Wenn Pal Dardais gute Laune alleine langen würde, um das Abstiegsgespenst zu vertreiben, dann wäre die Rettung von Hertha BSC schon perfekt.
Wenn Pal Dardais gute Laune alleine langen würde, um das Abstiegsgespenst zu vertreiben, dann wäre die Rettung von Hertha BSC schon perfekt. Imago/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Sich auf göttlichen Beistand verlassen? Das wird bei der Rettungsmission nicht langen. Schaden kann es aber mit Sicherheit nicht, wenn Hertha BSC im Spiel eins unter Pal Dardai gegen Werder Bremen (15.30 Uhr, Sky) an diesem Sonnabend Hilfe vom Fußballgott erfährt. „Wenn ich eine Bitte nach oben habe, wäre das, vor 70.000 Zuschauern in Führung zu gehen“, sagte der Rückkehrer vor seinem dritten Debüt auf der Trainer-Bank der Blau-Weißen.

Der lebenslustige Ungar ist aber keiner, der die Hände zum Beten im Schoß faltet, sondern eher einer, der die Ärmel hochkrempelt. Und sich auf irdische Dinge verlässt. Da wären zum einen natürlich die Fans. Auch wenn die Bremer in fünfstelliger Zahl in die alte Betonschüssel kommen werden – Schätzungen gehen von zwischen 12.000 bis 15.000 Anhängern der Grün-Weißen aus –, das Gros im Olympiastadion hält es mit den Blau-Weißen. Und sie werden im ersten von sechs bis acht (mit der Relegation) Endspielen wie ein Mann hinter ihrer Truppe stehen.

Nicht ganz umsonst trug daher Dardai die Botschaft des Tages an die leidgeplagten Hertha-Fans auf seinem ultramarinblauen Kapuzenpullover. „WIR Herthaner“ stand dort. Zusammenhalt ist wichtig. Wichtiger denn je vielleicht beim Ligaschlusslicht. Und eine Führung könnte alle beflügeln.

Dardai hofft auf Unterstützung von oben für Hertha BSC 

Dardai war die letzten Tage sichtlich bemüht, Hoffnung zu verbreiten. Sechs Spiele, genug Möglichkeiten, von Tabellenplatz 18 in Sicherheit zu springen: „Jedes Spiel hört sich an wie ein Endspiel. Man kann nicht wie in einem Freundschaftsspiel etwas ausprobieren. Wir müssen trotzdem funktionieren, dürfen nicht zu defensiv sein. Wir müssen gewinnen“, sagte Dardai.

In der ersten Woche seiner dritten Hertha-Amtszeit war Dardai damit beschäftigt, das verheerende 2:5 auf Schalke aus der Vorwoche aus den Köpfen zu bekommen, das seinen Vorgänger Sandro Schwarz den Job gekostet hatte. In Einzelgesprächen, so berichtete Dardai, hätten sich dem 47-Jährige beim verunsicherten Tabellenletzten gar einige Führungsspieler aufgedrängt. „Es ist schon gut, dass ich sieben Spieler gefunden habe. Hätte ich nur drei, wäre ich heute nicht gekommen“, scherzte er im Vorfeld der Partie und ergänzte: „Du brauchst diese Qualität, deshalb schlafe ich noch gut.“

Die Abwehr war bislang die Achillesferse bei Hertha BSC

Spurlos geht das aber alles auch nicht an ihm vorbei. Irgendwann ist auch seine Energie mal aufgebraucht. „Wenn ich nach Hause komme, bin ich müde. Nicht körperlich, sondern vom Kopf her“, sagt Herthas Rekordspieler. Denn in der ersten Woche nach seiner Rückkehr zu seinem abstiegsgefährdeten Herzensklub gab es viel zu tun. Spieler kennenlernen, viele Gespräche führen, den Gegner scouten, erarbeiten, was verändert werden muss. „Aber das ist immer die erste Woche, danach wird es wieder einfacher“, sagt er.

Gerade die Defensive, nicht nur auf Schalke eine veritable Großbaustelle, war zuletzt die Achillesferse von Hertha BSC. „Die Räume waren viel zu groß. Das kannst du dem Gegner nicht anbieten. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Dardai und ergänzte: „Wir sind ein Block, defensiv und offensiv. Wir müssen das gemeinsam machen.“

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