Investor Lars Windhorst während der Mitgliederversammlung von Hertha BSC. 
Investor Lars Windhorst während der Mitgliederversammlung von Hertha BSC.  dpa

Kommt dieser Verein denn nie zur Ruhe? Neuer Präsident mit Kay Bernstein (42) bei Hertha BSC, doch der nächste Riesenzoff mit 374-Millionen-Investor Lars Windhorst (45) droht. Donnerstag berichtete die Financial Times, dass Windhorst eine israelische Wirtschaftsdetektei beauftragt hatte, um Ex-Boss Werner Gegenbauer (72) mit Spionage, Fake-Account, bösartigen Karikaturen eine Kampagne loszutreten, den Präsidenten aus dem Amt zu jagen. Was erst wie ein Kriminalroman erschien, entpuppt sich immer mehr zu einem Skandal, den die Bundesliga so noch nicht erlebt hat.

Donnerstag folgten noch Dementis, selbst Hertha BSC ließ verlauten: „Tennor (Windhorsts Investmentfirma, die Red.) hat dem Verein versichert hätte, dass an den Vorwürfen nichts dran sei.“ Doch einen Tag später sieht das jetzt alles ganz anders aus.

Hertha beauftragt Kanzlei und stellt Ultimatum

Der neue Präsident Kay Bernstein weiß die Fans hinter sich. Doch jetzt muss er erstmal das Problem mit Windhorst lösen. 
Der neue Präsident Kay Bernstein weiß die Fans hinter sich. Doch jetzt muss er erstmal das Problem mit Windhorst lösen.  imago images

Am Freitagabend teilte Hertha BSC mit: „Nach dem veröffentlichten Artikel in der Financial Times über eine in Tel Aviv erhobene Klage gegen Lars Windhorst und eine Gesellschaft seiner Tennor-Holding B.V. hinsichtlich eines Auftrags betreffend Hertha BSC haben unsere Gremien beschlossen, die dort erwähnten Vorgänge durch eine Kanzlei aufarbeiten und beurteilen zu lassen. Zudem wurde Tennor zur detaillierten Stellungnahme aufgefordert.“

Die Wirtschaftszeitung hatte Gerichtsakten aus Tel Aviv zugespielt bekommen, bei der es um Zahlungsstreitigkeiten zwischen der Detektei Shibumi und Windhorst geht, weil er angeblich für den Auftrag nicht die vereinbarte Summe gezahlt hat. Hertha will den Inhalt der Auftragsarbeit genau überprüfen lassen. Angeblich sollen 20 Mitarbeiter bei der Kampagne mit dem Namen „Euro2020“ über acht Monate beschäftigt gewesen sein. 

Die nächste Schlammschlacht droht

Zweimal gequältes Lächeln! Ex-Präsident Werner Gegenbauer und Investor Lars Windhorst im November 2020.
Zweimal gequältes Lächeln! Ex-Präsident Werner Gegenbauer und Investor Lars Windhorst im November 2020. imago-images

Wenn Windhorst tatsächlich zu solchen Mitteln gegriffen hat, um Gegenbauer zu entmachten, hat er seine Kompetenz als stillhabender Anteilseigner nicht nur überschritten, sondern auch mindestens fragwürdige Mittel angewandt. Herthas Ankündigung, eine Kanzlei zu beauftragen, um den im Raum stehenden Spionagefall zu überprüfen, deutet bereits eine mögliche juristische Auseinandersetzung mit Windhorst an.

Auch das Ultimatum an den Investor, eine Stellungnahme bis nächsten Montag abzugeben, zeigt, dass sich Hertha vehement wehrt und der Burgfrieden, den das neue Präsidium um Kay Bernstein (wurde am 26. Juni zum neuen Boss gewählt) mit Windhorst geschlossen, wieder dahin ist. Eigentlich wollte Bernstein gemeinsam mit dem Investor am Dienstag ein Pressegespräch veranstalten. Das wurde jetzt abgesagt. Hertha schreibt in der Stellungnahme: „Vor diesem Hintergrund verschieben wir die für Dienstag, den 04. Oktober 2022 um 15.00 Uhr, angesetzte Medienrunde zum Thema ,100 Tage Präsidentschaft Kay Bernstein' auf einen neuen Termin.“

Bernstein sagt Treffen mit Windhorst ab 

Die zwischenzeitliche Harmonie zwischen Bernstein und Windhorst ist jetzt erstmal vorbei. Nach nicht mal 100 Tagen Amtszeit hat der junge Präsident dasselbe Problem wie sein Vorgänger Gegenbauer. Wenn sich alle Spionage-Vorwürfe als wahr herausstellen, ist das mehr als ein Vertrauensmissbrauch gegenüber dem Verein.  Es könnte zum großen Bruch zwischen Hertha und Windhorst kommen. 

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