Das wird hohe Wellen schlagen
Hertha-Boss Kay Bernstein prangert an: „Profi-Fußball ist ein korruptes System!“
In einem Interview kritisiert Herthas Präsident Kay Bernstein das Geschäftsmodell der Bundesliga. Er hat ganz andere Ideen, wie man den Fußball wieder attraktiver für Fans machen kann.

Das Interview hat es in sich. Herthas Präsident Kay Bernstein (42) ist seit einem Jahr im Amt. Zwölf Monate auf Daueranschlag: Vereins-Finanzkrise, Windhorst-Spionage-Skandal, sportliche Dauertalfahrt, Bobic-Rausschmiss, jetzt der Abstieg. Doch Kay aus der Kurve, der ehemalige Vorsänger der Ultras, Mitbegründer der Harlekins vor 25 Jahren, weiß, dass er der Exot im deutschen Profi-Fußball ist. Mit Hertha hat er genug zu tun, doch jetzt gab er bei n-tv ein Interview, bei dem er generell den Profi-Fußball in der jetzigen Form anprangert: ein korruptes System!
„Wir sollten einfach mal fragen, wem der Fußball eigentlich gehört. Was haben wir für eine Verantwortung für das Spiel? Im Fußball ist ein monopolistisches System ohne Wettbewerb entstanden. Auf allen Ebenen. Mir fällt im Sport kein anderer legaler wirtschaftlicher Kreislauf auf, der ähnlich monopolistisch ist. Wir brauchen neue Regeln für einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Fußball. Die gelten dann für alle. Keine Hinterzimmer mehr“, erklärt Bernstein.
Der Mann meint es ernst. Fußball sollte sich wieder mehr um die Fans kümmern, anstatt dem schnellen Erfolg hinterherzuhecheln und mit abstrusen Millionen herumzuhantieren. Genau das versuchte Hertha auch jahrelang und es endete im Fiasko mit Millionen-Investor Lars Windhorst. 374 Millionen Euro quasi verbrannt und dazu am Ende nur Zoff.
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Bernstein: „Der Fall Windhorst hat mir die Augen geöffnet“

Bernstein: „Der Fall Windhorst hat mir die Augen geöffnet. Wie weit einige Personen gehen, um ihre Macht zu zementieren. Mir wurde klar, dass ich in einem Kreislauf gelandet bin, in dem es um sehr viel Geld geht, der zum Teil auch nicht fair spielt. Es ist ein korruptes System. Wenn es ums Geld geht, gibt es ganz viele, die mitreden wollen.“ Dann legt er nach: „Das meine ich im größeren Sinne. Dazu müssen wir nur auf die Fifa, die Uefa, auf die Verbände schauen. Es wird von oben so vorgelebt. Das System wird so gelebt. Überall.“
Der Mann will verändern, ist aber selbst Teil des Systems. Er gibt zu: „Veränderungen sind nicht unbedingt das liebste Kind der Deutschen. Aus meiner Wahrnehmung kann das mit der Anti-Atomkraft-Bewegung verglichen werden, aus der die Grünen damals entstanden sind. Bei mir ist es heute ein wenig wie bei den Grünen, die plötzlich in der Realpolitik gefangen sind. Die Pandemie und der Krieg haben die Welt stark verändert. Und so kämpfen wir – überspitzt gesagt – an unterschiedlichsten Fronten einen ganz ähnlichen Kampf. Wir können nicht mehr aufgehalten werden: Die Revolution hat schon begonnen.“
Anpfiff aller Spiele am Sonnabend um 15.30 Uhr

Der Hertha-Präsident hat ganz andere Ideen, um den Fußball wieder attraktiver und ehrlicher zu machen: „Wir sollten das Ziel haben, über übergreifende Themen zu sprechen. Mit Blick auf Ökonomie: Man könnte prüfen, wie viel Ertrag ein Verein mit jedem eingesetzten Euro holt. Und dann könnte der wirtschaftlich nachhaltigste Klub das meiste Geld bekommen. Aus ökologischer Sicht sollten wir über die Anstoßzeiten sprechen. Wieso spielen nicht alle Klubs wieder samstags um 15.30 Uhr? Dann kommen auch die Auswärtsfans noch mit der Bahn nach Hause.“
Bernstein ist nicht naiv und weiß selbst: „Dieses System, der Fußball, handelt sehr geschlossen. Neulinge oder Andersdenkende werden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Nicht jeder freut sich sofort über neue Blickwinkel. Solange die Maschine läuft, ohne dass sie gegen die Wand fährt, fehlt mir der Glaube, dass sich wirklich etwas ändert. Die Pandemie hat gezeigt, wie sehr das System am seidenen Faden hängt. Es ist verwunderlich, dass dann nicht alle Alarmglocken angehen und das System repariert wird.“
Mahnende Worte an alle, doch jetzt muss sich Bernstein wieder darum kümmern, dass Hertha BSC zurück in die Spur kommt ...
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