Herthas Präsident Kay Bernstein ist nicht mal fünf Monate im Amt und muss Sonntag bei der Mitgliederversammlung Worte für die blau-weiße Krise finden.
Herthas Präsident Kay Bernstein ist nicht mal fünf Monate im Amt und muss Sonntag bei der Mitgliederversammlung Worte für die blau-weiße Krise finden. dpa/Pedersen

Ein Sieg musste her, es wurde nicht mal ein Unentschieden. Hertha BSC taumelt nach dem 1:2, diesem Last-Minute-K.o. in der 98. Minute beim VfB Stuttgart, Richtung Abstieg. Zu wenig Geld, zu wenig Punkte, zu wenig Hoffnung. Hertha-Profis, warum tut ihr euren Fans und eurem Präsidenten Kay Bernstein (42) so etwas an?

Elf Punkte, nur zwei Siege (nur Schlusslicht Schalke hat noch weniger), Absturz auf Relegationsplatz 16. Diese Mannschaft ist momentan nicht bundesligareif. Vorne zu harmlos, im Mittelfeld zu ideenlos, in der Abwehr zu konzentrationslos. Acht Punkte wurden sinnlos verschenkt, weil die Gegentore in den Schlussminuten fielen.

Trainer Sandro Schwarz: „Das ist zu naiv“

Das 1:2-K.o.-Tor in der 98. Minute: Stuttgarts Konstantinos Mavropanos springt hoch und Herthas Innenverteidiger Agustin Rogel steht zu weit weg.
Das 1:2-K.o.-Tor in der 98. Minute: Stuttgarts Konstantinos Mavropanos springt hoch und Herthas Innenverteidiger Agustin Rogel steht zu weit weg. imago images

Es hat absolut nichts mit mangelndem Willen zu tun, wohl aber mit der Unfähigkeit, sich bis zum Schluss auf wesentliche Dinge des Fußballs zu fokussieren. Trainer Sandro Schwarz sagt es: „Das war naiv. In der Schlussphase darf man den Gegner nicht zu so einem Angriff kommen lassen.“

Schlicht gesagt: Die blau-weißen Profis schaffen es nicht, professionell ihren Kernjob bis zum Feierabend auszuführen. Die Fans kommen in ihrer Freizeit, bezahlen Geld und übererfüllen mit toller Unterstützung und noch mehr Geduld seit Monaten ihre Aufgabe als Herthaner.

Boss Kay Bernstein und seine Präsidiumsmitglieder arbeiten ehrenamtlich seit dem 26. Juni, jeden Tag eher 16 als acht Stunden, um irgendwie diesen 130 Jahre alten Verein zu retten. Eine Aufbruchstimmung wurde erzeugt, trotz des Zoffs mit Investor Lars Windhorst, trotz neuer Millionen-Verluste. Bernstein ist nicht naiv und hat die Dimension der Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre erkannt: „Diese Erblast ist eine der schwierigsten Aufgaben in der Klubgeschichte.“

Was soll Boss Bernstein den Mitgliedern Sonntag sagen?

Sonntag betritt Bernstein zum ersten Mal bei einer Mitgliederversammlung als Präsident um 11 Uhr für die Eröffnungsrede das Podium in der Messehalle. Baustellen hat er genug zu erklären und gleichzeitig noch in der prekären Situation Optimismus auszustrahlen. „Einfach machen“, war schon sein Motto in seiner Eventfirma. „Einfach siegen“ heißt das für Herthas Profis. Das haben sie bisher zu selten getan.

Die vierte Krisensaison in Folge ist da. Verantwortlich dafür sind weder Bernstein, Manager Fredi Bobic, der zum Sparkurs gezwungen ist, noch Trainer Sandro Schwarz, der aus mittelmäßigen Spielern versucht, das Optimale herauszuholen. Der Grund für die sportliche Talfahrt sind die Profis. Selbst ein Heimsieg gegen Köln am Sonnabend wäre nur ein temporärer Stimmungsaufheller, auch 14 Punkte nach 15 Spielen wären zu wenig. Es wird ein harter Winter …

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