Präsident Kay Bernstein, natürlich mit seiner blauen Traditionsjacke, war mit der sechsstündigen Mitgliederversammlung am Ende sehr zufrieden. 
Präsident Kay Bernstein, natürlich mit seiner blauen Traditionsjacke, war mit der sechsstündigen Mitgliederversammlung am Ende sehr zufrieden.  City-Press

Schlimme Finanzen, in der Bundesliga mitten im Abstiegskampf. Trotzdem bleibt bei Hertha BSC Aufbruchstimmung und gute Laune. Rund 1400 Fans kamen zur Mitgliederversammlung des Klubs in der Messehalle 22. Sie wollten alle in erster Linie den neuen Präsidenten Kay Bernstein (42) sehen und hören - über sechs Stunden!

Auffällig dabei: Präsidium und Aufsichtsrat saßen nicht mehr steif auf dem Podium in einer Reihe. Nein, es gab eine Talkrunde nach der anderen. Das wirkte schon mal viel moderner und kam bei den Mitgliedern sehr gut an.

Bernstein, der am 26. Juni gewählt wurde, sagt zu seinen ersten Monaten als Boss: „Es war aufregend, die ersten 140 Tage fühlen sich wie 360 Tage an. Ich bin mit offenen Armen auf der Geschäftsstelle empfangen worden, es ist sofort ein Miteinander da gewesen. Ja, das Miteinander haben wir bravourös gemeinsam geschafft.“

Bernstein: „97 Tage hat wir Ruhe mit Windhorst...“

Investor Lars Windhorst hat sich bei Hertha komplett ins Abseits manövriert. Bei den Fans ist er unten durch. 
Investor Lars Windhorst hat sich bei Hertha komplett ins Abseits manövriert. Bei den Fans ist er unten durch.  imago images/Koch

Zum Zoff mit 374-Millionen-Euro-Investor Lars Windhorst sagt er nur: „Klar wollten wir Ruhe mit Windhorst. Das haben wir 97 Tage geschafft, dann kam der Bericht der Financial Times (in dem wurde bekannt, dass Windhorst eine Wirtschaftsdetektei aus Israel gegen den damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer eingesetzt haben soll, die Red.). Aber wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr dazu sagen.“

Rund 80 Millionen Euro Minus gab es in der Saison 2021/22, die große Finanzspritze ist lange weg. Das Eigenkapital ist auf 29, 4 Millionen Euro geschrumpft. Bernstein redet da gar nichts schön: „Die wirtschaftliche Erblast wird die Mammutaufgabe.“

Die Personalkosten müssen gesenkt werden. Teure Spielereinkäufe gibt es sowieso schon lange nicht mehr. Es müssen weiter hohe Gehälter eingesperrt werden. Heißt: Einkäufe wird es weiter geben. Manager Fredi Bobic sagt es so: „Es war nicht einfach ist diesem Transfersommer eine Mannschaft zusammenzustellen. Wir haben uns auf Mentalitätsspieler konzentriert. Für Qualitätsspieler fehlt das Geld. Aber wir dürfen uns nicht ausverkaufen, wir müssen konkurrenzfähig in der Bundesliga bleiben.“

Und das muss diese Mannschaft dann im nächsten Jahr beweisen. Bisher ist Abstiegskampf angesagt. Kommt der Aufschwung wenigstens auf dem Rasen? Bobic ist hoffnungsvoll: „Ich spüre die Energie in dieser Mannschaft. Perfekt ist sie nicht, der Weg ist noch lang.“

Aufsichtsratsboss Brüggemann abgewatscht

Herthas Aufsichtsrats-Chef Klaus Brüggemann im Gespräch mit Manager Fredi Bobic.
Herthas Aufsichtsrats-Chef Klaus Brüggemann im Gespräch mit Manager Fredi Bobic. imago images/Koch

Schlusswort Bernstein zum Team: „Wir brauchen Geduld, aber Geduld und Berliner Klappe ist manchmal ein bisschen schwierig. Die Mannschaft hat noch Luft oben. Ich habe vollstes Vertrauen zu Sandro und Fredi. Die beiden sind ein tolles Team.“

Klingt alles friedlich. Ganz war es die Veranstaltung dann doch nicht. Aufsichtsratsboss Klaus Brüggemann schrammte knapp an seiner Abwahl vorbei. Knapp 52 Prozent der Mitglieder stimmten gegen ihn. Eine Dreiviertel-Mehrheit wäre für die Abwahl nötig gewesen. Was für Entscheidungen gab es noch? Hertha BSC positioniert nach dem Mitgliedervotum gegen die WM in Katar. Außerdem wird eine eigene Frauen-Fußabteilung gegründet. Wurde auch mal Zeit, der Verein heißt schließlich Hertha...

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