Tag der Wahrheit rückt näher

Klub-Präsident Kay Bernstein sicher: „Hertha BSC bekommt die Lizenz“

Der finanziell arg angeschlagene Absteiger muss nachweisen, dass er in der neuen Saison wirtschaftlich handlungsfähig ist.

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Das erste Jahr als Präsident hat auch bei Kay Bernstein Spuren hinterlassen.
Das erste Jahr als Präsident hat auch bei Kay Bernstein Spuren hinterlassen.Nordphoto/Imago

Der Countdown läuft. Zwar räumte die DFL Absteiger Hertha BSC eine Fristverlängerung bis zum 21. Juni ein, trotzdem muss der Bundesliga-Letzte bis zum 7. Juni glaubhaft versichern, dass er für die komplette kommende Saison wirtschaftlich handlungsfähig ist. Nur dann gibt es für den Absteiger auch eine Lizenz für die Zweite Liga. Insgesamt geht es wohl um eine Lücke von rund 60 Millionen Euro.

Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich (59) räumt ein: „Es gibt mehrere Finanzbaustellen, die wir erfüllen müssen.“ Die Bosse arbeiten mit Hochdruck daran, sondieren u.a mit Investor 777 Partners, Vermarkter Sportfive, Ausrüster Nike oder auch Caterer Aramark, was machbar ist.

Nach Informationen der Bild-Zeitung steht eine vorzeitige Verlängerung mit Vermarkter Sportfive unmittelbar bevor. Der bis 2025 dauernde Vertrag soll um 10 Jahre verlängert werden und Hertha um die 10 Millionen Euro bringen. 4,5 Millionen gäbe es als Vorabzahlung. 

Für die im November fällig werdende Anleihe (45 Mio. Euro) bieten die Blau-Weißen den Anlegern für eine Verlängerung einen um zwei Prozent höheren Zinssatz (dann 8,5 %). Der Prozess läuft, wird aber noch dauern. Als Sicherheit will die DFL notfalls vorab eine Bankbürgschaft, die später zurückgezogen werden könnte.

Herthas Präsident stellt die System-Frage

Puh, das ist alles eine ganze Menge Holz und wird wohl auch eine Zitterpartie. In der es aber auch Licht am Ende des Tunnels gibt. Präsident Kay Bernstein (42) geht in die Offensive, sagte dem Deutschlandfunk, dass Hertha BSC sicher ist, die notwendigen Unterlagen zusammenzuhaben sowie Handlungsfähigkeit und Liquidität nachweisen zu können: „Wir sagen, wir kriegen die Lizenz und starten in der Zweiten Liga.“

Kommt es so, ist die Arbeit aber noch lange nicht getan. Dann geht es für Hertha neben sportlichem Erfolg vor allem um eine Restrukturierung und die wirtschaftliche Sanierung. Eine dauerhafte. Bernsteins Ziel ist es, dass Hertha BSC nie wieder in eine Situation wie die jetzige kommt.

Deshalb denkt der Ex-Ultra ganz groß: „Das System Fußball ist ja nicht darauf ausgelegt, nachhaltig zu wirtschaften, sondern es ist immer die Idee vom maximalen sportlichen Erfolg am Rande der wirtschaftlichen Insolvenz. Wir sind ein Sanierungsfall, weil man das so exzessiv durchexerziert hat. Wir müssten dieses System grundsätzlich mal infrage stellen.“

Hertha-Boss Bernstein plädiert für Gehaltsobergrenze

Bernstein fängt auch gleich damit an, will eine alte Diskussion neu anschieben: „Wir brauchen eine Gehaltsobergrenze bis zu dem Bereich, wo wir das vertreten können, wo die Summen auch noch erklärbar sind, wo es auch noch refinanzierbar ist, wo Financial Fairplay nicht nur irgendwie ein Wort ist.“

An seine Chef-Kollegen hat er den Wunsch, dass die Funktionäre ihrer Verantwortung gerecht würden und „nicht dem Erfolg auf Biegen und Brechen“ nachjagen. Bei Hertha BSC soll damit Schluss sein. Bernstein: „Wir haben einfach in den letzten Jahren nicht gut gewirtschaftet, und wir haben mehr Geld ausgegeben, als wir eingenommen haben.“

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