Pure Emotionen, pure Erleichterung: Hertha BSC sendet mit dem 4:1-Sieg gegen Mönchengladbach ein Deluxe-Lebenszeichen im Abstiegskampf. 
Pure Emotionen, pure Erleichterung: Hertha BSC sendet mit dem 4:1-Sieg gegen Mönchengladbach ein Deluxe-Lebenszeichen im Abstiegskampf.  Matthias Koch/imago

Wie schnell sich die Dinge ändern! Vier Wochen lang befand sich Hertha BSC im Dauerkrisenmodus. Nichts schien mehr zu passen, der Abstieg in die Zweite Liga schon so gut wie besiegelt. Ganz anders die Gefühlsage nach dem 4:1-Befreiungsschlag gegen Borussia Mönchengladbach. Strahlende blau-weiße Gesichter, wohin man schaute. 

Komm, Welt, lass dich umarmen. Hertha BSC ist wieder in aller Munde, sendet ein Deluxe-Lebenszeichen, das von der Ostsee bis an die Alpen wahrgenommen wird. Endlich wieder guter Fußball, endlich wieder drei Punkte, endlich wieder blau-weiße Lebensfreude. Auf dem Rasen und in der Ostkurve – aber auch fern vom Olympiastadion.  

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Marton Dardais Traumtor zum 2:1 für Hertha BSC war allein das Eintrittsgeld für das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wert. 
Andreas Gora/imago
Marton Dardais Traumtor zum 2:1 für Hertha BSC war allein das Eintrittsgeld für das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wert. 

Denn viele bekamen das Wunder, das sich Sonntagnachmittag ab Punkt 16 Uhr auf dem Rasen im Westend abspielte, zunächst gar nicht mit. Nur knapp 41.000, darunter ein paar Tausend Gladbacher, waren ins Westend gekommen. Zehntausend weniger als sonst.

Doch Hertha ließ sich nicht beirren, holte sich seine Fans auf Twitter und im Liveticker zurück. Der Sieg, die Art und Weise, einte die Herthaner, sodass sie gefühlt beim 4:1-Schlusspunkt von Dodi Lukebakio doch alle im Stadion waren. 

Viele Fans von Hertha BSC hatten den Glauben verloren

Und auch am Sonntag lief zunächst wieder alles schief. Ecke, Gegentor, 0:1, sodass viele dachten, mit dem fußballfreien Sonntag alles richtig gemacht zu haben. Klar, die Hoffnung lebt immer, aber den Glauben daran, dass das eigene Team gegen Gladbach etwas reißen könnte, hatten viele bereits verloren. Zu groß war der Schmerz für alle Herthaner zuletzt. Auf Arbeit, in der Schule, am Gartenzaun. Ganz egal wo, leicht waren die vergangenen Wochen für alle, die die Fahne auf der Brust tragen, ganz bestimmt nicht.

Hertha BSC spielt sich gegen Gladbach in einen Rausch 

Der Ärger, das Fußballfest, ja den Rausch, in den sich die Herthaner spielten und so das Olympiastadion beben ließen, verpasst zu haben, wird sich dennoch in Grenzen halten. Dafür lieferte dieses Deluxe-Lebenszeichen so viele Geschichten, die für Freude sorgen: Drei Torschützen aus der eigenen Akademie, gebürtige Berliner, die Hertha im Herzen tragen. Oder das Heimdebüt von Rückkehrer Tolga Cigerci, der der neue Boss ist und so wichtig wie nie.

Vor allem sorgt dieses Lebenszeichen aber dafür, dass alle Hertha-Fans wieder an ihren Klub glauben. Selbst am kommenden Sonntag in Dortmund (17.30 Uhr, DAZN), wo viele bis zum Tor von Jessic Ngankam zum 1:1 am Sonntag fest davonausgingen, dass es gegen den BVB die sechste Pleite in Folge hagelt und Trainer Sandro Schwarz danach – Jobgarantie hin oder her –  seinen Hut nehmen muss.

Trainer Schwarz erinnert Hertha BSC an den Abstiegskampf 

Und jetzt herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit? Der von Skandal-Investor Lars Windhorst so getaufte Big-City-Klub greift nach den Sternen, plant den Angriff auf die Champions League? Nicht mit Schwarz, der klarmachte, wo sich Hertha trotz des Deluxe-Lebenszeichens befindet. „Im Abstiegskampf“, erklärte der Coach, „ist es wichtig, nicht komplett durchzudrehen, wenn du Spiele gewinnst.“ Bis zum Klassenerhalt sei es „eine lange Reise, und wir brauchen einen langen Atem“.

Das gilt auch für Hertha-Fans. Besser sieht die Welt seit Sonntag trotzdem aus. Auf Arbeit, in der Schule, am Gartenzaun. 

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