Kult-Trainer Jürgen Röber: So leidet er mit seiner Hertha
Mit Röber gab es die glorreichen blau-weißen Zeiten in der Champions League. Jetzt sagt er: „Man muss dran glauben und hart arbeiten.“

Hertha BSC legt gerade die dritte Krisensaison in Folge hin. Platz 13, 22 Punkte, nur drei Zähler von Relegationsrang 16 entfernt. Die Fans bangen um den Klassenerhalt und auch Kult-Trainer Jürgen Röber (68) macht sich Sorgen um seine Hertha.
„Nach 20 Spielen so wenige Punkte, das ist nicht zufriedenstellend. Wenn man so viel Geld in den vergangenen Jahren investiert hat, ist das unterm Strich zu wenig. Damit kann keiner zufrieden sein“, sagt Röber. Der Lieblingstrainer aller Herthaner hat damals bessere Zeiten erlebt. 1997 stieg er mit den Blau-Weißen in die Bundesliga auf, spielte zwei Jahre später in der Champions League.
Botschaft an die Fans

„Es war für mich als Coach mit Abstand die schönste Zeit meiner Karriere. Kein Verein hat mir emotional mehr gegeben. Hertha ist noch immer mein Lieblingsverein und ich trage Blau-Weiß im Herzen“, erklärt er und hat eine Botschaft für die Anhänger, die gerade mal wieder leiden: „Als Fan hält man auch in schlechten Zeiten zu seinem Verein. Da gibt es für mich keine Frage.“
Fragen hat Röber auch zum Ist-Zustand des Teams, er hätte vielleicht auch Antworten. Aber darüber will er gar nicht viel reden. „Früher, als ich noch Trainer war, gab es auch immer diese Oberschlauen, die gute Ratschläge gegeben haben. Das habe ich nie gemocht. Deswegen will ich auch jetzt nicht selbst ein Oberschlauer sein“, sagt Röber, der mittlerweile in der Nähe von Düsseldorf wohnt.
„Fredi ist fleißig und ehrgeizig“
Röber redet lieber über seine Erfahrung mit dem jetzigen Manager Fredi Bobic. „Als Trainer hatte ich ihn Mitte der 90er-Jahre beim VfB Stuttgart. Fredi war als Spieler immer fleißig und ehrgeizig, sonst hätte er es auch nie so weit gebracht. Und er war immer direkt und ehrlich. Als Manager nach seiner Spielerkarriere hat er schon unter Beweis gestellt, dass er Topteams formen kann. Das hat man in Frankfurt gesehen“, so Röber über seinen früheren Musterschüler.
Doch bei Hertha läuft es gerade noch nicht. „Fredi ist darüber auch nicht zufrieden. Aber der Teufel steckt manchmal im Detail. Er will gierige Spieler. Vielleicht sind einige Profis im Team verunsichert, deren Verträge auslaufen. Aber das kann kein Alibi sein. Ich gehe doch auf den Platz und spiele nicht nur für den Verein, sondern auch für mich. Ich muss mich doch anbieten und sei es für einen neuen Klub. Vielleicht ist da meine Meinung aber altmodisch“, sagt Röber.
Mehr Technik-Training, bitte!

Nein, eher nicht! Für Herthas Ex-Coach stehen die klassischen Werte des Leistungssport im Vordergrund. Da macht er keinen Hehl daraus. „Damals hat MV (der verstorbene Stuttgart- und DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Anm. d. Red.) zu mir mal gesagt, dass ich wie ein Jugendtrainer arbeite, weil ich mit gestandenen Profis immer intensiv Technik üben lassen habe. Ich sage da nur eines zu: Wie machen es denn die Top-Golfer, die Tennisspieler? Sie wiederholen ihre Schläge immer wieder, bis sie perfekt sitzen. Das sollen dann Fußballer nicht? Ich finde, da wird seit Jahren viel zu wenig der Fokus im täglichen Training draufgelegt. Michael Preetz war nie der begnadete Techniker. Doch durch die Übungen ist er bei Hertha Bundesliga-Torschützenkönig und Nationalspieler geworden.“
Ja, das waren die glorreichen blau-weißen Zeiten. Und jetzt? Röber: „Die fingen aber auch ganz anders an. Da hatten wir zuerst 4000 Zuschauer im Olympiastadion. Da habe ich zu meinem Co-Trainer Bernd Storck gesagt: ,Wenn wir diese Schüssel vollkriegen, haben wir es geschafft.‘ Wir haben sie dann vollbekommen im April 1997 beim 2:0 gegen Kaiserslautern, gegen Otto Rehhagel. Ein wunderschöner Tag.“ Das ist Röbers Botschaft: Man muss dran glauben, hart arbeiten, dann kommen wieder bessere blau-weiße Tage.
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