Für die Fans trägt er am meisten Schuld an der Krise: Hertha-Manager Michael Preetz (Archivfoto).
Für die Fans trägt er am meisten Schuld an der Krise: Hertha-Manager Michael Preetz (Archivfoto). Foto:  City-Press

Mehr als unfassbare 25 Jahre dauert die Ära von Manager Michael Preetz (53) bei Hertha BSC an. Ein Blau-Weißer ist der Düsseldorfer durch und durch. Doch an seinem 8970. Tag sprach er Sätze, die vielleicht wichtiger sind als sein schönster Treffer und sein erfolgreichster Transfer-Coup zusammen. Denn Preetz verknüpft sein Schicksal mit Herthas Erfolg.

Auf den ersten Blick war alles so wie immer, als Preetz auf der Pressekonferenz neben Trainer Bruno Labbadia Platz nahm. Doch Herthas Manager wirkte angefasst, richtete seinen Blick auf dem Podium immer wieder nach unten und sprach mit gedämpfter Stimme: „Wir sind uns alle im Klaren, dass wir mit der Entwicklung in dieser Saison und der Zwischenbilanz nach Abschluss der Hinrunde mit den 17 Punkten nicht zufrieden sind.“

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Denn Preetz erlebt mal wieder ein Déjà-vu: Zweimal hat er den Kopf bereits aus der Schlinge gezogen. Trotz der Abstiege 2010 und 2012 blieb er als junger Manager im Amt. Dabei sagen viele eigentlich: Einmal ist ein Unfall, zweimal ist Unvermögen. Doch Preetz durfte weitermachen, hat bis heute mit Präsident Werner Gegenbauer den mächtigsten Fürsprecher an seiner Seite.

Das Vertrauen zahlte sich aus. Trotz mieser finanzieller Aussichten machte er aus wenig viel, etablierte Hertha BSC mit viel Geschick und klugen Transfers wieder in der Bundesliga.

Seit dem Sommer 2019 und der monströsen Finanzspritze von Investor Lars Windhorst läuft es jedoch nicht mehr. Mehr als 140 Millionen Euro flossen in den Kader. Doch Hertha steht trotz vier Trainerwechsel innerhalb eines Jahres genau dort, wo sie vergangene Saison nach der Hinrunde standen – im Abstiegskampf statt an Europas Pforte. „Da, wo wir jetzt stehen, ist die erste Bürgerpflicht, den Abstand auf die unteren Plätze zu vergrößern“, forderte Preetz.

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Doch die Stimmung an der Basis ist längst gekippt: Neben einer Petition, die seine Absetzung fordert, planen die Fans am Sonnabendnachmittag vor dem Duell gegen Werder Bremen (18.30 Uhr) eine Demonstration gegen ihn und Gegenbauer auf dem Olympischen Platz. „Ich stehe in in der Verantwortung und stelle mich auch der Diskussion von außen“, erklärte Preetz. „Nicht nur die Leute da draußen, sondern auch wir sind unzufrieden. Dieser Situation müssen wir ins Gesicht sehen.“

Bereits gegen Bremen soll endlich die Wende geschaffen werden: „Ich bin gefordert, dass wir so schnell wie möglich diese Situation ändern. Ich will vorangehen, Energie ausstrahlen und versprühen und gemeinsam mit all denen, denen es um das Wohl von Hertha BSC geht, die Situation überwinden und ins Positive drehen.“

Gelingt ihm das, darf Preetz auf einen dritten blau-weißen Frühling unter seiner Führung hoffen. Gelingt ihm es nicht, steht er vor den Scherben seiner Manager-Karriere.