Hertha BSC: Perfekt! Der 777-Deal ist unterschrieben, doch diese Investoren-Millionen sind längst nicht alles …
Der KURIER schrieb es bereits am Mittwoch. Sonnabend verkündete Hertha BSC den Vertrag offiziell. Jetzt werden immer mehr Details bekannt, wie Hertha BSC die Finanzlöcher mithilfe des US-Investors stopfen will.

Der KURIER schrieb es am Mittwoch. Jetzt ist Herthas Vertrag mit dem neuen Investor 777 Partners aus den USA besiegelt. Pünktlich vor dem Einreichen der Lizenzunterlagen am 15. März gab es Sonnabend die Unterschriften und eine Ad-hoc-Finanzspritze. Damit ist das unglückliche Kapitel mit 374-Millionen-Investor Lars Windhorst beendet – aber nicht so ganz. Immer mehr Details werden bekannt. Neben dem 777-Deal darf Hertha BSC sogar auf noch mehr Millionen im Laufe des Jahres hoffen.
Sonnabend um 11.45 Uhr verkündete Hertha BSC den neuen Investorenvertrag offiziell. Präsident Kay Bernstein ist froh über das Geschäft mit dem US-Unternehmen: „Das ist ein zukunftsweisender Schritt für Hertha BSC. Wir möchten uns bei Josh Wander (777-Boss, die Redaktion) für sein Vertrauen in Hertha BSC bedanken. Diese strategische Partnerschaft hilft uns dabei, den Restrukturierungsprozess und die wirtschaftliche Konsolidierung von Hertha BSC weiter voranzutreiben. Daher sind wir froh, 777 Partners in der Hertha-Familie begrüßen zu dürfen.“
Finanzboss Tom Herrich hatte in den vergangenen Wochen verhandelt. Bernstein lobt ihn jetzt: „Dafür gilt vor allem unserem Geschäftsführer Thomas Herrich und seinem Team großer Dank. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Partner und wollen gemeinsam die Zukunft von Hertha BSC positiv gestalten.“
Auch der 777-Chef Josh Wander meldet sich zu Wort und das klingt erstmal nach freundlicher Kooperation: „In den vergangenen Monaten hatten wir die Gelegenheit, etwas über die reiche Geschichte und Kultur zu erfahren, die Hertha BSC so besonders macht, und wir freuen uns darauf, noch mehr zu lernen. Es ist eine große Ehre, Partner eines der Gründungsmitglieder der Bundesliga zu sein. Wir alle bei 777 sind uns der Verantwortung bewusst, die mit dieser Ehre einhergeht, und unser Team steht bereit, um zu helfen, wo immer wir können.“
Zunächst einmal zum 777-Einstieg beim finanziell arg gebeutelten Traditionsklub. Das Paket sieht jetzt so aus: Das Finanzunternehmen aus Miami kauft Windhorsts 64,7 Prozent Beteiligung an der Hertha KGaA für rund 200 Millionen Euro. Eigentlich ein sattes Minusgeschäft für den Finanzjongleur von 174 Millionen Euro. Damit Windhorst es verschmerzen kann, erhält er eine Beteiligung an einer 777-Tochterfirma. Also, so ganz ist Hertha damit den Skandal-Investor nicht los. Auch das schrieb der KURIER bereits im Dezember 2022.
Doch bei den 200 Millionen Euro bleibt es nicht. Denn die Amis, die an mehreren Fußballklubs beteiligt sind, haben mit Hertha Großes vor. Die KGaA-Beteiligung wird auf 75 Prozent aufgestockt und es fließen dafür in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro. Rund 35 Millionen gibt es jetzt sofort, um die klamme Kasse aufzufüllen.
Hertha-Boss Bernstein: Nicht noch mal die gleichen Fehler machen

Das alles hat seinen Preis. 777 Partners will mehr Mitspracherecht. Darüber besteht aber mit dem neuen Präsidium um Boss Kay Bernstein völlige Einigkeit. Bernstein hatte immer wieder betont: „Wir machen nicht die gleichen Fehler wie beim Einstieg von Windhorst. Es muss eine Partnerschaft mit gemeinsamen Zielen und gemeinsamer Kommunikation sein.“
Alles im Rahmen der 50+1-Regel der DFL, die zu viel Einflussnahme durch Investoren bei Bundesligaklubs verhindern soll. Das stellte auch Wander nochmal eindeutig klar: „Unsere oberste Priorität ist es, mit dem Verein und seiner Führung zusammenzuarbeiten, um Herthas langfristigen Erfolg auf und neben dem Platz zu sichern. Wir haben größten Respekt vor der Art und Weise, wie der Fußball in Deutschland strukturiert ist, und freuen uns darauf, mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um Hertha dabei zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.“ Das Vertragswerk wurde in den vergangenen drei Monaten von den Juristen auf beiden Seiten ausgearbeitet, Sonnabend erfolgten die Unterschriften. Endspurt gelungen, kurz vor Abgabe der Lizenzunterlagen.
Hertha schreibt seit rund zweieinhalb Jahren trotz der 374 Millionen Euro immer wieder Verluste, weil besonders die Personalkosten drücken. In dieser Saison waren es bis zum Stichtag 31. Dezember bereits wieder rund 44 Millionen Euro neue Verbindlichkeiten. Bis zum Juni werden es noch mal 20 Millionen Euro mehr werden. Das hatten die Bosse bereits bei der Mitgliederversammlung im November 2022 angekündigt. Bernstein sagt es immer wieder: „Die Zahlen sind herausfordernd.“ Der Finanzplan sieht vor, dass Hertha bis 2026 wieder schwarze Zahlen schreibt, so ist es auch mit dem US-Investor abgestimmt. Der knallharte Sparkurs geht weiter.
Plant Hertha BSC eine neue Anleihe?
Eine große Hürde ist noch die 40-Millionen-Euro-Anleihe, die im November 2023 nach fünf Jahren Laufzeit an das Finanzportfolio Nordic Bonds zurückgezahlt werden muss. Doch auch hier könnte es eine Lösung geben. Der KURIER erfuhr: Hertha überlegt – unabhängig vom 777-Einstieg –, eine weitere neue Anleihe aufzulegen, um damit die alte abzulösen. Es wäre zwar wieder ein Pump-Geschäft, aber ein überschaubares ohne großes Risiko.
Mehrere Banken sollen schon reges Interesse zeigen, obwohl Hertha eine sportliche Krise hat. Denn auf dem Finanzmarkt gelten Fußballbeteiligungen als lukratives Geschäft für Geldinstitute und Anleger, weil sie mehr Zinsen bringen als andere Investitionen. Es bleibt spannend bei Hertha – auf dem Rasen und am grünen Tisch …
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