Magische Hände? Fast hat man den Eindruck, als möchte Pal Dardai die Rettung von Hertha BSC durch Beschwörung erreichen.
Magische Hände? Fast hat man den Eindruck, als möchte Pal Dardai die Rettung von Hertha BSC durch Beschwörung erreichen. Matthias Koch/imago

Aller guten Dinge sind drei, sagt man. Mal sehen, ob das auch für Hertha BSC gilt. Pal Dardai (47) übernimmt zum dritten Mal den Job als Cheftrainer der Blau-Weißen. Erst mal mit Vertrag bis zum Saisonende. Zweimal gelang dem Ungarn schon die Mission Klassenerhalt. Nur: Noch nie war die Situation so mies wie jetzt. Platz 18, zwar nur zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsrang 16, aber schon fünf Zähler bis zum rettenden Ufer. Und vor allem: Es sind nur noch sechs Spiele!

Rückblende. Am 5. Februar 2015 löste Dardai, der zu dem Zeitpunkt Ungarns Nationalteam betreute, bei Hertha Jos Luhukay als Trainer des Tabellen-17. ab, legte einen Tag später mit einem 2:0 in Mainz los. Am Ende war Hertha als 15. gerettet. Am Saisonende 2019 war nach Meinungsverschiedenheiten über die Spielweise mit dem damaligen Manager Michael Preetz Feierabend.

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Am 25. Februar 2021, einen Tag nach der Freistellung von Preetz sowie von Trainer Bruno Labbadia, kehrt Dardai zurück, Hertha liegt als 14. nur zwei Punkte vor dem Relegationsplatz. Auf ein 1:3 in Frankfurt folgen neun Spiele in Serie ohne Niederlage. Als 14. sind die Blau-Weißen einen Spieltag vor Saisonende gerettet. Dardai blieb, bis Fredi Bobic, damals der neue starke Mann, ihn Ende November 2021 durch Tayfun Korkut ersetzte.

Für Hertha gilt Dardai als die absolute Wunschlösung

Jetzt also Rettung Nummer drei? Zaubern kann auch Dardai nicht, aber er kann für neuen Mut sorgen. Sportchef Benjamin Weber (43): „Wir hatten nicht mehr den Eindruck, dass Sandro Schwarz die Situation noch drehen kann. Viele haben uns jetzt schon abgeschrieben, aber das ist auch Ansporn. Pal kennt hier jeden Grashalm, jede Tür. Er kann sofort anfangen. Wir wollten jemanden, der sofort helfen kann. Niemand steht für den Berliner Weg so sehr wie er. Pal ist die absolute Wunschlösung.“

Das geht runter wie Öl. Dardai fühlt sich geehrt, als Klub-Ikone (Rekordspieler mit 297 Einsätzen) hängt aber auch sein Herz an der Aufgabe: „Ich kenne Benni und die Jungs hier schon seit Jahren. Eigentlich war der Plan, dass ich im Sommer zur Akademie zurückkehre. Dann kam der Anruf. Ich habe zugesagt.“ Nachdem er sich das Okay von seiner Frau eingeholt hatte: „Jetzt darf Deutschland lachen: Ich habe zu Hause nicht die Hosen an. Monika war einverstanden.“ Pal ist schon vor dem ersten Training in Bestform.

Pal Dardai schaltet bei Hertha BSC sofort auf Vollgas

Noch ein Beispiel gefällig? Auf die Frage, was sich für ihn persönlich geändert habe seit Ende November 2020, antwortet Dardai: „Ich habe einen Hund (einen Maltipoo, eine Kreuzung aus Malteser und Pudel – Anm. d. Red.) gekauft, bin ein komplett anderer Mensch. Gestern habe ich den Job zugesagt, heute hat der Hund gelitten. Ich habe jetzt keine Zeit mehr für ihn. Jetzt bin ich im Arbeitsmodus.“ Gut so.

Pal Dardai und seine Frau Monika auf der Tribüne: Sie gab ihm grünes Licht für den Job bei Hertha.
Pal Dardai und seine Frau Monika auf der Tribüne: Sie gab ihm grünes Licht für den Job bei Hertha. Matthias Koch/imago

Denn Dardai sieht die Rettung als überlebenswichtig an: „Ich will dazu zurückkehren, dass die Jugendspieler die Herrenmannschaft sexy finden. Wenn die A-Mannschaft absteigt, dann ist basta.“ Rang 16 und die Relegation sind sein Minimalziel. Mehr würde gerne genommen, aber Dardai ist Realist. „Ich kann nichts versprechen, aber ich werde alles versuchen. Ich gehe von acht Spielen aus“, so der Ungar. Also Rettung über die Relegation. 

Dardai verrät seine Pläne für Hertha BSC erst nach den Gesprächen mit den Spielern

Und wie soll das mittelschwere Wunder gelingen? „Wir müssen gewisse Sachen korrigieren, uns mehr bewegen, besser zusammenhalten, Fehler des Mitspielers ausbügeln. Da sehe ich schon ein paar Dinge, die nicht funktionieren. Wir müssen ackern, diszipliniert sein, von Spiel zu Spiel denken. Und ein bisschen Spielglück braucht man auch.“

Die größten Schwachstellen? „So viel kann ich gar nicht erzählen. Ich will erst mit der Mannschaft reden. Nach der ersten Woche kann ich Antworten geben, auch zum System und zur Spielweise. Ich habe schon ein paar Ideen, aber die muss ich erst noch einbringen. Heute geht es locker mit Fußballtennis los. Es geht darum, Gespräche zu führen. Ich brauche keine Spieler mit Hemmungen, sie sollen frei sein.“

In diesem Zusammenhang spielt Prince Boateng (36) eine entscheidende Rolle. Dardai: „Er hat gegen Schalke gut gespielt, aber ich kann jetzt niemandem Versprechungen machen. Ich brauche Führungsspieler, aber in Gesprächen muss ich auch erst die Chemie im Team herausfinden.“

Auf geht’s! Dardai stellt noch mal klipp und klar fest: „Meine Verantwortung ist, die Mannschaft in der Liga zu halten. Das hat schon zweimal geklappt. Wir haben noch alles in unserer Hand, aber wir haben eine unsichere Mannschaft. Jeder braucht Unterstützung und positive Energie. Wir brauchen die Mentalität, positiv zu sein.“ 

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