Kicken oder clicken? Das ist Herthas Problem mit Internetstar Nader El-Jindaoui
Während des Testspiels von Herthas U23 gegen Tasmania stürmten Teenie-Fans den Platz, weil sie Selfies mit ihrem Instagram-Idol Nader El-Jindaoui haben wollten. Der Hype könnte noch andere Gefahren hervorbringen.

Nein, ich bin kein „Hater“ (deutsch: Hasser), wie es Jugendliche ausdrücken, die Superlative inflationär in ihren Mund nehmen. Trotzdem war das überhaupt nicht „mega“, was sich beim Testspiel von Herthas U23 gegen Tasmania abgespielt hat. Selfie-Flitzer, Platzsturm, Spielabbruch kurz vor dem regulären Abpfiff wegen eines Spielers, der ein Internetstar ist und seine Fans seit Jahren begeistert.

Die Rede ist von Nader El-Jindaoui (25), der nach sechs Regionalligasaisons und schweren Verletzungsrückschlägen in der vergangenen Saison beim BAK endlich den Durchbruch schaffte, mit 14 Treffern und zehn Torvorbereitungen glänzte. Absoluter Respekt dafür! Hertha BSC holte sich ihn aber nicht nur aus sportlichen Gründen, sondern auch wegen des Internet-Marketings, um von seinem Erfolg bei Instagram und Youtube (2,8 Millionen Zuschauer) ein Stückchen vom Kuchen abzubekommen.
El-Jindaoui bedient Teenie-Träume
El-Jindaoui mobilisiert junge Fans, weil er Träume und Sehnsüchte mit Unterhaltung auf Handys und Computer bringt. Es sind seine Anhänger und noch lange nicht die von Hertha BSC. Ich finde den Gedanken ziemlich naiv, wenn man glaubt, dass der Traditionsverein dadurch schnell junge Anhänger gewinnt.
Fußball hat etwas mit Regeln zu tun. 22 Spieler und ein Schiedsrichter dürfen auf den Platz. Diese Regel wurde missachtet, genau wie der Respekt gegenüber dem Gegner. Das alles muss den potenziellen Fans der Zukunft schnellstens beigebracht werden. Ob sie dann noch so viel Spaß am Event haben?
Auch innerhalb des Teams – nicht zu vergessen: Herthas U23 ist eine Ausbildungsmannschaft – gibt es Gefahren. Faktisch hat El-Jindaoui mit seinen Videos mehr Erfolg als mit dem Fußballspielen. Da könnte mancher Nachwuchsspieler auf den Gedanken kommen: Na ja, wenn es so einfach ist …
U23-Trainer Ante Covic muss genau hinschauen, was für eine Gruppendynamik entsteht. Und wie jeder Coach hat nur er das Recht zu entscheiden, wer spielt und wer nicht. Falls El-Jindaoui mal nicht im Kader sein sollte, dann bitte wegen großer Enttäuschung keinen wütenden Flashmob vor der Hertha-Geschäftsstelle. Kicken oder clicken, das Problem muss Hertha lösen.
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