Nach der Heimpleite

Herthas Trainer Dardai knallhart: „Das waren Schüsse Richtung Vogelnest“

Nach dem Fehlstart redet Coach Pal Dardai Klartext, woran es bei Hertha BSC noch fehlt. Es ist Zuckerbrot und Peitsche für die Spieler.

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Herthas Trainer Pal Dardai zeigt es an, wo die ungenauen Schüsse seiner Spieler beim 0:1 gegen Wehen Wiesbaden hingingen: weit nach oben.
Herthas Trainer Pal Dardai zeigt es an, wo die ungenauen Schüsse seiner Spieler beim 0:1 gegen Wehen Wiesbaden hingingen: weit nach oben.imago images/nordphoto/Engler

Eine Nacht drüber geschlafen. Hertha BSC hat auch in der Zweiten Liga einen Saison-Fehlstart hingelegt. 0:1 in Düsseldorf und jetzt das 0:1 im Olympiastadion gegen Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden. Ist es ein Schock für Trainer Pal Dardai? Nein! Die Vereinsikone stand auch Sonnabendmorgen auf dem Schenckendorffplatz und teilte allen seine Gedanken zur bitteren Niederlage mit. Es ist mal wieder Zeit für Zuckerbrot und Peitsche für die blau-weißen Profis ...

„Die Spielanalyse gibt es erst Montag mit der Mannschaft. Jetzt lasse ich die Jungs erst mal in Ruhe. Sie haben viel investiert. Eigentlich stimmt alles. 20 Torschüsse, 30 Flanken. Das ist neuer Rekord, aber wenn die Flanken nicht ankommen und die Schüsse nicht ins Tor gehen., dann ist es schwierig. Wir haben Schüsse Richtung Vogelnest, aber nicht ins richtige Netz“, sagt Dardai und hebt dabei seinen Zeigefinger in die Luft. 

Dardai: „Wir haben eine Ergebniskrise“

Nicht zu fassen! Hertha BSC verlor das erste Heimspiel gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden mit 0:1.
Nicht zu fassen! Hertha BSC verlor das erste Heimspiel gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden mit 0:1.imago images/nordphoto/Engler

Der Ungar spricht es knallhart aus, woran es bei seinem Team noch fehlt: „Da kann man mich totschlagen als Trainer. Wir trainieren hier alles, natürlich auch Torschüsse. Doch wenn ich ehrlich bin, bei den Schüssen habe ich in beiden Spielen nicht viel Qualität gesehen.“ Kein Einspruch!

Ein hartes Urteil, aber es ist ein Weckruf an seine Profis. Doch Dardai lobt auch seine Spieler nach dem Auftaktdesaster. „Teamgeist und alle Daten, Laufen, Sprints und so weiter, das ist eine Riesensteigerung gegenüber dem letzten Jahr. Aber wir haben eine Ergebniskrise. Wir brauchen ein Tor. Das ist der Dosenöffner“, sagt er.

Und sieht auch weiterhin ein mentales Problem in der Truppe, auch wenn sie völlig neu formiert ist. „Diese Verkrampfung ist schon lange da. Hertha spielt seit vier Jahren gegen den Abstieg. Da haben wir sehr hart dran gearbeitet, dass wir jetzt endlich Zweite Liga spielen. Sorry, das ist ironisch gemeint. Aber es ist so. Ja, es gibt eine Verkrampfung, aber die löst du nur mit einem Sieg“, erklärt der Coach. 

Dardai: „Verkrampfung ist schon vier Jahre da“

Herthas neue Spieler Toni Leistner, Haris Tabakovic und Smail Prevljak (v.l.n.r) nach dem 0:1-Schock in der Nachspielzeit. 
Herthas neue Spieler Toni Leistner, Haris Tabakovic und Smail Prevljak (v.l.n.r) nach dem 0:1-Schock in der Nachspielzeit. imago images/nordphoto/Engler

Dardai geht dabei noch tiefer und sagt: „Es waren schon letztes Jahr Psychologen hier, die Spieler haben auch Mentaltrainer. Es hilft nichts. Es hilft nur trainieren, trainieren und hart arbeiten. Irgendwann wird das Tor kommen.“

Zwei Niederlagen, jetzt sollte eigentlich auch der Letzte begreifen, dass bei den Blau-Weißen keiner vom sofortigen Wiederaufstieg träumen kann. Von künstlichen Zielen hält der bodenständige Dardai gar nichts und spricht eine ganz bittere Wahrheit aus: „Fakt ist: Es ist eine Riesensache, dass Hertha auf dem Rasen aufläuft, wir hatten wochenlang keine Lizenz. Jetzt ist Zweite Liga und nicht mehr Bundesliga. Diese Realität muss jeder akzeptieren. Wir haben Kaderprobleme, das haben wir versucht zu lösen. Jetzt werden wir sehen. Wenn es ständig so weitergeht, kannst du nichts von Blockade erzählen. Dann muss man sagen, die Qualität reicht nicht aus. Aber das glaube ich nicht. Die Jungs müssen jetzt erst mal ein paar Wochen zusammenspielen.“ Ein mahnender Appell an die Geduld der Fans.