Pal Dardai ist optimistisch

Herthas Trainingscamp, alles andere als verhagelt...

Trotz des Spielabbruchs wegen Unwetters in Österreich ist der blau-weiße Trainer mit dem Trainingslager sehr zufrieden.

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Trainer Pal Dardai musste bei der Saisonvorbereitung viel improvisieren, doch sein Plan ging auf.
Trainer Pal Dardai musste bei der Saisonvorbereitung viel improvisieren, doch sein Plan ging auf.Foto: City-Press

Pal Dardai stand klatschnass im Kabinengang des kleinen Stadions im österreichischen Bramberg am Wildkogel. Ein Unwetter zog über das Tiroler Dorf. Herthas letzter Test gegen den türkischen Erstligisten Gaziantep FK musste beim Stand von 3:0 in der 57. Minute abgebrochen werden. Der Coach war trotzdem zufrieden. Denn dieses Trainingslager in Österreich war trotz aller Widrigkeiten alles andere als verhagelt.

Eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel, der Pokalpartie beim Drittligisten SV Meppen, sieht die Bilanz der Blau-Weißen nach neun Tests so aus. Sechs Siege, drei Unentschieden, keine Niederlage. Darunter eine 4:3-Gala gegen den FC Liverpool. Vor dem Start der Sommervorbereitung hätte das wohl keiner so vermuten können. Denn Dardai musste mit einer Rumpftruppe auskommen. Acht Abgänge, vier Olympiafahrer, dazu noch drei EM-Fahrer, die erst vor einer Woche wieder zum Team stießen. Der Ungar machte das Beste daraus: Er holte zehn Talente für die Trainingseinheiten hinzu.

Dardai: „Alle haben sehr gut gearbeitet“

Mit etwas heiserer Stimme und durchnässt sagte er nach dem abgebrochenen Test: „Die Jungs haben das gut gemacht. Sie haben sich gegenseitig auf dem Platz geholfen. Wir haben alle Ziele erfüllt, die wir in der Vorbereitung erreichen wollten. Alle haben sehr gut mitgezogen. Laufintensität, Spielintensität, was wir taktisch anders machen wollen, sie haben sehr gut gearbeitet. Ich bedanke mich auch bei den jungen Spielern, die klasse mitgehalten haben.“

Die Startelf für das Meppen-Spiel steht, bis auf eine Position. Im Tor Alexander Schwolow, in der Abwehr Peter Pekarik, Niklas Stark, Marton Dardai und Marvin Plattenhardt, im Mittelfeld Vladimir Darida, Suat Serdar und Kevin Prince Boateng oder Neuzugang Stevan Jovetic. Auf den Flügeln Javairo Dilrosun und Dodi Lukebakio. Mittelstürmer ist Davie Selke.

Suat Serdar (r.) mit dynamischen Antritt beim abgebrochenen Testspiel gegen Gaziantep FK. 
Suat Serdar (r.) mit dynamischen Antritt beim abgebrochenen Testspiel gegen Gaziantep FK. Foto: City-Press

Lob für Serdar

Auf die Frage, welcher Spieler ihm besonders positiv in den vergangenen knapp fünf Wochen aufgefallen ist, sagt der Ungar blitzschnell: „Mit Suat Serdar bin ich hochzufrieden. Er bringt genau das, was wir im Mittelfeld brauchen – Aggressivität und Spielkultur.“ Der Neuzugang von Schalke 04 passte sich nahtlos ins Dardai-System ein. Sein Giganten-Tor aus spitzem Winkel beim Sieg gegen Liverpool brachte sogar Manager Fredi Bobic ins Schwärmen. „Suat bringt diesen Mut und die Entschlossenheit mit. Den Schuss hat er mit vollem Risiko abgezogen. Entweder so einer geht in den Winkel oder in die Berge“, erklärte Bobic.

Der neue Manager könnte sich selbst auf die Schulter klopfen, wegen Serdar und auch wegen des neuen Angreifers Stevan Jovetic, der gleich bei seinem Debüt gegen Klopps Startruppe zweimal traf. Bobic: „Stevan ist nicht nur Mittelstürmer, er ist ein Offensivallrounder.“

Stevan Jovetic traf bei seinem Hertha-Debüt gegen Liverpool gleich doppelt.
Stevan Jovetic traf bei seinem Hertha-Debüt gegen Liverpool gleich doppelt.Foto: City-Press

Jovetic, der Allrounder im Angriff

Das weiß auch Dardai und ist froh, dass er nach dem Abgang von Jhon Cordoba vielleicht sogar besseren Ersatz hat. „Wir sind mit Stevan jetzt variabel, auch während des Spiels können wir bei Ballbesitz immer wieder variieren. Das ist schwieriger für die Gegner. Da können sie uns nicht so sehr pressen“, ist der Trainer froh.

Überhaupt: Der überraschende Sieg gegen Liverpool kann den entscheidenden Kick für alle gegeben haben. Für die Spieler bringt er nach vielen Verunsicherungen in den zwei zurückliegenden Saisons neues Selbstbewusstsein. Für den Trainer ist es eine Bestätigung seiner Arbeit. Denn gegen Klopps Elf war diese alte Dardai-Effektivität wieder da. Wenige Torchancen, die aber konsequent genutzt wurden.

Dodi Lukebakio zeigt endlich, was er drauf hat. Hier nimmt er es mit zwei Gegenspielern auf.
Dodi Lukebakio zeigt endlich, was er drauf hat. Hier nimmt er es mit zwei Gegenspielern auf.Foto: City-Press

Gehirnwäsche für Lukebakio

Auch bei Lukebakio kann man endlich Fortschritte sehen. Der Belgier wirkt nicht mehr so lethargisch auf dem Platz. Er kämpft jetzt für das Team, trifft und bereitet Treffer vor. Dardai schmunzelt: „Vielleicht hat ja die Gehirnwäsche geholfen. Das war ich aber nicht allein. Das waren alle. Wenn er weiter so spielt und seine Qualitäten zeigt, kann er uns sehr helfen.“

Nächten Sonntag gegen den unterklassigen SV Meppen muss er zeigen, dass er es kapiert hat. Denn ein gutes Testspiel gegen Liverpool reicht nicht…       

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