Hertha-Aufsichtsrat Jens Lehmann : Irre, was der draufhat!
Ex-Torwart ist Fachmann für Verrücktes und tickt ganz oft wie Vorgänger Klinsmann.

Hertha BSC bleibt in aller Munde und sollte gewarnt sein! Mit der Kür von Jens Lehmann (50) als Nachfolger von Jürgen Klinsmann (55) in Herthas Aufsichtsrat sorgt Investor Lars Windhorst (43) für den nächsten blau-weißen Wirbel. Der Ex-Keeper, der gerne polarisiert, erntet bereits vorm Dienstantritt Hohn und Spott. Schon irre, was Lehmann so alles draufhat.
Viele offene Fragen nach Herthas nächstem Paukenschlag. Nur eines ist sicher: Ruhiger wird es bei den Blau-Weißen auch nach der Schlammschlacht mit Klinsi nicht. Ob als Aktiver oder als Ex-Profi – Lehmann ist ein streitbarer und schwieriger Charakter.
Immerhin: Ganz so große Töne wie sein Vorgänger spuckt Lehmann nicht, lässt per Pressemitteilung ausrichten: „Ich sehe Hertha BSC aktuell als eines der interessantesten Projekte im Fußball.“ Hertha-Fans werden sich (schmerzlich) erinnern: Klinsmann wählte fast identische Worte, sprach vom „spannendsten Fußball-Projekt Europas“.
So unterschiedlich die beiden Ex-Profis auch sind, es gibt viele Parallelen. „Jens ist ein meinungsstarker Mann, der sich gerne durchsetzt. Er hat da fast ein wenig das Profil von Jürgen Klinsmann“, erklärt auch Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler lobt aber auch: „Er ist kein einfacher Typ und sehr geradlinig. Wenn man sich für ihn entscheidet, entscheidet man sich auch für eine gewisse Qualität.“ Unbestritten hatte Lehmann diese zwischen den Pfosten. Über Jahre hielt er auf Weltklasseniveau – sorgte neben sechs Platzverweisen aber auch für reichlich Kuriositäten.
Mit Berater Marc Kosicke soll Lehmann die beiden vakanten Plätze von Windhorst im Hertha-Aufsichtsrat besetzen – und vor allem für sportliche Kompetenz in dessen Firma Tennor sorgen. „Beide bringen ein hohes Maß an Erfahrung und Professionalität mit“, erklärt der Geldgeber: „Sie werden dazu beitragen, die Ziele von Tennor und Hertha BSC zu erreichen und den Verein gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft führen.“
Windhorst wurde erst durch sein Investment (224 Millionen Euro für 49,9 Prozent der Herthas GmbH & Co. KGaA, nicht am Stammverein) zum Fan und sagt selbst, er verstehe nicht viel von Fußball. Ein Faible für Ex-Nationalspieler und -TV-Experten hat er dennoch: Wie schon Klinsmann arbeitete auch Lehmann nach der Karriere vor der Kamera. Für Aufsehen sorgte er jüngst – nachdem erst selbst an Covid-19 erkrankt war –, als er im TV-Talk Doppelpass sein Unverständnis über Geisterspiele äußert: „Warum können in einem Stadion wie der Allianz Arena, in die 70000 Leute passen, nicht 20000 Fans rein? Die kommen sich im Abstand von zehn Metern doch nicht in die Quere.“
Wenig Einfluss auf das operative Geschäft
Sei’s drumm: Hertha-Fans werden hoffen, dass sich nicht alles wiederholt, Lehmann ruhigere Töne als Klinsmann anschlägt und sich als Teamplayer beweist. Fakt ist: Hertha hat keinen Einfluss auf Windhorsts Kandidaten. Noch weniger haben aber Lehmann und Kosicke Einfluss auf das operative Geschäft. Manager Michael Preetz betonte, über die Personalien informiert gewesen zu sein: „Wir begrüßen beide herzlich in ihrer neuen Funktion bei Hertha BSC.“
Aus blau-weißer Sicht bleibt zu hoffen, dass diesmal alle an einem Strang ziehen. Dann könnte das neue Kapitel erfolgreicher werden als das Kurzzeit-Intermezzo von Klinsmann. Doch, Achtung: Im Herbst, nachdem Lehmann in Augsburg als Co-Trainer entlassen wurde, äußerte er den Wunsch, bald als Cheftrainer zu arbeiten ...