Präsident Kay Bernstein (42) schwört alle bei Hertha BSC trotz des Einstiegs von Investor 777 Partners auf harte Zeiten in den kommenden Jahren ein.
Präsident Kay Bernstein (42) schwört alle bei Hertha BSC trotz des Einstiegs von Investor 777 Partners auf harte Zeiten in den kommenden Jahren ein. Nordphoto/imago

Hertha BSC atmet auf! Das Kapitel Lars Windhorst ist beendet, der Deal mit dem neuen Geldgeber 777 Partners in trockenen Tüchern. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt den blau-weißen Bossen allerdings nicht. Zu viele, zu große Probleme müssen dringend gelöst werden. Kahlschlag trotz 777-Partners-Einstieg: Hertha BSC droht der Mega-Umbruch!

Sportlich kämpft das Team von Trainer Sandro Schwarz bei der TSG Hoffenheim (Sonnabend, ab 15.15 Uhr im KURIER-Liveticker) das vierte Jahr in Folge ums Überleben. Finanziell ist Hertha dem Tod gerade noch so von der Schippe gesprungen. Doch die frischen 100 Millionen des neuen US-Investors 777 Partners sind nur ein Tropfen auf dem blau-weißen Stein.

Zu angespannt, ja zu schief ist die wirtschaftliche Situation nach den Mega-Verlusten der vergangenen Jahre, die die 375 Millionen von Windhorst verpuffen ließen. So sehr, dass Hertha BSC mittlerweile ein negatives Eigenkapital von 15 Millionen Euro aufweist und die frischen Millionen dem Klub nur Zeit verschaffen – und die Lizenz für die kommende Bundesligasaison sichern.

Finanz-Boss Tom Herrich spricht von „drastischen Kostensenkungen“ bei Hertha BSC

Geschäftsführer und Finanz-Boss Tom Herrich spricht von „drastischen Kostensenkungen in den kommenden zwei bis drei Jahren“. Denn trotz des vor bereits eineinhalb Jahren verkündeten Sparkurses ist der von Ex-Manager Fredi Bobic zusammengestellte Kader zu teuer, der Personalapparat, der unter Bobic von 283 auf 349 Angestellten wuchs, zu aufgebläht.

Hinzu kommt die Nordic-Bonds-Anleihe in Höhe von 40 Millionen Euro, die einst aufgenommen wurde, um die KKR-Anteile, Herthas erstem Investor, Ende 2018 zurückzukaufen und deren Rückzahlung im Herbst 2023 fällig wird.

Hertha BSC muss Spieler verkaufen

Bedeutet: Hertha BSC wird sich im Sommer trotz des Einstiges von 777 Partners vor allem von vielen Spielern trennen müssen. Damit der Kahlschlag greift, hofft Hertha BSC, dass der Transfermarkt nach der Corona-Pandemie endlich wieder in Schwung kommt und für Millionen-Einnahmen sorgt. 

Präsident Kay Bernstein, 777-Partners-Chef Josh Wander und Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich.
Präsident Kay Bernstein, 777-Partners-Chef Josh Wander und Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich. Nordphoto/imago

Die Sehnsucht vieler Fans, dass der Klub in ein paar Jahren ohne einen Investor auskommt, scheint hoffnungslos. Hertha BSC wird sich wohl auf Dauer, zumindest für lange Zeit mehrheitlich in fremder Hand befinden und in vielen Bereichen das Zepter des Handelns nicht mehr in der eigenen Hand halten.

Hertha BSC bleibt trotz des Einstiegs von 777 Partners Herr im eigenen Hause

Um den Klub am Leben zu halten, musste Hertha BSC mit dem Rücken zur Wand weitere Anteile an der GmbH & Co. KGaA an 777 Partners verkaufen. Die Amerikaner halten nun 78,8 Prozent und damit 14,1 Prozent mehr als Ex-Geldgeber Lars Windhorst, der sein blau-weißes Engagement nach nur dreieinhalb Jahren und mit einem Mega-Verlust beendete.

Mehr Anteile, bedeuten auch mehr Macht. Damit Hertha BSC nicht komplett die Kontrolle verliert, sorgt ein Kniff mit einer Klausel, die die Stimmrechte von 777 Partners begrenzt, sodass Hertha weiterhin faktisch über eine Sperrminorität verfügt und somit noch Herr im eigenen Hause ist. 

Hertha BSC muss eine fette Kröte von 777 Partners schlucken

Dafür mussten die Bosse um Präsident Kay Bernstein auch eine fette Kröte schlucken: Ähnlich wie der FC Barcelona (der viele Vermarktungsrechte für Jahre verkauften musste, um die Liquidität zu sichern) und andere in finanzielle Not geratene Klubs ließ sich Hertha auf einen Deal ein, das 777 Partners 95 Prozent der operativen Hertha-Gewinne zustehen. 

Wie Hertha BSC somit überhaupt wieder auf die Beine kommen kann, wird die Zukunft zeigen. Von Gewinnen träumt bei Hertha BSC in den nächsten Jahren sowieso keiner. Herrich: „Die Sanierung wird kein Sprint, sondern ein Marathon.“

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