den eigenen vier Wänden fit.
Sparmaßnahmen: Am 19. März verkündete Ingo Schiller (54) einen Investitions- und Ausgaben-Stopp. „Unsere Situation ist durch den Einstieg von Tennor hinsichtlich der Liquidität deutlich besser als bei vielen anderen Vereinen“, erklärte der Finanz-Chef. Nach einem zweiwöchigen Zwangsurlaub sind seit dem 6. April fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, verdienen rund zehn Prozent weniger.
Gehaltsverzicht: Nach zahlreichen anderen Klubs verzichten die Profis und Geschäftsleitung auf Teile ihres Gehalts. Zunächst sollten die Spieler auf 20 bis 30 Prozent verzichten. Nun sind es nur zehn Prozent geworden, wie das Video von Kalou zeigte.

Wegen Kalou-Video: Senat kontrolliert Hertha-Training
Wegen Kalou-Video: Senat kontrolliert Hertha-TrainingOhne Wissen seiner Mitspieler filmte am Montag Salomon Kalou (Foto) in der Kabine und hielt selbst die Hygiene-Vorschriften der DFL nicht ein und zeigte, wie lax andere und der Klub damit umgehen. Das löste ein Beben bei der DFL und den Politikern aus. Kalou brachte damit den Bundesliga-Neustart in Gefahr. Einzige Konsequenz: Kalou wurde sofort suspendiert. Der Senat kündigte an, dass das Gesundheitsamt das Hertha-Training unangemeldet kontrollieren wird. Innensenatssprecher Martin Pallgen: „Hertha läuft durch die Nichteinhaltung der Abstandsregelungen Gefahr, dass die Ausnahmegenehmigung wieder entzogen werde.“
Trainingsneustart: Nach individuellem Training an der frischen Luft legte Hertha am 6. April mit dem Ball wieder los. Möglich machte es eine Ausnahmegenehmigung des Berliner Senats. Die strengen Auflagen: Die Abstands- und Hygienevorschriften. Wer fehlte, war Interimstrainer Alexander Nouri (40).
Doppelte Einzel-Quarantäne: Die Laufeinheiten unter Athletik-Trainer Henrik Kuchno erlebten Vize-Kapitän Niklas Stark (25) und Flügelspieler Marius Wolf (24) nicht. Nach nur einer Woche in Freiheit musste das Duo am 7. April nach Kontakt zu einem Corona-Infizierten erneut in die häusliche Isolation – obwohl sie selbst negativ auf das Virus getestet wurden.
Trainerwechsel: Herthas erster Paukenschlag. Mit Bruno Labbadia (54) wurde der bereits vierte Hertha-Coach der Saison am 9. April vorgestellt. „Wir erleben gerade eine Art vorgezogene Sommerpause. Die Phase wollen wir nutzen, um unsere im Sommer geplante Neubesetzung des Cheftrainers vorzuziehen“, erklärte Manager Michael Preetz (52).
Soziales Engagement: Bereits seit Beginn der Zwangspause engagiert sich Hertha sozial noch mehr. Die am 18. März auf Facebook gegründete Gruppe „Herthaner helfen!“ hat mehr als 1000 Unterstützer, vernetzt Menschen, die Hilfe brauchen oder anbieten. Mitarbeiter unterstützen die Berliner Tafel, brachten und verteilten Essen an Bedürftige und packten bei der Spargelernte mit an. Außerdem wurden mehr als 100 Lunch-Pakete an Pflegeheime und Krankenhäuser überreicht.
Fitnesszustand: Alle Spieler sind gesund. Bei der Liga-Unterbrechung waren Dedryck Boyata (Oberschenkel) und Peter Pekarik (Wade) verletzt, sind jetzt wieder fit. Spannendste Frage: Wer steht im Tor? Zuletzt vertrat Thomas Kraft den formschwachen Rune Jarstein. Wen Labbadia aufstellt, ist noch offen.