„Inkompetent“: Pering rechnet brutal mit Hertha-Präsident Bernstein ab
Finanzen, neuer Investor, Führungsstil, sportliches Versagen: Ingmar Perings Liste ist lang und seine Vorwürfe haben es in sich.

Die Welt von Hertha BSC, sie steht seit dem Sommer 2019 einfach nicht mehr still. Auf die vielen Beben, die den Klub immer wieder und zum Teil heftig durchrüttelten, droht vor der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Sonntag und mitten im brutalen Abstiegskampf die nächste Schlammschlacht. Präsidiumsmitglied Ingmar Pering (57) tritt zurück und rechnet mit Hertha-Präsident Kay Bernstein (42) ab!
Das nennt man mal Rundumschlag! Finanzen, neuer Investor, Führungsstil, sportliches Versagen: Perings Liste ist lang und seine Vorwürfe haben es in sich.

In seiner Erklärung an Präsidium und Aufsichtsrat, die auch dem KURIER vorliegt, rechnet der Rechtsanwalt gnadenlos mit Gegenbauer-Nachfolger Bernstein ab: „In der zentralen Frage der Finanzen haben wir katastrophal versagt. Wir haben auf die Zusagen von Werner Gegenbauer und Ingo Schiller (Finanz-Boss bis Oktober 2022, d. Red.) vertraut, dass die Finanzierung noch ein Jahr sicher sei, als sie gegangen sind. Entweder haben wir in der Zwischenzeit unsere Aufgaben nicht richtig erfüllt oder wurden getäuscht.“
Ingmar Pering bezeichnet Kay Bernstein als „egoistisch“ und „inkompetent“
Dabei geht Pering angesichts der akuten Lizenzprobleme auch auf eine Aussage Bernsteins ein, der vor Weihnachten im Kicker mit Blick auf die Lizenz erklärte: „Wir haben keine Liquiditätsprobleme. Diese und die folgende Saison sind durchfinanziert.“ Für Pering nicht die einzige „völlige Fehleinschätzung“.
Der von der Liga derzeit untersuchte Deal mit dem US-Investor 777 Partners, der die Anteile von Lars Windhorst übernahm, bringt Pering in Rage: „Die Vereinbarungen mit 777 wurden in einem hastigen Verfahren durch das Präsidium gebracht, allerdings ohne dass noch Überlegungen zu Alternativen angestellt werden konnten.“ Pering weiter: „Wenn man nur noch Ja zu einem Fast-Ausverkauf sagen kann, haben viele Frühwarn-Systeme völlig versagt oder sollten vielleicht versagen.“

Pering, seit 2007 stets im Hertha-Präsidium vertreten und zuvor auch ein Gegner Gegenbauers, wird bei seiner Abrechnung mit Bernstein auch persönlich: „Jetzt haben wir es nicht nur mit egoistischen und auf persönliche Vorteile bedachten Machtmenschen zu tun, sondern auch noch mit versammelter Inkompetenz.“
Ingmar Pering attackiert Hertha-Präsident Kay Bernstein
Nach Bernsteins Wahl am 26. Juni 2022 mit 54 Prozent der Stimmen habe dieser mit der Frage überrascht, „wer hier noch weiterarbeiten oder wer zurücktreten wolle“. Die vielen neuen Positionen und Kündigungen bei Hertha BSC seien „von der Etablierung einer neuen Machtstruktur geprägt“, der Rauswurf von Trainer Sandro Schwarz „viel zu spät“ gewesen.
Pering, der bei der Wahl Bernsteins als Vize-Präsident von Gegenkandidat, Füchse-Boss und CDU-Politiker Frank Steffel kandidierte, behauptet, „dass man versuchte ihm die Rolle des aufsässigen, destruktiven Grantlers oder Durchstechers zuzuschieben, der die vermeintliche neue Einheit im Verein stört. Diesen Vorwand möchte ich dem Präsidium gern nehmen.“
Update: Am Donnerstagabend äußerte sich das Präsidium von Hertha BSC: „Präsident Kay Bernstein ist enttäuscht von diesem Schritt insbesondere in der gegenwärtigen Situation, möchte es jedoch nicht versäumen, Ingmar Pering für sein langjähriges Engagement bei Hertha BSC zu danken.“
Weiter heißt es: „Das Präsidium war nach den Wahlen im vergangenen Sommer zuversichtlich, die laufende Legislaturperiode in der von den Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung im Juni 2022 gewählten Besetzung gemeinsam erfolgreich zu meistern. Darüber bestand noch bis zuletzt Einigkeit unter allen Mitgliedern des Gremiums.“
Ingmar Perings Rücktritt bringt Hertha BSC in Bredouille
Perings Rücktritt sorgt nicht nur für ein neues Beben vor dem Alles-oder-nichts-Spiel beim 1. FC Köln (Freitagabend, 20.30 Uhr, DAZN). Er zwingt Hertha auch zeitnah eine weitere Mitgliederversammlung einzuberufen, da das Präsidium mit nun nur noch sechs Mitgliedern die von der Vereinssatzung vorgegebene Mindestanzahl unterschreitet. Das erfordert Geld und Zeit. Beides hat Hertha BSC bekanntlich wenig.
Die Problematik will das Präsidium nun kurzfristig auf die Tagesordnung der MV am Sonntag setzen, „um dort gemeinsam mit den Mitgliedern über die Optionen einer Nachwahl in einer außerordentlichen oder der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung zu diskutieren.“
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