„Irrsinn“: Hertha-Präsident Bernstein watscht Ex-Finanz-Boss Schiller ab
Auch Ex-Geldgeber Lars Windhorst erhielt einen Abschiedsgruß.

Von wegen Pulverfass! Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC lief trotz der dramatischen sportlichen und finanziellen Lage sowie vieler brisanter Themen wie das Zittern um die Lizenz und den einschneidenden Deal mit US-Investor 777 Partners überraschend harmonisch ab. Einzig Ex-Finanz-Boss Ingo Schiller und Ex-Geldgeber Lars Windhorst wurden von Präsident Kay Bernstein abgewatscht.
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Wie groß die Geschlossenheit bei Hertha BSC ist, demonstrierten die 1380 anwesenden Mitglieder in der Messehalle 18 am Sonntag gleich zu Beginn, als Cheftrainer Pal Dardai bejubelt wurde.
Auch danach: Keine Tumulte, keine Kritik am Führungskurs. Die zu befürchtende Chaos-Sitzung blieb aus. Die Abwahlanträge eines Mitgliedsgegen das gesamte Präsidium und den Aufsichtsratschef Klaus Brüggemann wurden kurzerhand von den Anhängern mit großer Mehrheit von der Tagesordnung gestrichen.
Kein Chaos auf Herthas Mitgliederversammlung
Stattdessen gab Bernstein, exakt 323 Tage als Nachfolger Werner Gegenbauer im Amt, einen Ausblick in die Zukunft und sprach über seine bisherige Amtszeit: „Es war eine wilde Reise und fühlt sich wie drei Jahre an.“

Die ersten Weichen, um Hertha BSC wieder auf Kurs zu bringen, seien gestellt. Im Rahmen des „Sanierungsprozesses“ wird für die Saison 2025/26 ein ausgeglichener Haushalt angepeilt, bereits satte acht Millionen Euro seien durch Anpassungen im Verwaltungsapparat eingespart worden.
Hertha-Präsident Bernstein watscht Ex-Finanz-Boss Schiller und Windhorst ab
Mit Blick auf die 374 Millionen Euro von Ex-Investor Lars Windhorst und der finanziellen Schieflage watschte Bernstein den im Vorjahr abgetretenen Finanz-Boss Ingo Schiller ab: „Wir haben ihn mit Applaus und Standing Ovations verabschiedet. Aber wir müssen auch ehrlich sein, dass die finanzielle Lage in seiner Verantwortung lag. Da wurden 250 Millionen Euro verbrannt. Die sind weg. Das ist ein Irrsinn, der nie wieder passieren darf.“
Auch für Windhorst, der im März auch als Mitglied ausgetreten ist, hatte Bernstein noch ein Abschiedsgruß parat: „Die Akte Lars Windhorst wollen wir schließen und danken – für sein Geld.“
Der Deal mit 777 Partners, der nach dem Bruch mit Windhorst im März dessen Anteile an Herthas Profiabteilung übernommen hatte, sei „aufgrund der Probleme der Vergangenheit alternativlos“ gewesen.
Hertha BSC muss weiter sparen und zittert um die Lizenz
777 stockte später seine Anteile auf 78,8 Prozent auf und investiert 100 Millionen Euro, die laut Bernstein zur Sanierung des Vereins gedacht sind, „ligaunabhängig“ und bis zum 30. Juni fließen sollen, damit Hertha die Lizenz erhält und nicht im schlimmsten Fall in der Regionalliga beginnen müsste.
Allerdings prüft die Liga (DFL) derzeit noch den Einstieg, vor allem den Einfluss von 777 Partners hinsichtlich der 50+1-Regel, sodass Hertha weiter um die Lizenz zittern muss. „Wir müssen für die Lizenzierung die Finanzierung der nächsten Saison nachweisen“, erklärte Geschäftsführer Tom Herrich: „777 ist ein Teil davon, aber es bedarf noch weiteres.“
Daran arbeite man mit „Hochdruck“, sagte Herrich, der angesichts der finanziellen Lage auch betonte: „Wir wollen 30 Prozent der Kaderkosten reduzieren und dann immer noch bundesliga- oder zweitligatauglich sein.“
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