Hertha BSC: Des Kaysers neue Kleider! Als Boss Bernstein Manager Bobic feuerte, zog er sich eine neue Jacke an
Herthas Präsident trug lange seine kultige Retro-Jacke. Sie war sein Markenzeichen, beim Bobic-Rausschmiss präsentierte er sich im neuen Outfit.

Neuer Boss-Stil bei Hertha BSC, neue Jacke bei Präsident Kay Bernstein (42). Sieben Monate schaute der neue Chef der Blau-Weißen sich alles in seinem Klub an, arbeitete täglich für seinen Herzensverein. Dabei blieb er immer moderat, immer gesprächsbereit – zu jedem! Der smarte Unternehmer, der vorher keine Erfahrung in Vereinsämtern hatte, sammelte überall Pluspunkte mit seiner lockeren Art. Jetzt kam es zur härtesten Entscheidung seiner bisherigen Amtszeit – die Entlassung von Manager Fredi Bobic. Auffällig: Er zog dabei seine hellblaue 1997-Retro-Aufstiegsjacke aus. Erst trug er eine dunkelblaue Thermojacke im Olympiastadion mit einem weißen H, dann eine Baseballjacke mit H. Des Kaysers neue Kleider!
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Die Lage ist bitterernst bei Hertha BSC. Ein Abstieg wird immer wahrscheinlicher. Die Aufbruchstimmung vom Sommer 2022 mit Trainer Sandro Schwarz und besonders mit Bernstein, dem ehemaligen Vorsänger der Ultras, der die Fans wieder vereint und für ein neues blau-weißes Wirgefühl gesorgt hat, schwindet immer mehr wegen der sportlichen Krise.
Bernstein hat in nur sieben Monaten so viel erlebt wie andere Bundesliga-Präsidenten in sieben Jahren. Spionage-Skandal gegen Ex-Boss Werner Gegenbauer, Bruch mit Investor Lars Windhorst, Neuverhandlung mit 777 Partners und dazu die dramatische Talfahrt der Mannschaft. Bernstein musste im Turbo-Tempo lernen und griff jetzt durch. Bobic weg und dazu die Verkündung, wieder auf mehr Hertha-DNA bei der Besetzung von Posten zu bauen.
Dienstag, 24. Januar im Olympiastadion

Bernstein sitzt mit dem Boss des zukünftigen Investors 777-Partners, Josh Wander, in der VIP-Loge des Olympiastadions. Beide sehen das 0:5-Debakel gegen den VfL Wolfsburg. Über seine Kult-Jacke hat er sich an diesem Abend eine dicke Thermojacke gezogen. Doch spätestens da ist klar, dass sich Bobic warm anziehen muss. „Die Entscheidung ist nach dem Wolfsburg-Spiel langsam gereift“, erklärt Bernstein später.
Sonnabend, 28. Januar, im Olympiastadion

Der Präsident erlebt eine zu erwartende Derby-Pleite gegen den 1. FC Union. Die hellblaue Retro-Jacke ist weg. Bernstein trägt unter der Thermojacke einen dunkelblauen Kapuzenpulli. Schon vor dem 0:2 ist klar – so hat er sich mit dem Präsidium und dem Aufsichtsrat abgestimmt –, dass Bobic gehen muss. Bernstein: „Das war keine Kay-Entscheidung. Das war eine wohlüberlegte Entscheidung, unabhängig vom Ergebnis. Bei uns ist keiner panisch geworden. Es war keine Kurzschlussreaktion.“ Die Botschaft ist klar: Der Boss bleibt ruhig und hat alles im Griff, auch wenn es gerade eng wird. Knapp drei Stunden nach Abpfiff wird Bobic gefeuert.
Sonntag, 29. Januar im Pressekonferenzraum

Bernstein betritt das Podium, von der Kultjacke ist nichts zu sehen, stattdessen eine dunkelblaue US-Baseballjacke. Es ist für ihn der härteste Moment, seit er Präsident ist. Er muss vor laufender TV-Kamera den Bobic-Rausschmiss begründen.
Offen und ehrlich sind seine ersten Worte: „Das ist mit Sicherheit nicht einfach, daher würde ich meine Nervosität am Anfang erst mal mitteilen. Das ist meine erste Pressekonferenz in der Form. Daher würde ich um Nachsicht bitten, wenn man sich verspricht. Eine Grundnervosität ist völlig normal. Das wäre auch Quatsch, wenn es nicht so wäre.“
Hertha-Boss Bernstein: „Wir versuchen mit aller Macht, da unten rauszukommen“
Bernstein steht im Rampenlicht und gibt authentisch seine Gefühlslage wieder. Wer darin eine Schwäche oder gar Inkompetenz sieht, hat genauso wenig verstanden, dass seine dunklen Tränensäcke erblich bedingt sind, was er schon im Sommer öffentlich klarstellte, und sie nichts mit einer harten Nacht und Augenringen zu tun haben. Der Boss will Missverständnisse vermeiden. Denn die Lage ist ernst bei Hertha. Und Bernstein ist es auch.
„Fredi Bobic kam unter anderen Voraussetzungen zu Hertha BSC. Die Voraussetzungen haben sich in den letzten anderthalb Jahren deutlich verändert. Wir sind weit weg davon, nach oben zu schauen. Wir sind weiterhin dabei, uns wirtschaftlich zu restrukturieren. Fredi Bobic hat viel modernisiert. Das führen wir auch weiter. Aber wir gehen jetzt einen anderen Weg, einen ganzheitlichen. Wir brauchen die Akademie, das Team, alle, die Hertha-DNA, das Brennen für unseren Klub. Wir werden versuchen, mit aller Macht, da unten rauszukommen“, erklärt Bernstein.
Es wird ein harter Weg bis Saisonende im Mai. Mal schauen, was Bernstein dann für eine Jacke anzieht. Vielleicht auch nur ein Retro-T-Shirt mit der Aufschrift „Aufholjäger“, denn blau-weiße Krisensaisons gab es ja schon genug. Aber bitte nicht nackt - mit dem Abstieg.