Hertha-Kolumne
Haris Tabakovic hat das Zeug zum Mittelstürmer-Liebling
Der Typ des klassischen Neuners ist zum Glück zurück im Fußball, Hertha BSC hatte vor dem Schweizer schon einige Knipser-Legenden – sie haben den Blau-Weißen immer gutgetan.

Die klassischen Mittelstürmer feiern im deutschen Fußball Auferstehung. Und das ist gut so. Einige Jahre suchte man zuverlässige Torjäger vom alten Schlage eines Gerd Müller, eines Uwe Seeler, später eines Horst Hrubesch oder Rudi Völler oder zuletzt eines Robert Lewandowski vergeblich. Das galt auch für den modernen internationalen Fußball, weil Trainer-Taktik-Füchse wie der Spanier Pep Guardiola den kuriosen Begriff von der „falschen Neun“ prägten und lieber als Sturmspitze auf feine, wendige Techniker zurückgriffen, die sich immer wieder nach hinten fallen ließen – aber oft ihren ursprünglichen Job als Torjäger vergaßen.
Gott sein Dank begeistern längst wieder die „echten“ Mittelstürmer mit ihrer Wucht und ihren Toren. In der Ersten Liga tummeln sich mit Harry Kane (Bayern München), Kevin Behrens (1. FC Union), Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund) oder neuerdings mit Victor Boniface (Bayer Leverkusen) einige prächtige Neuner.
Haris Tabakovic ist bisher ein Volltreffer
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Eine Etage tiefer in Liga zwei begeistern Robert Glatzel vom Hamburger SV oder Simon Terodde von Schalke. Und seit einigen Wochen hat auch Hertha BSC mit Haris Tabakovic einen Profi in der vordersten Linie, der sagt: „Mein Job sind Tore!“ Ganz klar: Dieser Mann ist eine Wucht. 1,94 Meter groß, 90 Kilo schwer.
Der 29-jährige Schweizer mit bosnischen Wurzeln kam von Austria Wien nach Berlin und ist ein Typ, der sich durchsetzen kann und unbedingt zu Hertha wechseln wollte. Er gehört erst wenige Wochen zum Team und ist bislang im wahrsten Sinne des Wortes ein Volltreffer.
In vier Ligaspielen schaffte er bereits vier Tore, gab zwei Assists. Zudem bekam er zweimal die starke Note 1,5 im Fachmagazin Kicker für seine Auftritte. Beim 5:0 im Pokal in Jena traf er zudem einmal, gab eine Torvorlage. Ich hoffe – wenn er so weitermacht –, er kann sich irgendwann in die Riege derjenigen klassischen Mittelstürmer einreihen, die für immer im Gedächtnis der Hertha- Fans geblieben sind und zu Publikumslieblingen aufstiegen.
Fredi Bobic blieb als Stürmer einiges schuldig
Einer aus diesem exklusiven Zirkel war Karl-Heinz Granitza, der Ende der 1970er-Jahre die Tornetze zerschoss. Der heute 71-Jährige erklärte mir sein Idealbild eines Mittelstürmers: „In Zeiten des Videobeweises muss der sich immer am Rande des Abseits aufhalten. Im 4-4-2-System bekommt er es oft mit zwei Gegnern zu tun, darf keine Angst haben, muss beweglich, körperlich präsent und möglichst immer eine Anspielstation sein. Entscheidend: Er muss geil auf Tore sein! Tabakovic scheint mir solch ein Typ zu sein.“

Hertha BSC beschäftigte zahlreiche starke Mittelstürmer, viele wurden ihrem Ruf als Torjäger gerecht so wie der schlitzohrige Vedad Ibisevic, der raffinierte Marco Pantelic oder der kaltschnäuzige Michael Preetz. Ich habe sie alle gern spielen gesehen und ihre Treffer beschrieben.
Andere blieben einiges schuldig. In den 2000er-Jahren gehörten der Brasilianer Luizao oder Fredi Bobic in diese Kategorie und zuletzt der polnische Angreifer Krzysztof Piatek. Bei Hertha waren es in jeder Epoche zudem extrem torgefährliche offensive Mittelfeldspieler, die trafen, wenn die oft sensiblen Mittelstürmer Ladehemmung bekamen. Erich Beer, Lorenz Horr oder Marcelinho waren solch herausragende Kicker.
Michael Preetz war bisher Herthas bester Mittelstürmer
Karl-Heinz Granitza, der nach seiner Zeit bei Hertha in den USA bei Chicago Sting in 225 Spielen sagenhafte 141 Tore schoss, hat auf mein Bitten Herthas Mittelstürmer verglichen. „Für mich ist Michael Preetz vielleicht der Beste gewesen – mit seinem hervorragenden linken Fuß, seiner enormen Kopfballstärke, seiner Cleverness vor dem Tor und seinem fußballerischen Verständnis.“

Herthas Cheftrainer Pal Dardai sagte mit Blick auf Haris Tabakovic: „Du musst Mittelstürmern immer Vertrauen geben. Sie sind sehr speziell.“ Das zeigt auch ein Bonmot von Toni Polster, der einst für Österreich Tore am Fließband schoss: „Ein Denkmal will ich nicht, darauf scheißen ja nur die Tauben!“