Dardai beordert drei neue Spieler in die Startelf
Hassplakat, Erdbeben, Nagellack! DIESE drei neuen Hertha-Profis haben richtig Mut
Drei Hertha-Neuzugänge spielen beim Saisonauftakt in Düsseldorf. Drei Menschen, drei Geschichten über Charakter-Spieler.

Vor zwei Monaten abgestiegen. Jetzt geht es für Hertha BSC in der Zweiten Liga los. Wenn Berlins Liebling und Sorgenkind am Sonnabend (20.30 Uhr, Sport 1) bei Fortuna Düsseldorf antritt, stehen von bisher acht neuen Spielern drei in der Startelf. Toni Leistner, Jeremy Dudziak und Fabian Reese. Drei Profis, drei Geschichten, die von sehr viel Mut handeln.
Hassplakat gegen Toni Leistner (32)
Hertha BSC in der absoluten Not, weil kein Geld mehr da ist. Und am anderen Ende der Stadt der einst kleine Lokalrivale, der völlig verdient jetzt die Millionen in der Champions League scheffelt. Genau in der Stimmungslage unter den blau-weißen Fans kam der Ex-Unioner Toni Leistner. Ganz ehrlich, die Eier muss man erst mal haben.
Dem routinierten Innenverteidiger kam im besten Fall Respekt für seine sportlichen Leistungen von den Anhängern entgegen. Dazu viele Kritiker und ein beschämendes Hassplakat von einigen wenigen Ultras. Leistner nahm selbst das cool und gelassen: „Das Banner habe ich am Anfang gar nicht wahrgenommen, weil ich relativ früh am Trainingsgelände war. Ich dachte erst, die Jungs verarschen mich, als sie mir es erzählten. Wir wussten im Vorhinein, dass irgendetwas kommen wird, da haben wir uns drauf eingestellt. Aber ich habe ein dickes Fell.“
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Leistner grätschte böse Gedanken in seinem Kopf einfach weg und ließ sich nicht beeindrucken. In der Vorbereitung und in den Testspielen verteidigte er souverän und führte die Hintermannschaft. Leistner: „Wir hatten dann einen Austausch beim Fan-Abend, das war sehr positiv. Das kommt mit der Zeit. Im Endeffekt kann man nur mit Leistung überzeugen.“ Die will er jetzt beim Saisonauftakt in Düsseldorf zeigen.
Jeremy Dudziak (27) kämpft gegen Erdbebentrauma

Für den linken Außenverteidiger war die Welt bis zum 6. Februar in Ordnung, dann brach sie zusammen. Dudziak war mitten im Epizentrum des Türkei-Erdbebens, bei dem rund 50.000 Menschen starben. Auch ein Mitspieler bei seinem Ex-Klub Hatayspor kam um, andere wurden verletzt. Dudziak selbst hatte Glück und konnte aus der Türkei ausfliegen. Doch die schlimmen Schockbilder begleiteten ihn lange.
Als er bei Hertha BSC seinen Vertrag vor vier Wochen unterschrieben hatte, meldete er sich mit einem mutigen, offenen Brief an die Fans: „In der Türkei am eigenen Leibe zu erfahren, dass alles vorbei sein kann, ein Tag an dem viele Menschen, Menschen, mit welchen ich noch Stunden zuvor Zeit verbracht habe, ihr Leben verloren haben, hat mir einen Moment der Stille gegeben und lässt mich seitdem das Leben aus einer anderen Perspektive, einem anderen Blickwinkel betrachten.“ Dudziak sieht Hertha jetzt als seine große Chance. Seine Botschaft ist klar: „Ich will das machen, was mir Spaß macht: Fußball spielen.“ Sonnabend wagt Dudziak den Neuanfang und er wird es genießen.
Fabian Reese (25) ist mit Nagellack auf Zack

Der Ex-Kieler Fabian Reese hat nicht wie die anderen beiden neuen Spieler irgendeine Vorbelastung. Ganz im Gegenteil: Der linke Flügelflitzer kam, strahlte und eroberte die Fan-Herzen im Sturm. Er ist der neue Sunnyboy in der Truppe. Der Angreifer ging wegen seines persönlichen Modestils auch gleich in die Offensive. Er trägt als Mann gerne Nagellack. Stolz präsentierte er sich so beim Training.
Was andere vielleicht darüber denken, ist dem unbekümmerten Reese ziemlich schnuppe: „Ich trage eine andere Frisur und Nagellack. Ich bin nicht so der Prototyp eines Fußballers. Ich stehe für meine Meinung und meine Werte ein. Ich als Fußballprofi möchte da ein Vorbild sein: Traut euch einfach, worauf ihr Lust habt. Das ist völlig egal, was andere sagen.“ Die meisten Fans finden die freie, fröhliche Denkart von Reese ziemlich cool. Aber noch schöner finden sie, dass der Außenstürmer in der Saisonvorbereitung vom ersten Tag an Vollgas gab und starke Testspiele ablieferte. Mit Nagellack auf Zack, bitte Sonnabend in Düsseldorf genauso weitermachen.