Bittersüßer blau-weißer Mutmacher
Hertha-Liebling Raffael: So schrecklich-schön ist die Zweite Liga
Der Brasilianer Raffael (38) war einer der besten Techniker, die Hertha BSC jemals hatte. Ein Jahr spielte er für die Blau-Weißen im Unterhaus.

Montag startet Hertha BSC in die Saisonvorbereitung. Nach zehn Jahren nicht mehr für die Bundesliga, sondern nach dem Abstieg nur noch für die Zweite Liga. Auch ein ganz großer Herthaner machte einen Abstieg mit. 2010 blieb der brasilianische Zauberer Raffael den Blau-Weißen treu. Der sofortige Wiederaufstieg klappte 2011. Für den offensiven Mittelfeldspieler war es eine ganz besondere Saison. Jetzt erinnert er sich: So schrecklich-schön ist die Zweite Liga.
Vor anderthalb Jahren beendete Raffael Caetano de Araujo (38), so sein vollständiger Name, seine Karriere. Ausgeruht und entspannt gab der Brasilianer jetzt bei transfermarkt.de ein Interview und erzählte, wie er diese Zweitliga-Saison 2010/11 erlebte. „Die Zeit in der Zweiten Liga war für alle im Klub hart. Der Druck und die Erwartungen waren immens, schließlich musste Hertha wieder zurück in die Bundesliga. Wir durften uns keine Fehler erlauben“, fängt Raffael an.
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Raffael: „0:2 in Osnabrück, wir waren katastrophal schlecht“

Hertha startete mit zehn Spielen ohne Niederlage, dann gab es den ersten Warnschuss. Unglücklich verloren die Blau-Weißen in Paderborn mit 0:1. In Unterzahl, weil Adrian Ramos mit einer skandalösen Witz-Rotkarte in der 64. Minute vom Platz geflogen war. Zwei Wochen später setzte es im November 2010 die zweite Pleite beim 0:2 in Osnabrück. „Für mich war neben der Heimderby-Pleite gegen Union (1:2, Anm. d. Red.) die Niederlage in Osnabrück die schlimmste der Saison. Wir haben katastrophal schlecht gespielt. Jedoch wusste ab diesem Augenblick jeder im Team, dass die Zweite alles andere als leicht wird“, so Raffael.
Nach der Winterpause setzte Hertha dann zum Durchmarsch an, und für Raffael ging endlich ein Familientraum in Erfüllung. Sein jüngerer Bruder Ronny war im Sommer 2010 zu Hertha gestoßen. Das war Raffaels größter Wunsch. Problem nur: Raffa glänzte, doch Ronny kam unter Ex-Trainer Markus Babbel nicht richtig in Tritt. Das änderte sich dann im Januar 2011.
Der Zauberer kommt jetzt noch ins Schwärmen, wenn er an das 3:1 bei Arminia Bielefeld denkt: „Als Kinder haben wir immer davon geträumt, irgendwann gemeinsam bei einem Profiklub auflaufen zu dürfen. Die emotionalste Partie war gegen Bielefeld. Zwei Tore erzielte ich, aber viel wichtiger war mir der Treffer meines Bruders. Es war sein erster Treffer für Hertha. Ab dann wusste ich: Jetzt geht es bergauf für ihn. Bis dahin war er nämlich noch ein kleiner Hitzkopf und hatte zu wenig aus seinem Potenzial gemacht.“
Raffaels schönstes Spiel begann auf der Bank

Doch das schönste Spiel war für Raffael das 2:0 beim VfL Bochum am 29. Spieltag. „Ganz klar Bochum. Meine Frau war schwanger und erwartete unseren Sohn. Ich trainierte die Woche dementsprechend nicht wirklich gut“, gibt er ehrlich zu. Babbel setzte Raffael in der ersten Halbzeit nur auf die Bank. Erst wurde er eingewechselt und in der 84. Minute auch sein Bruder Ronny. Am Ende traf ich zum 2:0 in der 87. Minute, und mein Bruder gab die Vorlage.“
Raffael: „Hertha wird die richtigen Schlüsse ziehen“
Und ganz nebenbei: Es war der entscheidende Sieg zum Wiederaufstieg. Hertha hatte plötzlich sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten Bochum. So einfach wird es für Hertha in der kommenden Saison aber nicht. Im Gegensatz zu damals können teure Spieler nicht mehr gehalten werden. Trotzdem sagt Raffael: „Ich sehe Parallelen. Der Verein muss sich der Aufgabe stellen. Natürlich habe ich Angst, dass Hertha so endet wie der HSV, aber ich bin mir sicher, dass man die richtigen Schlüsse zieht.“
Denn auch Raffael weiß, dass Hertha ein besonderer Verein mit starker Fankultur ist, die gerade jetzt und trotz des Abstiegs enorm auflebt: „Wir haben uns als Familie in der Stadt sehr wohlgefühlt. Ich könnte vieles sagen, aber ich halte mich kurz: Den Hertha-Fans bin ich einfach nur dankbar für die jahrelange Unterstützung.“
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