Ausverkauf
Herthas letzte Hoffnung: Deadline Day passieren verrückte Sachen
Das Kommen und Gehen nimmt kein Ende. Erst nach dem Transferschluss am 1. September beginnt für Hertha BSC die Saison so richtig.

Der Aufschrei kam laut, deutlich und gezielt. Pal Dardai, Herthas Cheftrainer, sprach von einem „Klassenunterschied“ seiner Mannschaft gegenüber dem Hamburger SV und später sogar seinem Team die Qualität ab, so in der starken Zweiten Liga zu bestehen. Rumms!
Eigentlich galt der Ungar als ein Trainer, der zu Beginn einer Saison nicht über fehlende Klasse seines Kaders klagt. Nach neuen, starken Zugängen rief er in der Vergangenheit nur selten.
Seit der jüngsten 0:3-Niederlage beim Hamburger SV ist alles anders geworden. Dardais Hilfeschrei kann ich sehr gut verstehen. Noch nie zuvor hat sich der 47-Jährige so auf den sogenannten Deadline Day der Transferperiode fokussiert. Er sprach sogar vom „magischen 1. September“, den man abwarten müsse, „das ist ein wichtiger Tag, da wird noch einiges passieren“. Um 18 Uhr ist da Transferschluss!
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Fluch des Transfermarkts: Hertha BSC leidet weiter!

Sportdirektor Benjamin Weber muss ohne Geld und mit miesen Perspektiven ein Wunder vollbringen
Dardais Hoffnung heißt Benjamin Weber. Der 43-jährige Sportdirektor widmet sich seit Ende Januar der Herkulesaufgabe, mit ganz wenig Geld Profis nach Berlin zu holen. Ich kenne Weber seit vielen Jahren als kompetenten Mann, der sich vor allem um die Hertha-Akademie verdient gemacht hatte. Im neuen Job muss er sich aber als Newcomer erst zurechtfinden im Haifischbecken Profifußball, wo es um horrende Summen, Macht und Eitelkeiten geht. Ohne Geld und den im Moment miesen sportlichen Perspektiven kann er nur schwer neues Personal zum Tabellenletzten locken.
Wenn nach Marco Richter (wechselte am Dienstag zu Mainz 05) bald auch Suat Serdar (Hellas Verona) und Marc-Oliver Kempf (unbekannt), ein Trio gestandener Profis, Hertha noch verlassen, ist es mir ein Rätsel, wie Weber diesen Ausverkauf bis zum 1. September kompensieren will.
Dennoch, was er bislang trotz dramatisch leerer Kassen geschafft hat, ist aller Ehren wert. Während seine Vorgänger – Dieter Hoeneß, Michael Preetz und Fredi Bobic – oft aus dem Vollen schöpften, ist Weber gezwungen, immer zuerst Spieler zu verkaufen, um neue Leute verpflichten zu können. Ein beinahe teuflischer Kreislauf. Bislang hat er für zehn externe Zugänge lediglich 3,6 Millionen Euro an Ablösesummen ausgegeben und für zehn verkaufte Profis 18,65 Millionen Euro eingenommen. Viele gingen weit unter Wert, aber man musste die horrenden Gehaltskosten einsparen, die bei einigen Profis wie Lucas Tousart und Krzysztof Piatek noch aus der Ära Preetz/Klinsmann stammten.
Die Bilanzen der Manager bei Hertha fallen sehr unterschiedlich aus
Ich habe untersucht, wie die Transferbilanzen von Hoeneß und Co. seit dem Aufstieg von Hertha 1997 aussahen. Als Quellen dienten das Fußballportal transfermarkt.de und eigene Recherchen.
Dieter Hoeneß (von 1997 bis 2009 im Amt) und Michael Preetz (Juni 2009 bis Januar 2021) prägten jeweils eine Ära, die Verpflichtung von Fredi Bobic (Juni 2021 bis Januar 2023) sollte „goldene Jahre“ bringen, endete aber chaotisch. Hoeneß holte einst 107 Profis für rund 79 Millionen Euro, nahm etwa 43 Millionen Euro für Verkäufe ein. Der Einzug in die Champions League und mehrere Teilnahmen im Uefa-Cup fallen in seine Amtszeit.
Michael Preetz gab für über 90 Profis rund 213 Millionen Euro aus, nahm 130 Millionen durch Verkäufe ein. Er bewies lange ein gutes Händchen auf dem Transfermarkt, ehe er in den Sog der Windhorst-Millionen geriet und unter dem starken Einfluss von Jürgen Klinsmann das Maß bei Spielerkäufen verlor.
Fredi Bobic indessen gab für 26 Profis rund 36 Millionen Euro aus, nahm aber für Verkäufe stattliche 81 Millionen Euro ein. Dafür belastete er das Budget mit seiner Armada an teuren Fachleuten hinter dem Team (Kaderplaner, Analysten, Technischer Direktor, Leiter Spielkonzeption etc.) dramatisch weit über Gebühr.
Fakt ist, Bobic-Nachfolger Benjamin Weber muss mit dem finanziellen Desaster, das seine Vorgänger vor allem in den zurückliegenden vier Jahren verursacht haben, klarkommen. Er benötigt jetzt besonders gute Nerven am berühmten Deadline Day, an dem oft verrückte Sachen passieren – manchmal auch bis eine Minute vor 18 Uhr.