Launige Analyse

Krisen-Forschung: Unternehmensbewohner vermiesen Hertha BSC die Tour

Im rbb-Podcast Hauptstadtderby legen Axel Kruse und Christian Beeck den Finger tief in die blau-weiße Erfolglos-Wunde.

Teilen
Herthas Trainer Cristian Fiel spielt allein auf dem Trainingsplatz mit dem Ball.
Herthas Trainer Cristian Fiel spielt allein auf dem Trainingsplatz mit dem Ball.Matthias Koch/Imago

„Ich glaube nicht, dass Cristian Fiel die Kurve kriegt“, hat Christian Beeck schon ausgangs des vergangenen Jahres gesagt. Jetzt sieht sich der ehemalige Spieler und Manager des 1. FC Union bestätigt. Sein brutales Urteil zur Krise bei Hertha BSC: „Da wird sich nichts mehr ändern.“

Natürlich belässt es Beeck nicht mit diesem Satz. Gemeinsam mit Ex-Hertha-Kapitän Axel Kruse geht er im rbb-Podcast Hauptstadtderby in die Tiefen-Analyse der Krise. Bei Trainer Cristian Fiel und Sportdirektor Benjamin Weber läuft immer wieder alles zusammen.

Christian Beeck bringt auch unangenehme Tatsachen mit einem Lächeln auf den Punkt.
Christian Beeck bringt auch unangenehme Tatsachen mit einem Lächeln auf den Punkt.Fotostand/Imago

Plötzlich fällt das Wort Unternehmensbewohner beim Thema Hertha BSC

Dabei fällt ein ziemlich ungewöhnliches Wort: Unternehmensbewohner. Beeck sagt: „Bei Hertha habe ich immer das Gefühl, dass da welche entscheiden, die Unternehmensbewohner sind. Die sind da,  keiner weiß warum, es fallen keine Entscheidungen,  die sind weiterhin da, werden nicht entlassen.“

Als er das Wort Unternehmensbewohner ausgesprochen hat, weiß Beeck ziemlich genau, dass keiner damit was anfangen kann. Genüsslich klärt er auf. „Ich habe mal mit einem RWE-Vorstand zusammengesessen und ihn gefragt, wie er das mit 40.000 Angestellten macht. Er antwortete: ,Ich habe auch meine Unternehmensbewohner. Keiner weiß, warum sie da sind, die entscheiden nix, die kann ich nicht rausschmeißen,  sie haben seit 20 Jahren Arbeitsverträge, die sind halt da.'“ Die Definition hilft und Beeck stellt klar: „Wenn du nie etwas entscheidest und weißt, du bist sowieso immer da, dann bist du ein Unternehmensbewohner. In einer leitenden Funktion übrigens.“

Was Beeck bei Herthas Führungskräften fehlt, sind eben diese konsequenten Entscheidungen. Axel Kruse gibt die Vorlage: „Den Mist auszusitzen, ist unprofessionell.“ Beeck nimmt sie volley: „Du musst das jetzt beenden. Das tut dem Menschen Fiel nicht gut, das tut Hertha nicht gut. Aber du musst es beenden."

Die Spieler von Hertha BSC laufen sich im Training warm.
Die Spieler von Hertha BSC laufen sich im Training warm.Jan-Philipp Burmann/City-Press

Ex-Stars fehlen bei Hertha BSC konsequente Entscheidungen

Die Abwärtsspirale dreht sich bei Hertha. Kruse sagt: „Es spielen immer die gleichen.“ Auch da grätscht Beeck sofort rein: „So kriegst du keinen Konkurrenzkampf rein.  Die, die hinten dran sind, sind frustriert. Die Mannschaft spielt immer schlechter und ich spiele immer noch nicht mit. So kommt keine Dynamik ins Training.“

Für Beeck ist ein harter Schnitt alternativlos und er fühlt sich durch Aussagen von Fiel bestätigt. Beeck: „Wenn ich die Pressekonferenzen nach dem Spiel höre und der Trainer sagt, ,wir haben das schon tausend mal gesagt, dass so ein Tor nicht fallen darf. Ich weiß auch nicht, was ich da noch sagen soll', dann ist das ein Entlassungsschreiben. Wenn du als Trainer etwas tausend mal gesagt hast und keiner zuhört, dann schickt man dich einfach nach Hause. Das ist in jeder Abteilung so. Bei Hertha noch nicht. Aber warten wir mal ab. Wenn es so ist, wie es ist, kann es nicht besser werden.“ ■